Neuhardenberg ist ein Ort mit wechselvoller Geschichte. Preußische, deutsche und europäische Geschichte findet man hier wie unter einem Brennglas abgebildet. Im Jahre 1348 wurde der Ort am westlichen Rand des Oderbruchs unter seinem ursprünglichen Namen Quilitz erstmals in einer Urkunde erwähnt. In den folgenden Jahrhunderten gehörte die Herrschaft verschiedenen Adelsfamilien und gewann als Zollstelle an Bedeutung.
1762 zog der preußische König Friedrich II. das Lehen ein. 1759, inmitten des Siebenjährigen Krieges, bekam der Rittmeister Joachim Bernhard von Prittwitz eine Gelegenheit, sich um die Geschicke des Königreichs Preußen erheblich verdient zu machen. Friedrich II. von Preußen, der „Große“, war nach dem katastrophalen Verlauf der Schlacht von Kunersdorf in Lethargie verfallen und hatte den Krieg schon verloren gegeben, als Prittwitz den Herrscher beschwor, sich aus einer Gefahrenzone vor der eigenen Frontlinie zurückzuziehen.
Mithilfe einer Handvoll Zietenscher Husaren rettete er dem König das Leben und dem Dritten Schlesischen Krieg den für Preußen günstigen Ausgang. Als Dank erhielt der Rittmeister nicht nur die Beförderung zum General, sondern 1763 auch vom König das Amt Quilitz zum Geschenk.
Prittwitz errichtete in den Folgejahren auf alten Kellergewölbe einen repräsentativen barocken Herrensitz.
Der Sohn des Königsretters, Friedrich Wilhelm Bernhard von Prittwitz, baute ab 1801 die Schlossnebengebäude aus und zog hierfür erstmals den zu dieser Zeit noch weitgehend unbekannten Architekten Karl Friedrich Schinkel heran, der auch mit der Neuerrichtung der zuvor abgebrannten Kirche beauftragt wurde. Noch vor Abschluss aller Arbeiten endete mit dem Rückverkauf des gesamten Besitzes an die Preußische Krone 1811 die Zeit der Familie von Prittwitz in der Mark Brandenburg und in Quilitz.
Im Jahre 1814 begann eine neue Epoche für den Ort. König Friedrich Wilhelm III. schenkte die Standesherrschaft Quilitz seinem Staatskanzler Karl August Fürst von Hardenberg, einem der Namensgeber der „Stein-Hardenbergschen Reformen“ am preußischen Staatswesen, als Dank für dessen vielfältige Verdienste. Mit dem Fürsten zogen dessen Lebensmaximen „Urbanität, Grazie und Lebensgefühl“ in das märkische Kleinod ein. Der Ort im Oderbruch wurde in Neu-Hardenberg umbenannt.
In die Zeit des Staatskanzlers Karl August Fürst von Hardenberg fallen sowohl der Umbau des Schlosses in das zweigeschossige, klassizistische Palais, das sich bis heute erhalten hat, als auch der Abschluss der Arbeiten an der Kirche, die 1817 endgültig fertiggestellt wurde.
1821 wurde auch der Park umgestaltet und erweitert. Auf die hierfür vom Gartenarchitekten Peter Joseph Lenné ausgearbeiteten Pläne nahm auch Hermann Fürst von Pückler-Muskau Einfluss, ein Schwiegersohn des Fürsten Hardenberg.
1921 übernahm Carl-Hans Graf von Hardenberg die letzte Standesherrschaft auf Schloss Neu-Hardenberg. Hardenberg war einer der Mitverschwörer zum Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944. Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Henning von Tresckow und andere Beteiligte bekamen auf Schloss Neuhardenberg die Möglichkeit, die Vorbereitungen für das Attentat relativ unbehelligt voranzutreiben.
Drei Tage nach dessen Scheitern wurde Carl-Hans Graf von Hardenberg nach einem Suizidversuch in der Bibliothek des Schlosses verhaftet und überlebte nur knapp die Gefangenschaft im KZ Sachsenhausen. Die Familie von Hardenbergwurde von den Nationalsozialisten enteignet.
Nach 1945 blieb die Enteignung bestehen; die Familie musste den Ort verlassen. 1949 erfuhr der Ort seine dritte Umbenennung. Fortan trug er den Namen Marxwalde, und man begann, ihn zum sozialistischen Musterdorf auszubauen. 1957 wurde er zum Garnisonsstandort der Nationalen Volksarmee der DDR, vor allem wegen des nahegelegenen Flugplatzes, dessen Dimensionen auch für größere Maschinen geeignet waren. Unter anderem war hier die Fliegerstaffel der DDR-Regierung stationiert.
Im Jahre 1990, noch vor der deutschen Wiedervereinigung, beschloss der Gemeinderat die vierte Namensänderung des Ortes: die Rückbenennung in Neuhardenberg, jetzt ohne Bindestrich.
Am 22. Oktober 1991 wurden die Urnen von Carl-Hans Graf von Hardenberg und seiner Frau in der Familienbegräbnisstätte hinter der Kirche beigesetzt.
Highlights aus 675 Jahren
1348
Erste urkundliche Erwähnung von Quilitz im Zusammenhang mit der Zusicherung hergebrachter Zollabgaben
1731
Carl Albrecht Markgraf von Brandenburg-Sonnenburg (1705-1762) übernimmt alle Besitzungen und investiert erheblich in Quilitz.
1763
Joachim Bernhard von Prittwitz (1726-1793) erhält das Gut Quilitz von König Friedrich II. als Lehen für dessen Rettung in der Schlacht bei Kunersdorf 1759.
1785-1790
Erster Schlossbau als eingeschossige Dreiflügelanlage
1801
Ein verheerender Brand vernichtet fast das gesamte Dorf, einschließlich Kirche, Pfarr- und Schulhaus. Das Schlossgebäude bleibt unbeschadet.
1815
Umbenennung von Quilitz in Neu-Hardenberg
1908
Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Neuhardenberg
1915
Neu-Hardenberg wird an das Elektronetz angeschlossen.
1934
Baubeginn zur Errichtung eines Flugplatzes. Auf dem Flugplatz Neu-Hardenberg werden die in den Heinkel-Werken entwickelten ersten beiden raketengetriebenen Flugzeuge getestet.
1944
Attentat auf Adolf Hitler, einer der Mitverschwörer ist Carl Hans Graf von Hardenberg. Im Schloss finden zahlreiche vorbereitende Treffen statt.
1949
Auf Beschluss der Gemeindevertretung wird der Ort in Marxwalde umbenannt, Graf Hardenberg wurde bereits 1946 enteignet.
1957-59
Marxwalde wird Garnison-Standort der NVA, Ausbau des Flugplatzes, Bau des ersten Neubauviertels
1991
Auf Beschluss der Gemeindevertretung nach der Wende in der DDR Rückbenennung des Ortes Marxwalde in Neuhardenberg.