Die Festwoche wird die Programmvielfalt abbilden, für die das Kleist Forum steht. Als Mehr-Sparten-Haus präsentiert es Oper, Operette und Musical, Schauspiel, Tanz und Ballett sowie Kinder- und Jugendtheater. Konzerte und Lesungen stehen genauso auf dem Spielplan wie Kabarett, Varieté, Sandtheater und Poetry Slam. „Alles in allem ein Spektrum unterschiedlicher Theater- und Kunstformen, um das uns so manch große Bühne in Deutschland beneidet“, bringt es Florian Vogel auf den Punkt. Gastspiele der Partnertheater aus Schwedt, Cottbus, Potsdam, Brandenburg an der Havel und Senftenberg treffen auf Inszenierungen nationaler und internationaler Ensembles, große Stars auf junge Talente, Produktionen, die schon am Broadway Erfolge feierten, auf Nischenformate.
Besonders stolz ist Florian Vogel auf die stetig steigende Zahl der Ko- und Eigenproduktionen, die im Kleist Forum Premiere feiern, darunter die beliebten Weihnachtsmärchen für die Kleinsten mit dem Frankfurter Theater des Lachens oder die konzertanten Lesungen mit dem bekannten Schauspieler Thomas Thieme, die seit einigen Jahren fester Bestandteil der Kleist-Festtage sind.
Die Bürgerbühne zeigt seit fünf Jahren die Themen der Stadt und ihrer Bewohner
Letztere haben als zweiwöchiges Theater- und Literaturereignis zu Ehren Heinrich von Kleists eine ebenso feste Heimstatt in dem nach ihm benannten Veranstaltungshaus gefunden wie das Musikfestival transVOCALE oder das deutschpolnische Theaterfestival UNITHEA. Zudem verleiht die Stadt Frankfurt (Oder) alljährlich im Rahmen der Kleist-Festtage im Kleist Forum den Kleist-Förderpreis, einen renommierten Nachwuchspreis für junge Dramatikerinnen und Dramatiker.
Seit der Eröffnung am 30. März 2001 mit der berühmten Bizet- Oper „Carmen“ als Gastspiel des Teatr Wielki aus Poznan wurden rund 865.000 Besucherinnen und Besucher in fast 3750 kulturellen Veranstaltungen im Kleist Forum gezählt. Allein die stets ausverkaufte Inszenierung „Caveman“ stand in fünf Spielzeiten auf dem Programm. Hinzu kommen zahlreiche Gäste, die an unterschiedlichen Tagungen und Vorträgen oder Feierlichkeiten in den Räumen teilgenommen haben. Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann. Dabei verlief der Start des Hauses nicht ganz reibungslos. Viele Frankfurter fremdelten mit dem Neubau, der ursprünglich dem Kleist-Theater als neue, moderne Heimstatt versprochen war. Doch nur ein Jahr vor der Eröffnung des Kleist Forums wurde die traditionsreiche Bühne geschlossen.
Mit dem eigenen Ensemble fehle dem Haus die Seele – dieser vor allem in den ersten Jahren mal leiser, mal lauter ausgesprochene Vorwurf schmerzte viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dabei sei auch ein Ensemble kein Garant für Identifikation, betont Florian Vogel, der selbst 2015 vom Hamburger Schauspielhaus an die Oder kam und 2016 die künstlerische Leitung des Kleist Forums übernahm. „Von Anfang an war mir klar, dass wir hier die weltbeste technische Mannschaft und ein hochmotiviertes Team haben, die immer mit vollem Einsatz für alle unsere Gäste da sind“, sagt er. Für Identifikation und vor allem für Authentizität sorgt seit der Spielzeit 2016/17 die Bürgerbühne im Kleist Forum. „Mit ihr wollen wir den Themen der Stadt und der Gesellschaft Raum im Theater geben“, erklärt Florian Vogel. „Und wer könnte die Themen der Stadt besser erzählen, als ihre Einwohnerinnen und Einwohner.
Sie sind die Spezialisten des Alltags.“ Theater von Frankfurtern für Frankfurter. Theater, das Menschen zusammenführt. „Menschen zusammenführen, gemeinsam lachen, weinen, zittern und staunen, auf Entdeckungsreise gehen, der Realität entfliehen, einer anderen Wirklichkeiten begegnen, Utopien erschaffen – das alles ist uns in den vergangenen Jahren im Kleist Forum gelungen“, sagt Florian Vogel. Diesen Erfolg wolle er sich durch die nun schon ein Jahr währende Zwangspause nicht nehmen lassen. Im Gegenteil: „Unser Anspruch ist es, im September wieder da zu sein und unser Theater zu neuem Leben zu erwecken.“
Kurzfristig musste jetzt auch die an drei Abenden rund um den Geburtstag geplante Video- und Soundinstallation an der Fassade des Kleist Forums verschoben werden. „Angesichts der unsicheren Lage halten wir es für vernünftig, die Notbremse für dieses Projekt zu ziehen“, sagt Florian Vogel. Aufgrund der neuen Beschlüsse und des am 1. April beginnenden scharfen Lockdowns ist es derzeit nicht zu verantworten, einen Anlass für Versammlungen im öffentlichen Raum zu schaffen. „Wir werden den Fassadenzauber Anfang September nachholen - als Vorgeschmack auf den ganz großen Bühnenzauber und Auftakt unserer Festwoche“, verspricht der Künstlerische Leiter des Hauses. Und fügt hinzu: „Dann werden wir hoffentlich wieder unbeschwerter feiern können.“