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35 Jahre Märkische Oderzeitung

Comeback der Burg Storkow

Rückblick: Im Februar 2009 wurde die Sanierung der mittelalterlichen Anlage als neues Kulturzentrum der Stadt mit einem großen Festakt abgeschlossen.

Die Burg Storkow heute in einer Luftaufnahme. Foto: Jenny Jürgens/Burg Storkow

23.06.2025

Es geschah in der Nacht vom 16. auf den 17. Dezember 1978. Der Storkower Josef Jelitto aus der Fritz-Reuter-Straße hatte die Flammen kurz vor Mitternacht bemerkt, als er von einer Geburtstagsfeier kam. Das Hauptgebäude der Storkower Burg, eines der ältesten und größten Renaissanceschlösser Brandenburgs, brannte damals völlig aus.

Als Ursache wurde später der Defekt eines technischen Gerätes genannt. Feuerwehren aus sechs Orten der Umgebung sowie ein Löschfahrzeug der Nationalen Volksarmee (NVA) rückten zum Löschen aus. Gegen 2.30 Uhr war das Feuer unter Kontrolle. So mancher kann das noch gar nicht richtig begreifen, dass unsere Burg jetzt in alter, neuer Schönheit wieder da steht“, sagte damals Andreas Heising, der sich seit vielen Jahren mit der Geschichte der Festung beschäftigt.

Zehn Jahre sollte der Wiederaufbau dauern, dessen Ende am 26. Februar 2009 mit einem offiziellen Festakt gefeiert wurde.„Das große Unglück hat damals tiefe Kerben in die Seele der Storkower geschlagen.“ Dieter Hammermeister, der in den 1970er Jahren als junger Mann zur Kummersdorfer Ortswehr gehörte, konnte sich an die dramatischen Ereignisse in jener Brandnacht noch gut erinnern: „Es war spiegelglatt und bitterkalt. Mindestens zehn Grad minus. Wegen der eingefrorenen Hydranten musste das Löschwasser aus dem Mühlenfließ und dem Burggraben gezapft werden“, erzählte er. Auch NVA-Soldaten waren unermüdlich im Einsatz. Sie schafften den Bestand der Stadtbibliothek und Archivmaterial in das gegenüberliegende Fachwerkhaus. Doch viele wertvolle Dokumente aus dem Stadtarchiv und andere Unterlagen sind in dieser Nacht Opfer der Flammen geworden und unwiederbringlich dahin. Das repräsentative Hauptgebäude der Burg, der Palas, konnte nicht mehr gerettet werden. Jedoch verhinderten alle Beteiligten mit ihrem Einsatz die Zerstörung der gesamten Burganlage. Es gab seinerzeit eine große Bereitschaft, den abgebrannten Palas wieder aufzubauen. Viele Storkower und Handwerksbetriebe spendeten Geld. In einem Beschluss von Rat der Stadt und Rat des Kreises war der Bauablauf genau festgelegt.

Unternehmen aus der Region

Zur Finanzierung standen 400.000 Mark zur Verfügung, zum größten Teil aus der Schadenserstattung Staatlichen Versicherung. Dennoch ist es zum Wiederaufbau aus vielerlei Gründen niemals gekommen. Wie es heißt, soll es sich um eine politische Entscheidung „von ganz oben“ gehandelt haben. Weil keine Sicherungsmaßnahmen erfolgten, verfiel das beschädigte Gebäude schließlich mehr und mehr.

Für die Storkower war das bitter. Schließlich ist ihre Burg eine der ältesten und bedeutendsten Burganlagen in Ostbrandenburg. Es wird vermutet, dass sie nach 1136 durch die Wettiner als Grenzfestung erbaut wurde. Jahrhundertelang war sie das Zentrum der Stadt und bestimmte auch das dortige Geschehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Palas Domizil der Stadtverwaltung, weil das alte Rathaus auf dem Markt zerstört war.

Bis nach der Wende musste die Rettung der mehr und mehr verfallenden historischen Anlage letztlich warten. Nachdem zunächst versucht worden war, private Investoren zu finden, fasste das Stadtparlament im Jahre 1998 den Beschluss, die Sache in die eigenen Hände zu nehmen. Das Stadtparlament sprach sich für die Sanierung der Burg mit Hilfe von Fördermitteln in mehreren Bauabschnitten aus. Im Dezember 1999 erfolgte der symbolische erste Spatenstich. 3,65 Millionen Euro flossen in die ersten beiden Bauabschnitte. Das damals errichtete Fachwerkgebäude wurde Domizil des Tourismuszentrums und der Bibliothek.

Die wacklige Südmauer der Anlage wurde saniert und der Burghof zum Veranstaltungsplatz mit einer Freilichtbühne ausgebaut, die so konstruiert ist, das sie zugleich die Mauer stabilisiert. Allein im ersten Jahr nach der Sanierung kamen 34 000 Besucher auf die Burg. Mit dem letzten und kompliziertesten Bauabschnitt, dem Wiederaufbau des Palase nebst Brauhaus (altes Schloss), konnte 2005 begonnen werden. Etwa ein Jahr hat dabei zunächst die aufwendige Nachgründung in Anspruch genommen, um das auf morastigem Grund stehende Bauwerk zu stabilisieren. Die Bohrpfähle am Mauerwerk wurden bis zu 15 Meter tief in den Boden gebracht.

Inzwischen Allein für deren Herstellung wurden 450 Tonnen Beton verbaut. wankt dort nichts mehr. Die Storkower Burganlage ist als geschlossener Komplex fix und fertig saniert. Im wiederaufgebauten Palas ist ein groẞer, wunderschöner Saal entstanden mit einer umlaufenden Galerie in der ersten Etage. Mehr als 7,5 Millionen Euro hat der letzte Bauabschnitt noch einmal verschlungen.

Für die Stadt Storkow war die Finanzierung trotz großzügiger Förderung mithilfe der EU-Fonds eine außerordentliche Herausforderung, musste sie doch einen Eigenanteil von fast 40 Prozent aufbringen. Bürger, Unternehmen und Freunde der Stadt beteiligten sich damals mit Spenden von mehr als 100.000 Euro am Wiederaufbau der Burg.                    red

Meilensteine der Jahre

2004
22. August: In Oslo werden die Gemälde „Der Schrei“ (Wert: 54 Millionen Euro) und„Madonna“ von Edvard Munch gestohlen.

2005
1. Februar: Die Zahl der Arbeitslosen hat erstmals die Grenze von fünf Millionen überschritten.

19. April: Der deutsche Kardinal Joseph Ratzinger wird zum neuen Papst gewählt. Er nimmt anschließend den Namen Benedikt XVI. an.

22. November: Angela Merkel wird zur ersten Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland gewählt.

2006
19. Januar: Der Bundestag stimmt mit großer Mehrheit für den Abriss des Palastes der Republik.

30. Oktober: Die wiederaufgebaute Dresdner Frauenkirche feierlich eingeweiht.