Wasser - ein wertvolles Gut

30 Jahre FWA

Wasser - ein wertvolles Gut

Jubiläum: Die Frankfurter Wasser- und Abwassergesellschaft (FWA) schaut auf herausfordernde 30 Jahre zurück, blickt aber zuversichtlich nach vorn. Große Projekte sind in Planung.

FWA-Geschäftsführer Gerd Weber lädt am 3. Juni zum Frankfurter Wasserfest ein. Um 10 Uhr wird die Jubiläumstorte anFoto: Anna Pröschild geschnitten.

05.06.2023

Frankfurt (Oder). Anne Silchmüller, Mitarbeiterin der FWA-Geschäftsführung, und FWA-Geschäftsführer Gerd Weber sprachen mit Anna Pröschild über Erfolge und Pläne.

Was war in den vergangenen Jahren die größte Herausforderung für die FWA?
G.W.: Als Trinkwasserversorger besteht unsere Hauptaufgabe darin, die Versorgung jederzeit zu gewährleisten und qualitativ abzusichern. Das haben wir in den vergangenen 30 Jahren bis heute gemeistert. Mit dem Ausbau des Wasserwerks in Müllrose werden wir das auch in Zukunft ermöglichen können.

War die Corona-Pandemie eine Herausforderung?
A.S.: Absolut, denn wir mussten gleichzeitig die Mitarbeiter vor einer Ansteckung schützen und den Betrieb der Trinkwasser- und Abwasserentsorgung aufrechterhalten.

In der Bundeshauptstadt Berlin wird das Abwasser auf Coronaviren getestet. Ist das in Frankfurt (Oder) auch der Fall?
G.W.: Nein, aber es wäre sinnvoll. In Brandenburg soll diese Überprüfung mit Finanzierungsmitteln vom Land bald kommen. Bis zum Jahresende ist ein Testlauf geplant.

Richten wir den Blick auf den Klimawandel und die damit verbundene Trockenheit. Welches Jahr war für die FWA das Schwierigste in der Trinkwasserversorgung?
G.W.: Keines. Wasser war immer da. Wir dürfen bis zu 26 000 Kubikmeter am Tag fördern. Natürlich haben wir in trockenen Jahren im Wasserwerk Briesen deutlich mehr Spreewasser zur Anreicherung des Grundwassers nutzen müssen als in nassen. Dennoch konnten wir die Mengen mit entsprechender Qualität jederzeit bereitstellen. Aber wir wissen um das Niedrigwasser der Spree. Auch deshalb ist der Ausbau des Wasserwerks in Müllrose so wichtig für die langfristig sichere Trinkwasserversorgung.

A.S.: Der Klimawandel zeigt sich bei uns vor allem durch Starkregen-Ereignisse. Die heftigen Regenfälle überlasten die Kläranlage und teilweise die Kanalisation. Kein Kanalsystem ist dafür ausgelegt, neben dem Schmutzwasser auch noch Starkregen zur Kläranlage zu transportieren, wo der Regen unnötigerweise auch noch gereinigt und in die Oder geleitet wird.  

Was kann dagegen unternommen werden?
A.S.: Wir appellieren immer wieder an alle Grundstückseigentümer, das Regenwasser im Garten zurückzuhalten. Es ist nicht nur schädlich, sondern auch verboten, Regen in die Kanalisation zu leiten.

G.W.: Das Niederschlagwasser sollte für die spätere Bewässerung aufgefangen werden oder versickern. Das unterstützt die Vegetationsfähigkeit der oberen Erdschichten. Im Stadtgebiet Frankfurt (Oder) investieren wir in Regenrückhaltebecken inklusive der erforderlichen Reinigungsanlagen.

Welche Großprojekte plant die FWA?
G.W.: Wir planen eine zweite Abwasser-Ringleitung um Frankfurt (Oder) zur Erschließung der Industriestandorte; aber auch zur besseren Ableitung. Ganz aktuell treiben wir den Ausbau des Wasserwerks in Müllrose voran. Das dort gewonnene und aufbereitete Grundwasser wird uns bald unabhängiger von der sulfatbelasteten Spree und den schwankenden Wasserständen machen.

A.S.: Außerdem möchten wir die Energiekosten für den Anlagenbetrieb senken.

G.W.: Schon seit über 20 Jahren produzieren wir mit einem Blockheizkraftwerk auf der Kläranlage Strom und Wärme aus Klärgas. Seit 2022 erzeugt eine Photovoltaikanlage am Wasserwerk Briesen solaren Strom für den Eigenbedarf. Noch in diesem Jahr nehmen wir eine Solaranlage am Verwaltungssitz im Buschmühlenweg in Betrieb; auch für die Kläranlage am Mittelweg befinden wir uns in Planungen. Die Anlagen im Trink- und Abwasserbereich brauchen viel Strom. Schritt für Schritt versuchen wir, durch Eigenerzeugung unabhängiger von den steigenden Energiepreisen zu werden.

Trabant als Firmenfahrzeug 1993 mit Andreas Loth, Technologe im Rohrnetz, der auch heute noch bei der FWA arbeitet. Foto: FWA
Trabant als Firmenfahrzeug 1993 mit Andreas Loth, Technologe im Rohrnetz, der auch heute noch bei der FWA arbeitet. Foto: FWA

In den letzten Jahren wurde die Bevölkerung immer wieder zum Wassersparen angehalten. Ist das aus Sicht der FWA nützlich?
A.S.: Nur bedingt. Ein Rohr- und Kanalnetz wird für mindestens 60 Jahre geplant. Unsere ältesten Trinkwasserleitungen sind über 100 Jahre alt. Intakte Leitungen werden wir nicht für viel Geld verkleinern, weil die Bevölkerungszahl gerade rückläufig ist. Sobald aber zu wenig Wasser durch die Rohre fließt, müssen wir zusätzlich spülen, um die Trinkwasserqualität zu gewährleisten.

G.W.: Bestes Beispiel ist Neuberesinchen. Hier wurden Häuser nach und nach zurückgebaut, der Umfang der Leitungen blieb aber bestehen.

A.S.: Ähnlich verhält es sich beim Abwasser. Fließt zu wenig Abwasser durch die Kanäle, entstehen Gase. Das ist nicht gut für die Kläranlage und führt im Kanal zu fauligen Gerüchen, die an die Oberfläche entweichen können. Dann müssen unsere Kollegen ausrücken. 80 Prozent der Kosten für die Trink- und Abwasserhandlung sind übrigens Fixkosten.

Was würden Sie sich wünschen?
A.S.: Dass die Menschen überlegen, was sie in die Toilette spülen. Das größte Übel sind Feucht- und Taschentücher sowie Küchenpapier.

G.W.: Die Tücher verstopfen die Pumpen und belasten die Kläranlage. All das verursacht Kosten.

A.S.: In die Toilette darf nur Papier, das sich schnell auflöst. Und das ist nur Toilettenpapier.

Was ist neu in diesem Jahr?
A.S.: Im März trat die Novellierung der EU-Trinkwasserverordnung in Kraft. Das Trinkwasser wird mit neuen Parametern noch strenger überwacht, z.B. auf somatisches Coliphagen, PFAS und Bisphenol A. Parameter wie Blei, Chrom und Arsen wurden verschärft. Die Analysemethoden werden jedoch feiner. Unser Problem ist, dass nicht richtig kontrolliert wird, was ins Grund- und Abwasser gelangt.

G.W.: Selbst wenn Grenzwerte überschritten werden, ist kaum herauszubekommen, woher die Verunreinigung kommt.


Wie alles begann

Historie

Mit der Gründung der Märkischen Wasserversorgung und Abwasserbehandlung GmbH 1990 wurde die seit 1964 bestehende territoriale Struktur der Wasserversorgung nach DDR-Bezirken aufgehoben. Technologisch zusammenhängende Gebiete führte man auch strukturell zusammen. So übernahm die Bereichsdirektion Frankfurt (Oder) 1991 alle Gemeinden, die vom Wasserwerk Briesen und Frankfurt (Oder) versorgt wurden. 

"Für die FWA schlug die Geburtsstunde am 1. Juni 1993"

Mit dem Nutzungsüberlassungsvertrag der Versorgungsanlagen durch die Stadtwerke Frankfurt (Oder) und die VEWA (Vereinigte Wasser GmbH) schlug am 1. Juni 1993 die Geburtsstunde der Frankfurter Wasser- und Abwassergesellschaft mbH (FWA). Ihr wurde der wirtschaftlich eigenständige Betrieb aller Anlagen übertragen. Müllrose, Pillgram, Jacobsdorf, Biegen, Petersdorf und Sieversdorf traten der FWA als kommunale Gesellschafter bei.


Schon gewusst?

Rechtsstreit: Einigung für den Ausbau des Wasserwerks in Müllrose

Die Frankfurter Wasser- und Abwassergesellschaft mbH (FWA) gewinnt circa75 Prozent ihres Trinkwassers aus der Spree. Die Stadt Frankfurt (Oder) und die FWA hatten im Jahr2019 gegen die Flutung des Cottbuser Ostsees geklagt, weil dadurch eine noch höhere Sulfatbelastung der Spree und des im Wasserwerk Briesen gewonnenen Trinkwassers zu erwarten ist. Dies hätte hohe Aufwendungen der Trinkwasser-Aufbereitung verursacht. 

"Lausitzer Energie Bergbau AG beteiligt sich an Ertüchtigung und Ausbau"

Im Februar kam es zu einer außergerichtlichen Einigung: Die Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG)wird sich am Ausbau und der Ertüchtigung des Wasserwerks in Müllrose beteiligen. Mit dem dort gewonnenen Wasser wird die Region unabhängiger vom Spreewasser.