Wach und guter Dinge

BERUF & BILDUNG

Wach und guter Dinge

So gelingt der Start in den Arbeitstag

Licht und Bewegung: Diese Faktoren helfen für den Arbeitstag eher wach zu werden als direkt einen Kaffee zu trinken. Foto: Christin Klose/dpa-mag

21.11.2022

„Da ist wohl jemand mit dem falschen Fuß aufgestanden", heißt es im Volksmund über schlecht Gelaunte. Wie wir morgens in den Tag starten - hat das so große Auswirkungen?

„Ein guter Start in den Arbeitstag erhöht die Wahrscheinlichkeit, einen guten Gesamttagesverlauf zu haben", sagt Hannah Schade vom Leibniz-Institut für Arbeitsforschung der TU Dortmund. Doch wie gelingt der? Ein paar Tipps aus der Schlaf- und Arbeitsforschung.

Welche Rolle spielt der Schlaf?

,,Der Schlaf ist das wichtigste Regenerations- und Reparaturprogramm, das der Mensch überhaupt hat", sagt Hans-Günter Weeß, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM). Ausreichend zu schlafen, ist laut Weeß daher unabdingbar. ,,Das genetische Schlafbedürfnis der meisten Menschen in Deutschland liegt zwischen sechs und acht Stunden."

Wie kann ich dafür sorgen, genug zu schlafen?

Laut Weeß sollten gerade Normal- und Spätschlaftypen etwa eine Stunde vor dem geplanten Zubettgehen nichts Aktivierendes mehr machen: also nicht arbeiten, Sport machen, essen oder sich hellem Licht aussetzen. ,,Dann werden wir am ehesten rechtzeitig müde, so dass wir am Morgen unser Tagwerk gut beginnen können."

Wen nächtliches Grübeln plagt, der kann das gewissermaßen vorziehen: ,,Das kann man sich abends von der Seele schreiben, etwa in einem Grübeltagebuch", schlägt der Schlafforscher vor. Auch eine einfache To-do-Liste für den Folgetag kann helfen, abzuschalten.

Wie sollte ich mich wecken lassen?

Von Lichtweckern und Schlafphasenweckern rät Weeß ab. ,,Den Wecker lieber so spät wie möglich stellen und dann einmal klingeln und raus aus dem Bett", empfiehlt der Schlafforscher. Snoozen, also das wiederholte Wecken alle paar Minuten, sei tabu. Erholsam ist die zusätzliche Schlummerzeit nämlich nicht.

Wie viel Zeit brauche ich zwischen Aufstehen und Arbeitsbeginn?

Laut Weeß brauchen wir morgens unterschiedlich lang, um auf Touren zu kommen. ,,Da ist bis zu einer Dreiviertelstunde normal", so der Schlafforscher. Vom Bett direkt an den Schreibtisch im Homeoffice zu springen, hält er nicht für sinnvoll. Arbeitsforscherin Schade sagt, dass man wirklich wach sein sollte, wenn man in den Arbeitsmodus geht: „Es sollte genug Cortisol da sein, ein Hormon, das beim Aufwachen ausgeschüttet wird, beispielsweise beim Duschen, beim Zähneputzen oder bei Bewegung." Laut Weeß hilft beim Wachwerden auch, sich bewusst hellem Licht auszusetzen.

Welche Aktivitäten am Morgen sind förderlich?

Grundsätzlich empfiehlt Schade allen, sich vor der Arbeit ein wenig zu bewegen. „Das muss kein Sport sein, das kann auch heißen ein Stück zur Arbeit zu Fuß zu laufen oder Rad zu fahren. Durch Bewegung wird das Gehirn mit Sauerstoff versorgt", so die Wissenschaftlerin.

Alles andere ist ihr zufolge individuell. Manchen tun soziale Kontakte am Morgen gut, andere brauchen ihre Jogging-Runde. Wer weiß, was ihm oder ihr guttut, sollte das als Routine etablieren.

Muss ich frühstücken, um gut in den Tag zu starten?

„Der Körper und der Geist brauchen Energie, um arbeiten zu können", so Arbeitsforscherin Schade. Deswegen sei es durchaus sinnvoll, morgens etwas zu essen. Das Wichtigste sei aber, morgens etwas zu trinken.

Der Kaffee sollte aber nicht das erste Getränk sein. Zum einen hemmt Koffein die Aufnahme verschiedener Nährstoffe aus dem Frühstück. Zum anderen unterdrückt es die Eigenproduktion des Hormons Cortisol und der Körper verlernt, von allein richtig wach zu werden. Besser: Den ersten Kaffee trinken, wenn man im Büro angekommen ist, so Schade.

Wie sollte ich mich auf dem Weg zur Arbeit beschäftigen?

Zunächst einmal sollte man laut Schade genug Zeit einplanen, weil der Weg mit dem Auto oder den Öffis oft an sich schon stressig ist. ,,Tendenziell abraten würde ich davon, bereits auf dem Weg über Probleme bei der Arbeit nachzudenken, weil ich die in dem Moment eh noch nicht mit voller Arbeitskraft in Angriff nehmen kann", sagt die Forscherin. Sie schlägt vor, stattdessen ein Hörbuch zu hören.

„Es lohnt sich außerdem, auf dem Weg zur Arbeit soziale Dinge abzuhaken. Zum Beispiel schon zu klären, was am Abend passiert, oder auf Nachrichten zu antworten." So kann man anschließend Privates bei der Arbeit später ausblenden. dpa