Längst gehören die Heinkel-Flugzeugwerke am Standort Germendorf und Leegebruch der Vergangenheit an. Dennoch prägen sie bis heute den Charakter und die Geschichten im Jubiläumsort.
Die Entscheidung für Heinkel in Oranienburg fiel 1935 nicht seitens der Werksleitung. Die hätte den Industriebbau lieber bei Rostock gesehen. Für die Regierung unter Adolf Hitler stand allerdings rasch fest: Es wird in Oranienburg gebaut, auf der Gemarkung Germendorf.
Standortentscheidung fiel gegen den Willen des Werkbesitzers

Von Anfang an sei klar gewesen, dass es ein Rüstungswerk sein würde. Neben der Infrastruktur Straße, Wasser und Schiene und dem nahegelegenen Drehkolbenwerk in der Berliner Flottenstraße waren weitere ausschlaggebende Faktoren die relativ sichere Versorgung durch umliegende Bauernhöfe wie den Annahof, die Hauptstadtnähe und das damit verbundene Arbeitskräftepotenzial. Das betont Dr. Norbert Rohde in seinem Vortrag am 23. Mai in der Turnhalle Germendorf.
Die Halle ist sehr gut besucht. Germendorfer und ihre Gäste fühlen sich mit ihrem Ort verbunden, sind neugierig und nutzen die Gelegenheit zum Treffen im Vorfeld der 650-Jahr-Feier. Der Vortrag reiht sich ein in die Aktivitäten des Ortes Germendorf anlässlich des Jubiläums.
Germendorf sei damals, als das Werk aktiv betrieben wurde, einem Ameisenhaufen ähnlich gewesen, erzählt Dr. Norbert Rohde. Überall Betriebsamkeit, nirgendwo ein freies Bett in den Wohnhäusern und Unterkünften. In rund 90 Minuten beleuchtet der Autor mehrerer geschichtshistorischer Bücher das Werden und Wachsen sowie den Untergang des Rüstungswerkes. Aufmerksam folgen die Zuhörer in der Halle seinen Erläuterungen. Beispielsweise denen über die besonderen Baulichkeiten wie Hallenaufteilung, Sportplatz und Schwimmbad, die Bomberproduktion sowie die unterschiedlichen Arbeitskräfte. Vor dem Krieg waren es bis 7360, Mitte 1944 rund 14000. „Werkgründer Ernst Heinkel vertrat die Ansicht: ,Geht es meinen Arbeitern gut, geht es mir ebenfalls gut.“
Gut ging es ab 1942/43 den wenigsten Arbeitern im Werk. Etwa 3000 Zwangsarbeiter und zwischen 6000 bis 7000 KZ Häftlinge wurden zur Arbeit bei Heinkel gezwungen und ausgenutzt.
Mit zahlreichen Fotos und Dokumenten aus dieser Zeit untermalt der Referent die tiefen Einblicke in den Gesamtkomplex des Rüstungswerkes. Einige nicken zustimmend, berichten von Opa oder Bekannten, die „bei Heinkel“ gelernt oder gearbeitet haben.
Lediglich einige Ruinen und Bunker künden von der Vergangenheit.
Abgesehen von der sogenannten, unter Denkmalschutz stehenden Einfliegerhalle auf dem 30 Hektar großen Areal an der 2024 nördlich verlängerten Flugpionierstraße Oranienburgs, existiert von der einstigen Bebauung des Flugzeugwerkes beinahe nichts mehr.
Dr. Norbert Rohde zeigt zahlreiche Fotos, Skizzen und Dokumente aus der Zeit des Unterwerks mit altem Flugplatz und dem Oberwerk auf Germendorfer Gemarkung. Verbunden waren beide über die Annahofer Straße. Das Teilstück über die Brücke von Germendorf zum heutigen Gewerbegebiet fehlt allerdings seit einigen Jahren. Lediglich einige Ruinen und Bunker künden von der Vergangenheit.
Was über sie bekannt ist, das berichtet Dr. Norbert Rohde am Freitag, 20. Juni. Ab 18 Uhr lädt er ab 18 Uhr zu einer kleinen Exkursion zu den Rudimenten des Heinkel-Flugzeugwerkes ein.
„Im Rahmen der 650-Jahrfeier führt die Tour an ausgewählte Stationen. Neben der Geschichte des Rüstungswerkes erhalten Teilnehmer auch kleine Einblicke in die Nachkriegsgeschichte dieses Standortes“, verspricht Dr. Norbert Rohde.
Die Exkursion unter der Überschrift „Eisenbahn, Brücken, Bunker und Militär“ findet am Freitag, 20. Juni ab 18 Uhr statt. Treffpunkt ist der Parkplatz des Restaurants „Da Gianni“ an der Kremmener Allee 35 in Germendorf. Der Obolus liegt bei drei Euro.