Nachtwächter Hildenbrand in Atlandsberg: Hansdampf in allen Gassen

ERINNERUNG an den verstorbenen Nachtwächter Horst Hildenbrand

Nachtwächter Hildenbrand in Atlandsberg: Hansdampf in allen Gassen

Woran denken unterschiedlichste Wegbegleiter, was bleibt im Kopf hängen zu jenem Menschen, der in seinem zweiten Ich aufgegangen ist?

Bewachter Auftritt: Neuenhagens Männerchor auf dem Altlandsberger Markt 2012

18.12.2023

Ravindra Gujjula, Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung: Als eine starke Persönlichkeit mit einigem schauspielerischen Können bezeichnet der Altlandsberger Arzt Hildenbrand. Kaum einer spreche von Hildenbrand, sondern alle nur vom Nachtwächter, verweist Gujjula auf den Bekanntheitsgrad und die starke Präsentation der Stadt durch ihn. Für eine Schlagzeile sei er immer gut gewesen, meint Gujjula augenzwinkernd.

Ina Grajetzki, Hoppegarten, Cheftrainerin United Dancing Angels Altlandsberg: „Als Nachtwächter hat er uns stets in seine Projekte wie die Gruselnacht eingebunden. Wir haben ihm viel zu verdanken.“ Ganz persönlich schätzte sie seine ehrliche direkte Art. „Heutzutage, wo es jeder besser weiß, aber nicht besser macht, war er ein Mann der Tat, auch wenn das für manche schon mal unbequem war. Nur so bleibt man im Dialog und bringt etwas voran.“

Detlef Börold, Stadtverordneter aus Bruchmühle: Der Vorsitzende der Fördergesellschaft Schlossgut Altlandsberg verweist darauf, dass sich Hildenbrand auch als Mitglied dieses Vereins für die Stadt engagiert hat. Wenig erbaut zeigt er sich indes darüber, dass sich die von drei Bruchmühler Stadtverordneten verdientermaßen beantragte Auszeichnung Hildenbrands mit der „Ehrennadel in Gold“ durch die Stadt nach verschiedenen Verzögerungen quasi erledigt hat. Nicht unumstritten sei er gewesen, ist der Begründung zu entnehmen, mit sehr eigenen Vorstellungen von Werten und deren angemessene Umsetzung, doch bei all seiner Kritik sei es ihm immer um das Wohl der Stadt gegangen.


Olaf Borchardt, Petershagen-Eggersdorf:
Der langjährige Doppeldorf-Bürgermeister i. R. war fasziniert davon, mit welcher Überzeugung und Leidenschaft der gebürtige Hesse Hildenbrand für seine Stadt Altlandsberg brannte, auftrat und andere begeisterte. Er habe sich mit seiner Wahlheimat wirklich identifiziert, obgleich seine Art nicht nur Anklang fand und seine Sturheit auch eine Art Hassliebe erzeugen konnte.

Simone Marsollek, Petershagen-Eggersdorf: Für ihre beiden Jungs, Maddox und Miles, sei Horst so etwas wie ein Ersatz-Opa gewesen, sagt die Mutter der beiden hochmusikalischen Talente an Klavier und Geige. „Die zwei haben ihn und Brigitte sehr gemocht und sind nun traurig.“ Seit Maddox‘ Klavierspiel bei der Grundsteinlegung zur Orangerie hatte der Kontakt stetig zugenommen. „Wir haben ihm viel zu verdanken“, Tipps, Organisationshilfe, Begleitung, Beratung oder auch mal den Schubs in die richtige Richtung.

Ralf Thaler, Heimatverein Altlandsberg: Er hat als bestens vernetzter Mann wichtige Sponsoren herangeholt, nachdem die Stadt und wir das Haus am Berliner Torturm von der Reformierten Kirchengemeinde in Obhut übereignet bekamen. Nach seinem Ausstieg als Nachtwächter hat er auch immer den Rasen im Hofgarten gemäht, hebt der Vereinskassenwart hervor.

Gerhard Mestwerdt, „Nachtwächter“ in Springe: Horst und Altlandsberg sind zwei Dinge, die zusammengehören, steht für den langjährigen Streiter in der Deutschen Gilde der Nachtwächter, Türmer und historischen Figuren fest. Nicht nur, dass er 2008 bei seinem Eintritt in den gemeinnützigen Verein alsbald zum stellvertretenden Gildemeister und zum Sprecher der Region Ost gewählt wurde. 2009 und 2015 holte er die Gilde-Hauptversammlung gleich zweimal nach Altlandsberg und machte die Stadt so vielen bekannt. Ein äußerst umtriebiger Mensch mit einem dominierenden Charakter, der auch gegenüber der Gilde nie unkritisch gewesen sei.

Elke Peper, Diskothek mit PeP: Auf die bekannte DJane trifft ihr Urteil über Horst Hildenbrand genauso zu. „Er war ein Hansdampf in allen Gassen“, ein redegewandtes Sprachrohr für die Stadt und überall dabei. Wenn Horst irgendwo auftauchte, hätten sich sogleich Leute und Kinder um ihn versammelt – Anziehungskraft wie ein Magnet. Vor allem für die Kinder sei Nachtwächter Horst immer aufs Neue am Überlegen gewesen, betont Elke Peper, ob für die Gruselrundgänge zu Halloween oder die beleuchtete Treckerparade am 3. Advent – beides „seine Babys“.

Ulrich Handke, aktuell berufener Nachtwächter Altlandsbergs: Als mein Vorgänger und Lehrer war ich sein Schüler. Er hat mich auch zur Bewerbung gepusht, in den Tourismusverein und die Gilde eingeführt. Dabei immer so voller Energie und Tatendrang, humorvoll, witzig, kinderlieb, wenngleich auch durchsetzungsstark und unbequem. Ein Hesse, der sich mit Leib und Seele Altlandsberg verschrieben hatte. Gabriele Rataj

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