Es ist eine Zahl, auf die Frank Steffen, Bürgermeister von Beeskow, durchaus stolz ist. Die Stadt Beeskow zählte, einschließlich ihrer Ortsteile, Ende des vergangenen Jahres genau 8283 Einwohner. Leicht über 8000 liegt diese Zahl nun schon seit Jahren, es scheint also nichts Besonderes. Aber: Noch im Jahr 2015 hieß es in der Fortschreibung des Stadtentwicklungskonzepts (Insek), dass die Einwohnerzahl von Beeskow bis 2020 auf 7500 und bis zum Jahr 2030 sogar auf 6800 sinken werde.
Das Insek macht aber auch Vorschläge, wie der Trend der sinkenden Einwohnerzahl zumindest verlangsamt und irgendwann gestoppt werden kann. Es brauche vor allem Angebote auf dem Arbeits- und dem Wohnungsmarkt. Offenbar also ist in den vergangenen Jahren in Beeskow einiges in der Entwicklung sehr gut gelaufen.
Neuer Wohnraum bleibt Problem
Dennoch bleiben Herausforderungen. Vor allem bei der Wohnraumfrage. In Beeskow fehlt aktuell Bauland. Die Grundstücke in den zuletzt ausgewiesenen Wohngebieten Bahrensdorfer Berg und Bahrensdorfer See, Südwald und Mühlenberg waren praktisch sofort verkauft. Aktuell tut sich die Stadt schwer, weiteres Grundstücke zu erschließen. Verdichtungen in der Innenstadt sind kaum noch möglich, Wald- und landwirtschaftliche Flächen sollen nicht in Anspruch genommen werden. Und wo vielleicht gebaut werden könnte, wehren sich die Menschen, die in den Gebieten schon leben. Aktuell diskutieren die Stadtverordneten in ihren Fraktionen, welche Flächen, darunter auch einige in den Ortsteilen, weiter in Richtung Bebaubarkeit betrachtet werden wollen, nächste Woche kommt das Thema in den Bauausschuss.
Bauland und vielleicht auch neue Mietwohnungen, für die es zwar Platz im Kiefernweg, im Moment aber keine Investoren gibt, braucht man aber, um junge Familien für Beeskow zu begeistern. Denn, und das ist die größte Diskrepanz, die Beeskower Frauen bringen im Jahr im Schnitt nur zwischen 50 und 60 Kinder zur Welt, im vergangenen Jahr waren es 52. Die Zahl der Sterbefälle aber liegt deutlich über 100, im Jahr 2022 bei 132. Es braucht also weiteren Zuzug, wenn die Einwohnerzahl stabil bleiben soll.
Dass die Zahl der Sterbefälle so hoch ist, hat natürlich auch mit der zentralen Versorgungsfunktion der Stadt zu tun. Hier gibt es viele altersgerechte Wohnungen, Seniorenwohnprojekte und Pflegeheime. Frauen und Männer im höheren Alter ziehen vom Dorf in die Stadt, weil sie so einfacher zum Einkaufen, zu Ärzten und anderen Dienstleistern kommen. Der Ausbau der Dienstleistungen für Senioren ist also auch eine Zukunftschance für die Stadt. Das soll aber keineswegs zum Widerspruch zum Projekt ,,Kinderfreundliche Stadt", werden. Diesen Titel trägt Beeskow seit dem vergangenen Jahr.
Enkelfest auf dem Marktplatz
Und am Montag wurde sie zudem als familienfreundlichste Stadt Ostbrandenburgs ausgezeichnet. Landesweit kam Beeskow hinter Finsterwalde und Kleinmachnow auf Platz 3. Titel und Platzierung beruhen auf der Auswertung des Familienkompasses Brandenburg vom vergangenen Jahr. An der Umfrage hatten sich mehr als 9.500 Familien beteiligt.
Ziel der Stadt ist es jetzt, die Generationen stärker zusammenzubringen. Erst einmal mit ganz einfachen Ideen. So wird in der kommenden Woche auf dem Marktplatz ein Enkelfest gefeiert. Anlass ist der Saisonstart für den Marktsandkasten, der schon in den vergangenen beiden Jahren für viel Begeisterung gesorgt hat und immer bis spät in den Herbst reichlich genutzt wurde.
Für die Attraktivität der Stadt in allen Generationen spricht am Ende zudem die Tatsache, dass mehr Menschen nach Beeskow ziehen, als die Stadt verlassen. Im vergangenen Jahr gab es 513 Zuzüge, 304 Beeskower wählten einen anderen Wohnort. Grund dafür ist oft, dass Kinder nach dem Schulabschluss ihr Zuhause für eine Lehre oder ein Studium verlassen. Olaf Gardt