Vorsicht vor Brückenglatteis und Co.

Auto Special

Vorsicht vor Brückenglatteis und Co.

Aufmerksam, angepasst und mit mehr Abstand fahren

Reifglätte kann bereits schon im Herbst auftreten und die Fahrbahn gefährlich Glatt machen. Foto: dekra

18.11.2021

Im Herbst müssen sich Autofahrerinnen und Autofahrer wieder auf plötzlich auftretende Straßenglätte einstellen, warnen die Unfallsachverständigen von Dekra. Vor allem in Waldgebieten, an Nordhängen, auf Brücken und Hochflächen kann es stellenweise überraschend gefährlich werden.     

„Auf herbstlichen Straßen wird man immer wieder von Glätteinseln überrascht“, warnt Dekra Unfallforscherin Stefanie Ritter. „Das geschieht vor allem dann, wenn die Temperaturen eigentlich noch einige Grad über dem Nullpunkt liegen und die Fahrbahnen fast überall noch griffig aussehen.“ An einigen Stellen sinken die Temperaturen allerdings schneller unter die Frostgrenze als in der Umgebung. Betroffen sind häufig kühle Waldgebiete, schattige Nordhänge, windreiche Hochflächen und Senken, in denen sich Kaltluft staut, oft auch Brücken, deren Unterseite von Kaltluft angeströmt wird. Gefrieren Regen oder Tau, oder setzt sich Reif auf der Fahrbahn ab, entstehen die gefürchteten Glatteisflächen.

„Jetzt kommt es drauf an, sich nicht überraschen zu lassen. Fahren Sie bei sinkenden Außentemperaturen vorsichtiger und mit angepasstem Tempo und halten Sie mehr Abstand“, empfiehlt die Expertin. „Ein Hinweis auf Glätte kann es sein, wenn sich nachts bei draußen geparkten Fahrzeugen eine dünne Eisschicht auf den Scheiben gebildet hat.“

Gefahrzeichen ernst nehmen

Beachten sollte man unbedingt das Gefahrzeichen 113 „Schnee- und Eisglätte“. Es zeigt ein Schneeflockensymbol und warnt vor Streckenabschnitten, auf denen es besonders schnell zu Glatteis kommen kann. Auch viele moderne Fahrzeuge machen auf die Gefahr aufmerksam: Sinkt die Außentemperatur in den kritischen Temperaturbereich unter etwa vier Grad ab, erscheint im Display ein Schneeflockensymbol und es ertönt ein Warnton. Wer ins Rutschen gerät, sollte versuchen, das Fahrzeug durch Auskuppeln, gefühlvolles Gegenlenken und gegebenenfalls eine Notbremsung aufzufangen. Bei Fahrzeugen mit Anti-Blocker-System (ABS) ist ein kräftiger Tritt aufs Bremspedal nötig, um die volle Bremsleistung abzurufen. Ältere Fahrzeuge ohne Blockierverhinderer dagegen lassen sich bei einer Dauerbremsung nicht mehr lenken. Hier sollte man versuchen, das Fahrzeug durch Auskuppeln und „Stotterbremsen“ unter Kontrolle zu bringen.

Aquaplaning und „Bauernglatteis“

Nicht nur Vereisung, auch die vielen Regengüsse im Herbst können die Fahrbahnen im Handumdrehen in eine Rutschbahn verwandeln. Beilandwirtschaftlichem Verkehr bildet sich häufig eine Mischung aus Schmutz und Regen, das gefährliche „Bauernglatteis“.

Bleibt das Wasser auf der Fahrbahn stehen und fließt nicht schnell genug ab, kann Aquaplaning drohen. Dabei schiebt sich ein Wasserkeil zwischen Reifen und Fahrbahn, die Reifen verlieren den Kontakt zur Straße und das Fahrzeug lässt sich nicht mehr lenken.

In der Regel tritt Aquaplaning im Tempobereich ab etwa 80 Kilometer in der Stunde auf. Bei geringer Profiltiefe oder höherem Wasserstand, wie etwa in Spurrinnen, können die Räder aber auch schon früher aufschwimmen. In solchen Situationen gilt für Autofahrer: Ruhig bleiben, unbedingt weiter geradeaus lenken, vom Gas gehen und das Fahrzeug behutsam abbremsen. (dekra)

Bremsflüssigkeit kontrollieren

Der Punkt „Bremsflüssigkeit“ steht in jeder Inspektionsvorgabe. Zumindest wird der Flüssigkeitsstand kontrolliert oder nach einem vom Fahrzeughersteller vorgegebenen Zeitraum die Flüssigkeit gewechselt. „Viele Autobesitzer fragen sich allerdings, warum die Bremsflüssigkeit überhaupt erneuert werden muss und ein entsprechender Punkt in den Wartungsplänen enthalten ist“ schildert Georg Pankratz von Tüv Süd in München seine Erfahrungen: „Der Hintergrund ist physikalischer Art – Bremsflüssigkeit zieht Wasser an.“ Fachleute sagen, sie ist „hygroskopisch“.

Wenn ein bestimmter Anteil an Wasser überschritten wird, kann die Bremsflüssigkeit kochen. Dafür reichen schon drei Prozent Wasseranteil und die große Hitze, die beim Abbremsen entsteht. Frische Bremsflüssigkeit hat einen Wasseranteil von etwa 0,05 Prozent und damit einen Siedepunkt von bis zu 260 Grad Celsius. Ist sie zwei Jahre alt, kann ihr Wassergehalt schon auf drei Prozent angewachsen sein, wodurch sich der Siedepunkt auf nur noch 140 Grad verringert. Der Siedepunkt ist entscheidend für das Funktionieren des Bremssystems. Wenn die Bremsflüssigkeit durch eine starke Beanspruchung der Bremse diese Grenztemperatur erreicht, beginnt sie zu kochen. Das kann bei Temperaturen von bis zu 700 Grad an der Bremsscheibe schnell passieren. Dabei entstehende Dampfblasen verhindern, dass Druck im Bremssystem aufgebaut werden kann. (tüv süd)