In diesem Mai jährt sich der Geburtstag des Pflegediensts Matthes zum 30. Mal. Verwundert werden sich einige fragen: Was? So lange gibt's die schon?
Tatsächlich. Denn bereits 1992 machten sich die zwei jungen Krankenschwestern Kerstin Walz und Sylvia Matthes auf, um Neuland zu betreten. Die Wende lag erst drei Jahre zurück - im ganzen Land herrschte eine merkwürdige Stimmung zwischen Neugier auf das Neue und Sorge vor dem, was sich ändern würde. Doch für die beiden Jungunternehmerinnen hieß es: Bange machen gilt nicht und sie legten einfach los. Sie gründeten den Pflegedienst Walz/Matthes in Schwedt und fuhren mit ihrem blauen Trabi zunächst die wenigen Patienten zu Hause an, die sich nach und nach bei ihnen meldeten. Bereits nach wenigen Monaten konnten sie einen kleinen Kundenstamm aufbauen und ihr Team bekam bald erste Verstärkung. Personal wurde eingestellt. Was für eine Erfahrung war das! Alles fühlte sich neu an - viel galt es zu lernen.
Mit der Einführung der Pflegeversicherung im Jahr 1995 bekam das junge Unternehmen einen Wachstums-Schub. Jetzt musste ein Büro her! Eine Sekretärin wurde gebraucht. Seither hat sich das Unternehmen in 30 Jahren kontinuierlich verändert und entwickelt. In der Rückschau", sagt Sylvia Matthes, die heute alleinige Inhaberin und Geschäftsführerin ist, kommt es mir alles leicht vor. Obwohl es - wie sonst auch im Leben - Höhen und Tiefen gab, blicke ich stolz und glücklich zurück. Alle Schritte der Entwicklung - auch die vermeintlich falschen, haben mich weitergebracht. Ich habe aus Fehlern gelernt und das Heft fest in der Hand behalten. Die Kraft dazu fand sie zunächst in ihrer Aufgabe als Krankenschwester - denn viele Jahre lang betreute sie selbst Menschen in der Häuslichkeit. Viele Schwedter Familien haben sich auf ihren Rat und ihre Unterstützung verlassen. Gutes zu tun und gebraucht zu werden, gab ihr Mut und Zuversicht, auch schwere Zeiten zu überstehen. Nach dem Weggang ihrer Mitgründerin Kerstin Walz, musste sich Sylvia Matthes im Jahr 2000 neu orientieren. Aber: Neue Wege sind auch neue Chancen. An ihrer Seite wusste sie stets ein verlässliches Team - sie ist stolz darauf, dass etliche Mitarbeitende viele Jahre mit ihr gemeinsam arbeiteten. Zehn und 15 Jahre Betriebszugehörigkeit sind beim Pflegedienst Matthes nicht selte Eine der dienstältesten Kolleginnen verlässt in diesem Sommer nach über 20 Jahren das Team - weil der Ruhestand bevorsteht. Welcher Chef hätte da nicht ein lachendes und ein weinendes Auge? Sylvia Matthes war und ist sich bewusst, dass sie ohne gegenseitige Wertschätzung und Achtung nie hätte so erfolgreich sein können. "Ich danke allen Mitarbeitenden von Herzen, die mich auf meinem Weg bis hierher begleitet habe. Egal wie lang oder kurz die Strecke war - wir sind ein Stück gemeinsam gegangen. Und ich habe durch se alle gelernt und konnte zu der Person reifen, die ich heute bin. Dafür bin ich ihnen allen zutiefst verbunden!"
Zur Zeit sind im gesamten Unternehmen 67 Mitarbeitende beschäftigt. Über mehrere Etappen veränderte sich das Unternehmen in der Folge mehrfach. Es weitete sich nach und nach aus. So gab es Anfang der 2000er eine Fusion mit einem Pflegedienst in Passow und die ersten Wohngemeinschaften für Pflegebedürftige entstanden. Das war eine wichtige Zeit, in der neue Ideen entwickelt und probiert wurden. Die Nachfrage nach Pflege stieg rasant und das Unternehmen wuchs auf weit mehr als 50 Mitarbeitende heran. Zehn Jahre später ergaben sich neue Perspektiven und der Pflegedienst Matthes erweiterte das Profil um die psychiatrische Fachpflege. Seitdem gibt es speziell qualifizierte Kolleginnen, die Menschen mit psychischen Erkrankungen helfen, eine schwierige Situation zu Hause zu meistern. Mit Gründung des Fachteams gab es weitere Anlaufpunkte in Prenzlau und Templin. In den Folgejahren rückte die Pflege in Wohngemeinschaften immer mehr in das Blickfeld der Öffentlichkeit. So wie sich die Gesellschaft verändert, verändern sich auch die Bedürfnisse älterer Menschen. Modelle des betreuten Wohnens in größeren oder kleineren Projekten auch veränderte Wohnangebote in Pflegeheimen sprechen dafür, dass Verantwortliche der Pflegebranche die Zeichen der Zeit erkennen und sich an den Wünschen der zu pflegenden Menschen orientieren. Auch Sylvia Matthes geht mit der Zeit. Ihr Pflegedienst hält seit Jahren Angebote für die Klienten bereit, die weit über das übliche Profil eines ambulanten Dienstes hinausgehen. Der 2009 gegründete hauseigene Fahrdienst Matthes Mobil befördert Menschen zum Arzt, ins Krankenhaus oder zur Behandlung - zum Beispiel einer Strahlentherapie. Doch auch Ausflüge mit Interessierten und sogar Pflegeurlaub gehören zum Repertoire. Dabei fahren kleine Gruppen von pflegebedürftigen Kunden mit Personal in die Ferien. Leider waren diese Reisen coronabedingt in den letzten beiden Jahren nicht möglich und werden schmerzlich vermisst. Frau Matthes verspricht: „Sobald es wieder Planungssicherheit gibt, werden wir das Angebot fortsetzen." Und wohin geht die nächste Reise? Die sympathische Unternehmerin lächelt und sagt: „Eine Gruppe von 8 Damen hat sich Hamburg gewünscht. Mit Reeperbahn und Hafenrundfahrt - wenn schon, denn schon. Und das werden wir auch machen!
Und was gibt es sonst noch? Am Sitz des Pflegedienstes im Heinersdorfer Damm 65 werden im hauseigen Garten und der "Guten tube" jede Woche Freizeitangebote für Senioren bereitgehalten. Abwechslung wird dabei großgeschrieben. Neben gemütlichen Kaffeenachmittagen gibt es auch Spiel und Sport. Es wird gesungen, gelacht und gefeiert. Wenn Hausmeister Mirko den Grill anwirft, sind alle begeistert. Es gibt viele Gelegenheiten, den Alltag und die Einsamkeit einfach mal auszublenden.
Im April 2022 wurde endlich das jüngste Projekt des Pflegedienst Matthes fertiggestellt: die Tagespflege Sonneneck. Sie befindet sich am Platz der Befreiung - da, wo früher eine Bank war. Die Tagespflege ist eine prima Ergänzung - sie hilft vielen Familien besser mit der Herausforderung Pflege zurechtzukommen. Angehörige gewinnen Zeit für sich und können ohne Hast und schlechtes Gewissen eigene Belange erledigen. Die 25 Plätze sind noch nicht voll - aber die Nachfrage ist sehr groß. Sylvia Matthes freut sich, dass das Angebot so gut angenommen wird. Sie hat sich mit ihrem Team, dass am Konzept und der Einrichtung beteiligt war, sehr viel Mühe gegeben und etwas Besonderes geschaffen: eine Oase mitten in der Stadt. Hereinspaziert!
Doch auch im Jubiläumsjahr gibt es keinen Stillstand. Am Standort Prenzlau wird im Sommer ein neues Büro bezogen und auch hier das Angebot für Freizeit und Kaffeenachmittage ausgebaut. Das Team wächst kontinuierlich und leistet hervorragende Arbeit.
Es drängt sich die Frage auf, wie alles zu schaffen ist. Die blonde Mittfünfzigerin ist sich sicher: „Neben dem vertrauensvollen Miteinander mit meinen Mitarbeitenden im Fahrdienst, in der Pflege, Hauswirtschaft und Betreuung braucht es eine sehr gute Leitungsebene. Die Führung sollte nicht eine einzelne Person allein übernehmen. Ich kann gut Aufgaben abgeben und die Verantwortung teilen - dadurch wachsen Leitungskräfte zu Entscheidern heran. Es ist für mich eine Genugtuung zu wissen, dass der Betrieb auch mal eine Zeit lang ohne mich zurechtkommt." Was kommt denn als nächstes? Es gibt ein neues Wohnprojekt in Schwedt, dass sich zurzeit in der Planungsphase befindet. Bis mindestens 2024 wird es wohl noch dauern, bis sich hier für mehr als zehn Mietparteien die Türen im Betreuten Wohnen öffnen werden.
Eines darf jedoch nicht vergessen werden: Das größte Dankeschön verdienen die Klienten und ihre Angehörigen, die uns seit 30 Jahren ihr Vertrauen schenken. Sie sind der Grund, warum die Frauen und Männer des Pflegedienstes Matthes täglich in ihre roten Flitzer oder auf's Rad steigen und bei jedem Wetter rund ums Jahr da sind. Danke, dass Sie unsere Arbeit schätzen, unseren Rat erbitten und uns helfen, Pflege immer noch ein bisschen besser zu machen.
Danke sagten auch die Kolleginnen und Kollegen an ihre Chefin. Und schmissen am 6. Mai eine zünftige Überraschungsparty. So was hatte Sylvia Matthes in 30 Jahren nicht erlebt. Es trieb ihr Tränenden der Rührung in die Augen, als alle das selbst gedichtete Lied von „Matthes-Puppen" sangen. Weil sie es geschafft hat, diesen Geist des Miteinanders zu bewahren, ist Frau Matthes in diesen Tagen einer der glücklichsten und stolzesten Menschen dieser Stadt. Zu Recht - oder?