Es gab aber auch viel Positives in diesem Jahr.
Zum Glück hatten wir viel Grund zur Freude. Nicht nur die Eröffnung des Haus Uckermark mit Museum und dem neuen Zuhause unseres Tourismusvereins war ein Meilenstein, der uns als Angermünde viel Aufmerksamkeit beschert hat. Auch das Jubiläum 10 Jahre Buchenwald Grumsin mit verschiedenen Veranstaltungen oder auch die Naturkonzerthalle in der Blumberger Mühle mit den Berliner Philharmonikern waren herausragende kulturelle Ereignisse im vergangen Jahr. Mal ganz abgesehen davon, dass wir als Stadt unter anderem mit der Tartan-Bahn auf dem Jahn-Sportplatz und der Schulhoferweiterung für die Gustav-Bruhn-Schule auch wieder für bessere Bedingungen sorgen konnten.
2021 war auch das Jahr der Bürgerbeteiligung: Zum ersten Mal gab es ein Bürgerbudget, über das die Angermünder abstimmen konnten und egal ob Lärmschutzwand oder Friedensparkgestaltung, die Bürger wurden oft nach ihrer Meinung, ihren Ideen gefragt.
Weil uns das besonders wichtig ist. Als Stadtverwaltung sind wir in erster Linie für die Bürger da und gemeinsam mit den Stadtverordneten wollen wir auch was voran bringen. Besonders freut mich dabei auch, dass der Jugendbeirat ebenfalls dabei ist und Gleichaltrige dazu aufruft, sich einzubringen. Dass Gefühl, dass man selbst nichts machen kann, das darf sich gar nicht erst einstellen. Von daher würde ich das erste Jahr mit mehr Bürgerbeteiligung durchaus als Erfolg bezeichnen.
Und doch gab es auch mal Unmut, wenn etwa zur Einreichung von Bürgerideen aufgerufen wurde, diese dann wie am Beispiel der Lärmschutzwand aber letztlich doch keine Berücksichtigung fanden.
Ich gebe zu, dass wir nach dem ersten Jahr auch feststellen müssen, dass wir noch Lernbedarf haben, was zum Beispiel die Kommunikation betrifft. Denn es ist einfach etwas anderes, ob wir dazu aufrufen, für ein Projekt abzustimmen und dann das mit dem besten Ergebnis gewinnt oder ob wir um Ideen und Vorschläge bitten, die dann verwirklicht werden oder eben nicht. Die Corona-Situation hat uns dabei auch nicht geholfen, denn leider war es uns nicht möglich, die geplanten öffentlichen Beratungen durchzuführen, wo wir die Form der Bürgerbeteiligung noch besser erklären hätten können.
Was hat Sie im zurückliegenden Jahr so richtig geärgert und auch mit ganz viel Freude erfüllt?
Da fällt mir als Erstes ein, was mir unsere Feuerwehrleute nach dem Starkregen im Juni berichtet haben. Ihnen ist nämlich häufig alles andere als Dankbarkeit und Respekt begegnet, sondern sie mussten sich mit Vorwürfen und zum Teil auch mit Beleidigungen herumschlagen. Sowas kann ich weder verstehen noch akzeptieren. Sicher, es war eine Ausnahmesituation, aber unsere Feuerwehrleute machen ihren Dienst freiwillig und sind einfach unverzichtbar.
Und Freude gab’s viel 2021, aber ich will hier mal das neue Haus der Begegnung und den Raum der Stille in Wolletz hervorheben. Toll, was hier entstanden ist. Vor allem auch, weil der Impuls von den Wolletzern ausging, die nun weitermachen wollen mit der Entwicklung ihrer Ortsmitte. Hier glaube ich, in den Ortsteilen, ist überall ein Prozess in Gang gekommen, bei dem ausgelotet wird, wo und wie neue Einwohner gewonnen werden können und was sich die Ortsansässigen selbst für die Zukunft ihres Dorfes wünschen.
Vor allem das Thema Radwege wird da von vielen immer wieder erwähnt.
Richtig, das Thema spielte 2021 schon eine große Rolle. Einmal, weil wir uns bei der Aktion Stadtradeln beteiligt haben und dabei 178 Radler immerhin fast 27 000 Kilometer unter die Pedale genommen haben. Außerdem waren wir eine Station auf der „Tour de Tolérance“, der Fahrraddemonstration gegen Extremismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Intoleranz. In diesem Jahr werden wir Gastgeber der Tour sein, hoffentlich noch mehr Menschen zum Stadtradeln begeistern und das alles mit einem Fahrrad-Tag im Mai miteinander verknüpfen. Denn was im vergangenen Jahr auch gestartet ist, wollen wir 2022 als konkretes Konzept ausgearbeitet vorliegen haben und loslegen: unser Radwegekonzept. Unser Ziel ist es dabei, dass man aus allen Ortsteilen ganz entspannt und sicher mit dem Fahrrad in die Kernstadt kommen kann. Wir werden sehen, wie schnell wir mit der Umsetzung sein werden, aber ganz sicher, wird ein besseres Wegenetz mehr Menschen zum Umstieg auf’s Rad bewegen.
Zwei weitere Ereignisse waren 2021 wichtig: der Start der Bahn-Bauarbeiten zum Streckenausbau Berlin-Stettin und auch die Sperrung der Klosterkirche.
Ein weiteres freudiges und ein weniger erfreuliches Thema. Den Streckenausbau kann ich nur positiv betrachten, denn Angermünde rückt als Drehkreuz zwischen den Metropolen mehr denn je in den Fokus. Das spüren wir schon jetzt an den Anfragen von Interessen, die sich eine wirtschaftliche Zukunft bei uns vorstellen können. Natürlich sind damit auch viele Aufgaben für uns verbunden, damit wir unserer Funktion als Mittelzentrum auch gerecht werden können, aber da bin ich sehr zuversichtlich.
Und wie sieht’s mit der Klosterkirche aus?
In Sachen Klosterkirche erwarten wir einen mit Kosten untersetzen Sanierungsvorschlag. Dabei kann man nur hoffen, dass die Gesamtsumme stemmbar ist. Realistisch gesehen wird in diesem Jahr wahrscheinlich kein Spielbetrieb mehr dort stattfinden können, aber wir setzen alles daran, dass die Klosterkirche 2023 wieder zur Verfügung steht.
Für 2022 gibt’s sicherlich noch viele andere Pläne und Projekte?
Ganz richtig, wir haben uns viel vorgenommen. Dazu berichte ich Ihnen dann gern beim nächsten Mal ausführlich.
Vielen Dank für das Interview.
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Angermünde aktuell
Von Angriffen aus dem Netz bis zur Zukunftsdebatte auf den Dörfern
Angermündes Bürgermeister blickt auf ereignisreiches Jahr 2021 mit überraschenden und erfreulichen Momenten zurück

Franziska Gerent-Augustin Foto: Marina Schlaak
Angermünde. Kein Wirtschaftsempfang zum Jahresstart und damit auch kein Rückblick des Bürgermeisters? Der Austausch fällt zwar flach, Antworten gibt’s aber trotzdem. Denn dass es trotz Corona Grund zur Freude in Angermünde gab und was bereits für 2022 feststeht, das wollte Christina Schmidt von Bürgermeister Frederik Bewer wissen.Herr Bewer, 2021 hat wie in jedem Jahr wieder Licht und Schatten mit sich gebracht. Unter anderem auch Unvorhersehbares wie der Hackerangriff.Ganz genau, der Hackerangriff hat uns in der Verwaltung Anfang des letzten Jahres richtig kalt erwischt und ganz ehrlich, als ich das Ausmaß erkannte und mir klar wurde, dass wir keinen Zugriff mehr haben auf Daten sämtlicher Fachämter, da ist mir richtig schlecht geworden. Von Angriffen auf Netzwerke von Behörden hört man ja sonst nur, jetzt waren wir selbst, und zwar richtig heftig, betroffen.Dem ersten Schock folgte die Problembeseitigung, die auch an der Stadtkasse nicht spurlos vorüber ging.Was soll ich sagen, natürlich hat uns die Wiederherstellung der Daten und die Problembehebung mit rund 50 0000 Euro viel Geld gekostet. Aber wir haben uns auch entschieden, die bedauerliche Situation gleich zu nutzen, um uns in Sachen digitaler Verwaltung neu und sicherer aufzustellen, damit wir für die Zukunft besser gerüstet sind. Und wir haben uns als Gründungsmitglied der DIKOM, dem Zweckverband Digitale Kommunikation Brandenburg, gleich mit unseren negativen Erfahrungen einbringen können, denn wenn so etwas passiert, dann sollte keine Verwaltung erst mühsam nach Hilfe von geeigneten Fachleuten suchen müssen. Diese Offenheit ist von anderen Kommunen und Mitgliedsstädten übrigens sehr offen aufgenommen worden. Uns ist allen noch einmal deutlich bewusst gemacht worden, wie wichtig die Prävention gerade in Bezug auf die Digitalisierung ist und dass darin auch immer wieder investiert werden muss.