Wer den Inselfriedhof in Eisenhüttenstadt betritt, spürt sofort: Hier geht es nicht nur um Abschied, sondern auch um Bewahren. Zwischen alten Bäumen und geschwungenen Wegen liegt seit 1970 der Steinmetzbetrieb am Inselfriedhof, der in diesem Jahr sein 55-jähriges Bestehen feiert. Seit 2015 führt Steinmetzmeister Carsten Haase den Betrieb in eigener Hand -mit ruhiger Ausstrahlung, viel Empathie und dem spürbaren Willen, Menschen zu begleiten.
Ein Beruf mit Herz und Hand
Hinter jedem Grabmal steckt nicht nur Handwerk, sondern auch menschliche Nähe. Carsten Haase machte 1994 seinen Meister und trägt seither Verantwortung für ein Berufsfeld, das weit über Hammer und Meißel hinausgeht. Heute beschäftigt er drei Angestellte und eine Bürokraft, die gemeinsam an einem Strang ziehen.
„Ein Grabstein gibt einem Grab erst Persönlichkeit“, sagt Herr Haase.„Für viele ist er ein Abschluss- und gleichzeitig ein Anfang auf dem Weg, die Trauer zu bewältigen.“ Genau das liebt er an seiner Arbeit: den Menschen zuzuhören, ihre Geschichten aufzunehmen, manchmal bis tief in ihr Innerstes hineinzusehen. Oft hat er das Gefühl, etwas zurückgeben zu können ein Stück Heilung im - Moment der größten Verletzlichkeit.
Gestaltung, die Persönlichkeit zeigt
Wenn die ersten Entscheidungen anstehen, nimmt sich Carsten Haase viel Zeit. In Musterbüchern können Angehörige nicht nur Schriftarten und Strukturen auswählen, sondern auch Einfassungen, Grabgestaltung, Formen, Größen und Materialien vergleichen. Schritt für Schritt entsteht gemeinsam ein Bild davon, wie das Grab aussehen könnte immer angepasst an die individuellen Wünsche.


„Mir ist wichtig, dass die C Angehörigen spüren: Das ist ihr Ort, ihr Symbol, ihr Erinnerungszeichen“, betont Herr Haase. Auch die Dekoration der Grabstätten - Engel, Herzen oder Kerzen fließt in die Gestaltung ein. So entsteht ein Platz, der Trost spenden kann, weil er so einzigartig ist wie das Leben, an das er erinnert.
Mehr als Grabsteine - ein vielseitiges Handwerk
Doch Steinmetzarbeit endet nicht am Friedhofstor. Carsten Haase und sein Team fertigen auch Treppen, Fensterbänke, Waschtischplatten, Sohlbänke, Fußbodenbeläge und Küchenarbeitsplatten. Dazu kommen kunstvolle Objekte für Haus, Hof und Garten, die ganz nach den Vorstellungen der Kunden entstehen. Hier zeigt sich, dass Naturstein nicht nur für Orte des Gedenkens steht, sondern auch für Lebensräume voller Beständigkeit und Schönheit.
Stein in seiner Vielfalt
Wer einen Blick in die Werkstatt wirft, sieht Stapel von Rohplatten aus verschiedenen Natursteinen. Unterschiedliche Strukturen, Farben und Formen warten darauf, bearbeitet zu werden. Für Carsten Haase ist Stein kein kaltes Material, sondern ein Stück Natur, das er in eine neue Gestalt bringt - ob als Grabmal, als Treppe oder als Gartenbank.
Kunst im Detail
Besonders sichtbar wird die Kunst des Steinmetzes, wenn aus der rauen Oberfläche feine Ornamente entstehen. Mit kleinem Werkzeug werden Reliefs und Symbole gemeißelt, die fast lebendig wirken. Doch nicht nur das Meißeln macht die Arbeit aus: Mit dem Pinsel tragen die Steinmetze sorgfältig Farbe auf, um Schriften hervorzuheben oder Details leuchten zu lassen.
So verbinden sich Kraft und Präzision, Handwerk und Kunst.„Für solche Arbeiten gibt es kaum Grenzen“, sagt Carsten Haase. „Das macht unseren Beruf so besonders: Man kann etwas Dauerhaftes schaffen, das zugleich filigran und voller Ausdruck ist.“
Tradition und Zukunft
Dass der Steinmetzbetrieb am Inselfriedhof nun 55 Jahre alt wird, erzählt von Beständigkeit und Wandel zugleich. Gegründet 1970 im Rahmen der Grünanlagen der DDR, hat er alle Zeiten überdauert. Heute führt Carsten Haase das Erbe mit neuer Energie weiter mit Grabmalgestaltung, Restaurierungen, Treppenanlagen und Natursteinarbeiten für Haus und Garten.
Marie Lindner