Wem der ökologische Fußabdruck zu Lebzeiten wichtig ist, möchte die Umwelt auch mit dem letzten Schritt nicht unnötig belasten.
Särge aus regionaler Forstwirtschaft und Urnen aus Naturstoffen wie Kohle oder Holz machen Bestattungen umweltfreundlicher. Ökologie und Nachhaltigkeit bei der Bestattung sind laut einer aktuellen Umfrage 60 Prozent der Befragten wichtig.
Ob Einäscherung oder Erdbestattung - wer in Deutschland verstirbt und nicht im Tuch bestattet wird, braucht einen Sarg. Rund ein Fünftel der in Deutschland verkauften Särge werden laut dem Bundesverband Bestattungsbedarf komplett in Deutschland hergestellt und auf entsprechend kurzen Wegen zum Bestatter geliefert. „Vollholzsärge aus nachhaltiger regionaler Forstwirtschaft sind naturgemäß bio, verrotten schnell bzw. sorgen im Krematorium dank natürlichem Brennstoff für Energie“, erklärt der stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbands Bestattungsbedarf e.V. Jürgen Stahl. „Bei nachhaltigen Särgen üblich sind etwa Griffe aus Holz, Seil oder einem anderen verrottbaren Material.
Auch farbige Lackierungen umweltgerecht
Im Trend liegen Särge mit geölten oder gewachsten Oberflächen. Umweltfreundliche Lackierungen stehen beispielsweise für farbige Varianten zur Verfügung“, führt Stahl aus, der selbst Särge produziert.
Auch die Beschaffenheit des Innenmaterials wird heute viel sensibler betrachtet: Zum einen ist der Abschied am offenen Sarg ein wichtiger Moment, um den Tod buchstäblich zu begreifen. Zum anderen verrotten Deckengarnituren und Kleidung aus Naturfasern schneller und tragen dazu bei, dass die natürlichen Prozesse im Erdreich ungestört ablaufen. „Ökologische Pietätskleidung und -wäsche kann beispielsweise aus Schafwolle, europäischer Baumwolle oder Viskose bestehen, also Zellulose aus Baumfasern“, erklärt Stahl. Auch in Deutschland gewebtes Leinen aus französischem oder niederländischem Flachs werde zu natürlichen Sterbehemden und Decken verarbeitet. Als Füllmaterialien, auch für Sargmatratzen, kommen Hanf, Holzwolle oder Stroh infrage.
Seeurnen aus Muschelkalk
Bei der Einäscherung spielt die Verrottbarkeit der Materialien zwar keine Rolle, dafür aber eine schadstoffarme Verbrennung. Seit über einem Jahr sind klimaneutrale Einäscherungen in Deutschland möglich.
Nach der Kremation gilt das Augenmerk der Urne. Biologisch abbaubare Exemplare werden beispielsweise aus Buchenholzkohle, gepresster Maisstärke, Holz, Lehm oder Naturfasern gefertigt. See-Urnen sind schnell wasserlöslich und bestehen aus Muschelkalk, Salzkristall, Pappe oder Ton.
Bundesverband Bestattungsbedarf e.V.
Tod im Hospiz: Welches Nachlassgericht zuständig?
Wenn ein Mensch stirbt, ist dessen Nachlass abzuwickeln. Dafür zuständig sind die Gerichte am letzten gewöhnlichen Aufenthaltsort des Verstorbenen. Doch wo ist dieser, wenn jemand in einem Hospiz verstirbt?
Das Oberlandesgericht Braunschweig hatte genau diese Frage zu klären (Az.: 9 W 3/22), wie die Arbeitsgemeinschaft Erbrecht des Deutschen Anwaltvereins (DAV) mitteilt.
Der Fall: Eine Frau lebte in einer Mietwohnung. Vor ihrem Tod zog sie in ein Hospiz in eine andere Stadt. Dort starb sie später. Als es um die Regelung ihres Nachlasses geht, stellt sich die Frage, welches Nachlassgericht nun zuständig ist: Das am Ort der Mietwohnung oder das am Ort des Hospizes?
Das Gericht befand: Als letzter gewöhnlicher Aufenthaltsort eines Verstorbenen ist der Ort anzusehen, an dem der Schwerpunkt der Bindungen der Person und ihr Daseinsmittelpunkt liegen. Das sei hier nicht der Ort des Hospizes, sondern der Ort der Mietwohnung.
dpa-mag