Nachtwächter Horst Hildenbrand in Altlandsberg: Mit Hut, Horn und Hellebarde

ERINNERUNG an den verstorbenen Nachtwächter Horst Hildenbrand

Nachtwächter Horst Hildenbrand in Altlandsberg: Mit Hut, Horn und Hellebarde

Immer stilgerecht ausgestattet hat der Mann mit seiner Rolle als Botschafter der Stadt seine Wahlheimat und die Märkische-S5-Region geprägt.

Allgegenwärtig: Zum Familientreffen derer von Schwerin im Sommer 2017 im Gutshaus Fotos (6): Gabriele Rataj

18.12.2023

Wenn Horst Hildenbrand die Kutte anzog, Hut, Horn, Hellebarde und Laterne ergriff, um in sein zweites Ich als Nachtwächter ehrenhalber der Stadt zu steigen, dann war er nirgendwo zu übersehen. Er wollte auch nicht übersehen werden. Schließlich hatte er 2005 vom damaligen Bürgermeister Manfred Andruleit die Berufungsurkunde und damit einen Auftrag erhalten!

Bald schon zierte sein käuflich erworbenes Nachtwächter-Markenzeichen Kaffeepötte und Autogrammkarten. Auf kleinen Likörflaschen war es ebenso zu finden wie in diversen Briefen, Mails, Rubriken im Stadtmagazin …

Gewichtig, bedeutsam, laut und selbstbewusst lebte Horst Hildenbrand seine Rolle als Botschafter der Stadt weit über deren Grenzen hinaus fast 20 Jahre. Nur ungern und von Alters wegen gab er diese im 80. Lebensjahr auf und den schwarzen Umhang weiter. Am Ende noch ein kurzer Abstecher als Mönch des einst im Ort befindlichen einzigen Servitenklosters der Mark, eine nicht ganz legale Gastrolle. Doch auch die spielt er nun nicht mehr. Die Nummer zwei in der kurzen Liste der Nachtwächter-Verkörperer – zwischen Oskar Leinweber und Ulrich Handke – ist kürzlich verstorben.

Welche Spuren Horst Hildenbrand nicht nur als Nachtwächter hinterlassen hat, dazu äußern sich im Gespräch und auf Nachfrage Menschen, die seinen Weg gekreuzt haben.

Auch als Nachtwächter a. D. war er noch unterwegs: Er brauchte seine Rolle - zuletzt als Vertreter des einstigen Servitenklosters in Altlandsberg.
Auch als Nachtwächter a. D. war er noch unterwegs: Er brauchte seine Rolle - zuletzt als Vertreter des einstigen Servitenklosters in Altlandsberg.

Heidelind Uhlig, Neuenhagen: „Ein absolut hilfsbereiter Mensch mit einem großen Herzen für Kinder,“ sagt die langjährige Rektorin der Stadtschule Altlandsberg. Am dritten Tag nach dem schlimmen Schulbus-Unglück bei Buchholz habe Horst Hildenbrand gedrängt, wo er wie helfen könne. Er lotste Profis von den Berliner Eisbären ans Kinderkrankenbett, organisierte den Besuch eines Spiels in Berlin, trat jährlich bei den Grundschülern in Aktion, um die Verbundenheit zu ihrer Stadt zu fördern, ließ keinen Vorlesewettbewerb aus, erinnert sich die Pädagogin.

Stephen Ruebsam, Museums- und Kultur GmbH Rüdersdorf: Der Vorgänger der jetzigen Geschäftsführerin der Schlossgut GmbH hatte in Hildenbrand einen Partner, mit dem er Plänen für den Tourismus oder für Altlandsberg „mit verteilten Rollen, auch mal naiv und ahnungslos“ eine Richtung geben konnte. „Er wird mir sehr fehlen, vor allem als der Schelm, der er war. Seine Rolle als Nachtwächter hat er auch als die des Hofnarren verstanden in seiner Residenzstadt – das war großartig.“

Grit Burkhardt, Sanierungsbeauftragte Altlandsbergs: „Er war ein wertvoller Partner und zugleich Meister der Selbstvermarktung bei allen öffentlichkeitswirksamen Aktionen, in die die Stadt als Gründungsmitglied der AG Städte mit historischen Stadtkernen im Land Brandenburg involviert war.“ Denkmal des Monats, Historischer Adventskalender, Schloss- und Stadtführungen, aber auch touristische Aktionen der S5-Region wie das Sattelfest, Gartennachbarn, Auftritte zur ITB, zur Grünen Woche nennt sie als Beispiele.

Jörg Fischer, Vorsitzender Männerchor „Frohsinn 1880“ Neuenhagen: „Mit seiner hessischen, optimistischen und auch unternehmerischen Art hat er einige Akzente im Männerchor gesetzt – nicht nur durch seine legendären Gedichte zum Jahreswechsel. Sogar eine Konzertreise nach Vancouver sei anvisiert worden“, berichtet Fischer, zu der es dann leider doch nicht kam. 2002 bis 2009 aktiver Sänger, war Horst Hildenbrand nach beruflicher Pause seit 2017 wieder passives Mitglied im Männerchor.

Einschlafen dürfen, wenn man das Leben nicht mehr selbst gestalten kann, ist der Weg zur Freiheit und der Trost für alle.
Hermann Hesse

Horst Hildenbrand

18.06.1941 - 01.12.2023

In Liebe und Dankbarkeit
Brigitte Hildenbrand mit Kindern, Enkelkindern und Urenkelin

Die Urne wird im engsten Familienkreis beigesetzt.

Eine offizielle Gedenkstunde findet am 12.01.2024 um 14 Uhr in der Schlosskirche Altlandsberg statt.

Im Sinne des Verstorbenen bitten wir, anstelle von Blumen, um eine Spende für die Fortsetzung des „Altlandsberger Gruselrundganges“. Heimatverein Altlandsberg e.V.
IBAN DE73 1705
4040 3000440347

Stichwort „Nachtwächter“.


DIE STADT ALTLANDSBERG TRAUERT UM - HORST HILDENBRAND

Mehr als 15 Jahre lang trug Horst Hildenbrand als Altlandsberger Nachtwächter die Geschichte unserer Ackerbürgerstadt in die Welt hinaus.

Er war das Herz und die Seele unserer Gemeinschaft. Es war seine Leidenschaft, den Menschen von „seinem“ Altlandsberg zu erzählen. In der Deutschen Gilde der Nachtwächter, Türmer und Figuren e.V. nahm Herr Hildenbrand zudem eine maßgebliche Stellung ein und organisierte dank seines unermüdlichen Einsatzes zwei Jahrestreffen der Deutschen Gilde in unserer Stadt. Seine Wirksamkeit und sein hohes Ansehen im gesellschaftlichen Leben und bei Besuchern unserer Stadt basierten auf seinem unermüdlichen Einsatz für zahlreiche ehrenamtliche Projekte sowie seiner tatkräftigen Unterstützung im Stadtmarketing und im Heimatverein. Er begeisterte ebenso Kinder und Jugendliche für die Besonderheiten unserer Heimatstadt.

Sein langjähriges und besonders verdienstvolles ehrenamtliches Engegament hat zum Wohle der gesamten Stadt beigetragen. Wir werden sein Andenken in Ehren halten.

Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie.

Michael Töpfer
Bürgermeister der Stadt Altlandsberg

Ravindra Gujjula
Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung