Das Runde wird zum Eckigen

Auto und Verkehr - Havelland

Das Runde wird zum Eckigen

Auch Lenkräder sind Design-Objekte

Seit 1894 greifen Menschen ins überwiegend runde Lenkrad, um ihr Fahrzeug zu steuern - wie wird das in Zukunft sein? Foto: Mercedes-Benz Museum Gmbh/Daimler AG/dpa-mag

20.10.2021

Es ist nicht kreisrund, sondern ragt beinahe sechseckig aus dem schlanken, digitalen Cockpit. Deshalb sorgt es immer wieder für überraschte Blicke bei den Passagieren von Johann Kistler. Der BMW-Ingenieur verantwortet die Entwicklung des neuen iX. Wenn das Elektro-SUV im November in den Handel kommt, will es ähnlich revolutionär und unkonventionell sein wie der i3 vor rund zehn Jahren - und dazu gehört auch das auffällige Lenkrad.Das erste Auto der Welt hatte übrigens noch gar keines. Anstelle dessen gab es am Benz Patent Motorwagen von 1886 einen aufrechten Griff. Der ragte senkrecht aus einer Art liegendem Sextanten heraus. Je weiter man den nach links oder rechts geschoben hatte, desto enger nahm das Auto die Kurve. Erst knapp zehn Jahre später erfand der französische Ingenieur Alfred Vacheron das, was wir heute als Lenkrad kennen, berichtet Mercedes-Sprecher Ralph Wagenknecht.Ein Lenkrand war ganz lange nur rund und zum LenkenSeitdem hat sich an der Gestaltung des Lenkrades zwar viel verändert, doch zumindest die Kreisform galt über Jahrzehnte als gesetzt. Bis sich die Designer irgendwann von Rennwagen inspirieren ließen. Für besonders sportliche Modelle haben sie den unteren Teil des Kranzes abgeflacht. Damit können ambitionierte Fahrer näher ans Cockpit rücken und schneller durch Kurven steuern.Die Dämme sind offenbar gebrochen, der Spielraum ist so groß geworden, dass es neben Kistler und seinem iX auch Tesla allein mit der Ankündigung eines neuen Lenkrads in die Schlagzeilen schafft. Als die Amerikaner vor einigen Wochen das Facelift von Model S und Model X angekündigt haben, waren die größeren Reichweiten und die stärkeren Motoren nur Nebensächlichkeiten.Im Zentrum stand stattdessen das sogenannte Yoke-Lenkrad, das der US-Hersteller künftig als Option anbieten will. Das erinnert als liegendes Viereck nicht nur an das Steuer eines Formel-1-Rennwagens oder Verkehrsfliegers. Sondern es irritiert darüber hinaus durch das Fehlen fast aller Taster auf den Speichen und aller Hebel dahinter.Denn wo andere Lenkräder buchstäblich zur Schaltzentrale aufgerüstet wurden und gespickt sind mit Drucktasten, Cursern, Walzen oder Sensorfeldern zur Bedienung von Assistenten, Infotainment und Bordcomputer, gibt es bei Tesla dann nur noch zwei Knöpfe und dafür viel künstliche Intelligenz. Die soll zum Beispiel selbständig das Blinken übernehmen und damit die üblichen Hebel überflüssig machen.Lenken - und zahlreiche andere FunktionenMarcel Bruch, der bei Audi die Entwicklung der Lenkräder leitet, musste dagegen für den neuen Q4 E-Tron neben der reinen Urbestimmung noch bis zu 18 Funktionen im Lenkrad integrieren - und hat obendrein ebenfalls an der Form gefeilt. Um dem Elektromodell einen frischen Look zu geben und zugleich den Blick auf die Straße zu verbessern, hat er das Lenkrad nicht nur unten, sondern auch oben etwas abgeflacht. Das war keine leichte Entscheidung, räumt der Entwickler ein: „Wir bewegen uns permanent in einem Spannungsfeld von Design und Ergonomie. Das Steuerrad soll ja handlich bleiben und definierte ergonomische Anforderungen erfüllen.“Nicht nur bei der Form spielen die Designer, sondern auch bei der Zahl der Speichen, über die der äußere Kranz mit dem Mitteltopf und der Nabe verbunden ist. Denn auch wenn sich drei oder vier Speichen über die Jahre als Standard etabliert haben, gibt es immer wieder Ausreißer: Citroën zum Beispiel machte bisweilen durch ein Lenkrad mit nur einer Speiche von sich Reden. Und als Skoda bei der Premiere des aktuellen Octavia von drei auf zwei Speichen gewechselt hat, haben die Tschechen das wie eine Revolution gefeiert.Aufwendige EntwicklungsarbeitAber egal ob rund oder eckig oder mit flachem Boden, ob mit drei, zwei oder gar nur einer Speiche: „Die Entwicklung eines Lenkrades ist extrem aufwendig“, sagt Audi-Sprecher Tobias Söllner abschließend. Er berichtet dabei allein von 35 zu berücksichtigenden Gesetzen und Richtlinien. (dpa)

Verkehrstipp

Das wird im Ausland richtig teuer

Wer mit dem Auto ins Ausland fährt, informiert sich besser im Vorfeld genau über dort geltende Gesetze und hält sie penibel ein. Der Adac nennt Beispiele: Eine 0,0 Promille-Grenze gilt in Tschechien, Ungarn, der Slowakei und Rumänien. Die gilt in Deutschland überwiegend nur für Anfänger in der Probezeit und alle bis 21 Jahre. In Polen liegt sie bei 0,2 und in den Niederlanden bei 0,3 Promille. Oft liegt sie wie in Deutschland (D) bei 0,5 Promille (mit Ausfallerscheinung in D bei 0,3 Promille). Auch die Strafen dabei fallen hoch aus: In Großbritannien gebe es gar keine Obergrenze, ein Monatsverdienst könne in Dänemark fällig werden und in Polen bis zu 1 100 Euro. Teuer wird es auch in der Schweiz (ab 545 Euro), in Italien (ab 535 Euro) und in Kroatien (ab 405 Euro). Allerdings sind ab 0,5 Promille auch in Deutschland regelmäßig 500 Euro, zwei Punkte in Flensburg und ein Monat Fahrverbot fällig.

Den Gasfuß lupfen Autofahrer auch fern der Heimat besser. Mit einer Strafe von mehr als 460 Euro muss rechnen, wer in Norwegen 20 Stundenkilometer (km/h) zu schnell ist. In Schweden kostet das über 235 Euro. In Deutschland werden laut Adac bis 35 Euro fällig. Wer 50 km/h drüber ist, zahlt in Österreich bis zu 2 180, in Frankreich 1 500 und in Spanien ab 600 Euro. In der Schweiz kommt es auf den Monatsverdienst an. Mehr als 60 Tagessätze sind einzukalkulieren. In Deutschland: Ab 240 Euro.

In Frankreich, Italien und Kroatien gelten für Fahranfänger zudem besondere Tempolimits. Auch Ausländer müssen sich daran halten. (dpa)