Keine langen Festtagsreden in der Sporthalle in der Fabrikenstraße 2 zum 30-jährigen Bestehen: Auf die Begrüßung durch den Vorsitzenden des Kreissportbunds (KSB) Havelland, Jörg Wartenberg, folgten drei kurze moderierte Gesprächsrunden. Hier wurde alles gesagt, was wichtig erscheint.
Der KSB hat drei Ehrenmitglieder. Das sind Giesela Schünicke, Waldemar Schorr und Rainer Jähnke. In ihren Funktionen schrieben die beiden Männer regionale Sportgeschichte. Sie waren bis Oktober 1993 die Vorsitzenden der Kreissportbünde Rathenow und Nauen, die zum 16. Oktober des Jahres fusionierten. Darüber berichteten sie am vorigen Samstag in der Runde. Giesela Schünicke hatte über einen Zeitraum von etwa 20 Jahren maßgeblichen Anteil an der Erfolgsgeschichte der Kreisolympiaden junger Sportler, die im Grunde aus den hiesigen Spartakiaden aus DDR-Zeiten resultierten. Heute beteiligen sich jährlich etwa 6.000 Kinder und Jugendliche in fast 30 Sportarten. Es handelt sich um den größten Breitensportwettbewerb im Landkreis.
Klar, dass der Kreissportbund ohne Förderung solche Veranstaltungen nicht stemmen könnte. Viel hängt am Geld. Wichtigster Förderer ist hier die Mittelbrandenburgische Sparkasse. Die KSB-Existenz wird derweil durch den Landkreis Havelland mit gesichert. Das kam in der zweiten Gesprächsrunde zur Sprache. In Vertretung des Landrats erläuterte der Beigeordnete Michael Koch den zweigeteilten Geldfluss.
Einerseits besteht eine allgemeine Förderung, durch die unter anderem der KSB-Geschäftsstellenbetrieb abgesichert wird. Zur Durchführung und Entwicklung des havelländischen Sports gibt es Zuwendungen für die Sportvereine unter dem KSB-Dach. Andererseits hat der Landkreis im Jahr 2009 das Förderinstrument „Goldener Plan Havelland“ entwickelt. Im Fokus steht hierbei die Sportstätteninfrastruktur. Für 2023 waren wieder 350.000 Euro in den Kreishaushalt eingestellt worden. Mehr Infos gibt es unter „Sportförderung“ auf www.havelland.de.
Der Beigeordnete ist selbst ein Sportsfreund. Er ist Vorsitzender des SV Grün-Weiß Brieselang. Mit Ralf Tebling wurde 2016 der damalige Vorsitzende des Mögeliner SC 1913 ins Amt des Premnitzer Bürgermeisters gewählt. Wegen der neuen Aufgaben verabschiedete er sich aber 2017 aus der ehrenamtlichen Funktion. Indessen konnte die „Stadt voller Energie“ davon ausgehen, dass der dortige Sport weiterhin großen kommunalen Stellenwert genießt.
Aus der Gesprächsrunde heraus lenkte Tebling die Blicke der rund 300 Gäste zur sanierten Hallendecke. Hier hatte die Stadt zuletzt rund 420.000 Euro aus eigener Tasche investiert. Der Bürgermeister nannte auch ein Beispiel für Förderungen durch den „Goldenen Plan Havelland“. So flossen seit 2016 rund 130.000 Euro ins Stadion der Chemiearbeiter. Beim MSC waren es zuletzt (2020 und 2023) insgesamt rund 38.000 Euro.
Dass in Sport und Sportstätten investiertes Geld gut angelegt ist, belegen weitere Zahlen. Inklusive der in den Ortsteilen Mögelin und Döberitz bestehen sechs Sportvereine, denen aktuell 1.118 Kinder, Jugendliche und Erwachsene angehören – und das bei einer Einwohnerzahl von etwa 8.600. Premnitzer Leuchtturm des Sports ist freilich der TSV Chemie mit 629 Mitgliedern, wobei er im Jahr 2000 noch 1.113 Mitglieder hatte. Er war damit kurzzeitig der größte Sportverein im Landkreis, wurde ein Jahr später vom TSV Falkensee abgelöst. Dort wuchs die Mitgliederzahl von damals 1.063 auf aktuell 4.320.
Zahlen wie diese fließen mit ein in die jährlichen Statistiken des Kreissportbunds. Mit Stand vom 1. Januar 2023 gehören ihm aktuell rund 150 Vereine mit insgesamt fast 23.000 Mitgliedern an. Im Vor-Corona-Jahr 2019 waren es knapp 20.500. Michael Koch bezeichnete die Sportlerinnen und Sportler als größte Gruppe auf ehrenamtlicher Ebene im Havelland.
Bruno Kämmerling, seines Zeichens Leiter des Sportreferats in der Kreisverwaltung, zog in der Runde einen gut nachvollziehbaren Vergleich: Wie der Tourismusverband für die Entwicklung zuständig ist sowie als Interessenvertreter und Ansprechpartner der Vereine und Unternehmen im Tourismussektor in Erscheinung tritt, kann der Landkreis beim Sport auf die Zusammenarbeit mit dem KSB Havelland setzen.
Geschäftsführer ist Karsten Leege. Als Jugendsportkoordinator agiert René Hegner. Vorsitzender der dem KSB angeschlossenen Kreissportjugend (KSJ) ist Norman Giese, der die Festveranstaltung moderierte. In der dritten Gesprächsrunde mit dem havelländischen KSJ-Vize André Skala und Jürgen Hodek, Vorsitzender des Kreissportbunds Potsdam-Mittelmark, ging es ums Ehrenamt im Sport. René Wernitz
In Rathenow
Im Vorfeld der Fusion hatten sich die KSB-Vertreter aus Nauen und Rathenow darauf verständigt, dass der KSB Havelland seinen Sitz in der künftigen Kreisstadt haben soll. Die Geschäftsstelle befindet sich in Rathenow, Genthiner Straße 25. Infos auf www.ksb-havelland.de. rez