35 Jahre Meine Zeitung

Der technische Fortschritt des Oranienburger Generalanzeigers

Von Druckplatten bis Digitalzeitalter: Wie sich der Oranienburger Generalanzeiger seit 1993 technologisch wandelte – von der ersten Druckerei bis zur modernen Online-Redaktion.

So sehen die Computer in der Redaktion inzwischen nicht mehr aus.

31.03.2025

Oberhavel. So ikonisch sie auch waren -„natürlich waren die Container keine Dauerlösung“. Zum zehnjährigen OGA-Jubiläum blickte der ehemalige Geschäftsführer Daniel Schöningh auf diese Herausforderung zurück. „Mit viel Glück und durch die Unterstützung der Stadtverwaltung konnten wir den jetzigen Standort in der Lehnitzstraße in Oranienburg erwerben. Ein altes Gebäude musste noch abgerissen werden, und im Mai 1993 war es dann endlich soweit: Die Mitarbeiter des Oranienburger Generalanzeigers“ hatten festen Boden unter den Füßen. So mancher hatte seine Zweifel gehabt, ob dies jemals gelingen würde.“

Die OGA-Mitarbeiter wurden nach dem 28. Mai 1993 schnell heimisch. Und als Redakteurin Antje Jusepeitis in den kommenden Jahren dazu stieß, war ihr erster Eindruck vom Oranienburger Generalanzeiger: „Drei Etagen, drei verschiedene Menschentypen“. Freundliche Damen an der Rezeption, die ihr den Weg zum Chefredakteur wiesen. In der ersten Etage: „Ein Großraumbüro mit zahlreichen Computern und Telefonen, die fast nie stillstehen. Zettelchen und Zeitungen liegen herum, und in der Luft steht kalter Rauch. Wie kann man hier bloß arbeiten, frage ich mich. Gegen Mittag ungefähr bricht das große Chaos aus. Ein Redaktionsmitglied nach dem anderen trudelt - von seinen Terminen mehr oder weniger inspiriert - in den Räumen ein.“ Mit ihrem Textentwurf wurde sie in die Technikabteilung in der zweiten Etage geschickt: „Noch mehr Technik, surrende Rechner und Menschen, die dem Computer kleine Geheimnisse abringen können, Anzeigen kleben und, so erscheint es mir, unter erheblichem Zeitdruck arbeiten.“

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Hier oben war bis 2006 alles mit riesigen Gerätschaften zugestellt, erinnerte sich Redakteur Tilman Trebs 2015. "Dort wurden ausgedruckte Zeitungsartikel, Wohnungs-, Auto und Stellenmarkt, gewerbliche Anzeigen sowie Fotos noch per Hand mit flüssigem Wachs auf Papier geklebt. Die Druckvorlagen wurden dann in großen Belichtungsautomaten hergestellt.„Das war oft aufwendige Fummelarbeit“, erinnert sich Gundula Wackerhagennoch ganz genau, die damals als Schriftsetzerin schon mit an Bord war. Farbige Unterzeilen etwa wurden mit Zierklebeband gesetzt, Ostereier in Werbeanzeigen per Hand ausgeschnitten, Blumen mit Permanentstift ausgemalt. Der Job war stressig. Die Mitarbeiter im Anzeigensatz arbeiteten oft bis tief in die Nacht hinein."

Ein Bote kam jeden Abend mehrmals ins Verlagsgebäude des Märkischen Zeitungsverlages in der Oranienburger Lehnitzstraße 13, so beschrieb es Redakteur Volkmar Ernst in einer Sonderbeilage im Juni 2002. „Er holte die hergestellten Druckvorlagen für die Produktion der Zeitung ab und brachte sie in die im Gewerbegebiet gelegene Druckerei.“

Um dieses Druckhaus hatte sich der Verlag ebenfalls früh bemüht. „Ab 1992 wurde versucht, den Bau einer Druckerei vorzubereiten“, schrieb Redakteurin Heike Ottilige in derselben Sonderbeilage, die 2002 aus Anlass der Erweiterung eben dieses Druckhauses erschien.„Aber die Stadt Oranienburg hatte zu diesem Zeitpunkt erhebliche Probleme mit der Ausweisung von Gewerbegebieten. Wir sind dann mit der Stadt einig geworden, dass wir eine Fläche im neu entstandenen Gewerbegebiet Nord erwerben, so Udo Merz. ,Im Anschluss wurde für 1,5 Millionen Mark eine preiswerte Halle gebaut', fügt der Verlagsleiter hinzu. Aus der Verlagsgruppe bekam der Oranienburger Generalanzeiger eine abgeschriebene Druckmaschine.,Die bauten wir im Oranienburger Gewerbegebiet ,Nord' auf.' So konnte die Zeitung ab August 1994 in der eigenen Druckerei gedruckt werden.“

Eine neue Druckmaschine gab es erst 2002 - dafür aber gleich mit einem Erweiterungsbau des Druckhauses drumherum. Volkmar Ernst beschrieb aus diesem Anlass den damals neuen Stand der Technik: „Zwischen Verlagsgebäude und Druckerei wurde auch eine Datenleitung aufgebaut, über die nun die im Verlagsgebäude am Bildschirm erstellten Zeitungsseiten in elektronisch verschlüsselter Form an die Druckerei übermittelt werden. Die Seiten können dort auf einem Rechner mit Bildschirm aufgerufen, jedoch selbst nicht mehr verändert werden. Die Rechner sind mit zwei sogenannten Plattenbelichtungsautomaten gekoppelt. Die Platten bestehen aus Aluminium, das mit einer lichtempfindlichen Schicht überzogen ist. ... Mittels eines Laserstrahls (vergleichbar mit dem Lichtstrahl, der bei einem Fotoapparat das Negativ entstehen lässt) wird die mit einer fotoempfindlichen Schicht versehene Aluminiumplatte bearbeitet. ... Bei der anschließenden Entwicklung der Platten werden die nicht gehärteten Silberkristalle ausgewaschen. Die gehärteten ergeben das Zeitungsbild.“

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Gleichzeitig trat um die Jahrtausendwende das Internet seinen Siegeszug an. Natürlich war der erste Online-Auftritt noch deutlich simpler als heute. „Aber damals zahlten die Nutzer schließlich noch für jede Minute, die sie im Netz waren“, ordnete es Online-Redakteur Dietmar Stork zehn Jahre später ein. „Bilder? Fehlanzeige. Auch die Technik war vorsintflutlich. Jeden Abend musste ein Redakteur per Hand die Texte in die Webseite kopieren. Und fluchte, wenn ein Kollege vergessen hatte, einen Artikel fürs Netz vorzubereiten.“ Damals, im Jahr 2010, erschienen Themen aus den vier Tageszeitungen Oranienburger und Hennigsdorfer Generalanzeiger, Ruppiner Anzeiger und Gransee-Zeitung sowie den Wochenblättern (Märker, Brawo) auf der Seite„Die Mark Online“. Zugenommen habe der Nutzwert der Webseite, so Stork: „Wer früher eine Kleinanzeige aufgeben wollte, musste in unsere Geschäftsstellen nach Oranienburg oder Hennigsdorf fahren. Heute lässt sich das bequem von Zuhause aus erledigen.“ Wie genau dieser Internetauftritt zu bedienen war, dafür gab es 2010 noch einen großen Erklärtext auf der nächsten Seite.

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Inzwischen wird dieses Mindestmaß an Internetaffinität eher vorausgesetzt. Mit Übernahme des Oranienburger Generalanzeigers und seiner Schwesterzeitungen durch das Märkische Medienhaus im Jahr 2011 sind jetzt auch ihre Inhalte unter moz.de zu finden. Dieses Portal war Anfang 2000 aus der Taufe gehoben worden. 

Meilensteine 1993

13. Januar: Der todkranke einstige SED-Chef Erich Honecker wird aus dem Gefängnis entlassen. 20. März: Profiboxer Henry Maske wird in Düsseldorf Weltmeister im Halbschwergewicht. 23. März: Gegen heftige Proteste aus der Bevölkerung beschließen die Bundesregierung und der Berliner Senat den Abriss des Palastes der Republik. 1. Juli: In der Bundesrepublik wird das frühere vierstellige Postleitzahlensystem durch neue, fünfstellige Ziffernkombinationen abgelöst.