In der Historie der kleinen, an der Oder gelegene Stadt Lebus sind zahlreiche vernichtende Brände verzeichnet. Zugleich ist eine lange Geschichte mutiger Einwohnerschaft und bürgerschaftliches Engagement für das Feuerschutzwesen überliefert. Stadtchronist Manfred Hunger hat in einer langen Liste die größten Brände, gegen die sich die Menschen der Stadt wehren mussten, verzeichnet. So legten 1432 die Hussiten Lebus in Schutt und Asche. 1455 zerstörte ein Feuer große Teile der Stadt und am 15. Juli 1589 erfasste ein Stadtbrand über 80 Häuser, das Schloss, zahlreiche Scheunen, das Brauhaus sowie Kirche und Pfarrhaus. Größere Brände gab es zudem 1633 und 1759.
Seit 1719 galt in Brandenburg eine Königlich-Preußische Feuer-Ordnung für Städte. Sie enthielt Verhaltenshinweise für die Bürger. Sie sollten etwa Löschwasser, Eimer und Haken bereithalten. Dennoch wütete am 8. Mai 1801 beim „großen Lebuser Brand“ erneut ein schreckliches Feuer. Es zerstörte 73 Gehöfte sowie Pfarrhaus und Schule. Aus umliegenden Gemeinden kamen 70 Spritzen zur Hilfe. Ihr Einsatz konnte gemeinsam mit den Einwohnern Teile der Stadt retten. Nur vier Jahre später, 1805, brannte der Lebuser Kietz ab.
Bis 1914 existierte in Lebus eine am 5.11.1878 gestiftete, privat zusammengeschlossene Bürgerwehr gegen Brände. Aufgrund eines Schreibens des Brandenburgischen Provinzial-Feuerwehrverbandes vom Januar 1924 wurde schließlich die Lebuser Feuerwehr gegründet. Der heutige Wehrführer Jens Ludwig erklärt: „Der Feuerwehrverband hatte in dem uns vorliegenden historischen Dokument das Brandschutzwesen der Stadt mit deutlichen Worten, als verbesserungsbedürftig und unorganisierte Bürgerschaft kritisiert.“


Die damalige Oderzeitung veröffentlichte am 22. März 1925 einen Aufruf an die Bürger, in der neu gegründeten Feuerwehr mitzuwirken. Der erste Ortsfeuerwehrmeister und somit Urvater der Lebuser Feuerwehr war Paul Geiseler. Anfangs gab es sieben Mitglieder. Der damalige Feuerwehrstützpunkt befand sich in westlichen Nebengebäuden des Amtsgartens.
Zu Beginn der 1930er Jahre erhielten die Lebuser ein erstes funktionsfähiges Feuerwehrfahrzeug auf Basis eines Adler-Transporters sowie eine von der Stadt angeschaffte Motorspritze. In den folgenden Jahren gab es zwar Brände von einzelnen Gehöften und Scheunen, aber dank der Feuerwehr keine großflächigen Stadtfeuer mehr. Eine Zäsur mit katastrophalen Zerstörungen fand erst Ende des Zweiten Weltkriegs statt.
Nach der Befreiung 1945 war fast die gesamte Stadt zerstört und auch das Feuerwehrgebäude nur noch eine Trümmerstätte. Mit viel Mühen gelangen ein Neuaufbau und die Wiederbelebung des Feuerschutzwesens. 1948 diente beispielsweise lediglich ein Fahrrad mit einem fünf Meter Schlauch nebst Strahlrohr als Einsatzgerät.
1947 reihten sich die Lebuser Feuerwehrleute in den Kampf gegen das bisher zerstörerischste Oderhochwasser ein. Am 1. Mai 1963 erhielten die damaligen Kameraden ein Löschfahrzeug LF8TS auf Basis eines Granit 27 Baujahr 1953. Es wird noch heute als Traditionsfahrzeug von den Mitgliedern des Feuerwehrfördervereins gepflegt und liebevoll als „Oma“ bezeichnet.
In jener Zeit gab es öfter Feld- oder Scheunenbrände. So auch 1960 als eine Scheune der LPG Typ 1 in Flamen stand. Die Lebuser Feuerwehr leistete vor Ort insgesamt 500 Löscheinsatzstunden. Nach 1962 erfolgte der Bau eines neuen Gerätehauses in der Lindenstraße. Zwischen 1984 und 1986 entstanden eine weitere Garage sowie ein Versammlungsraum auf dem Gelände eines früheren Friedhofs. Zweimal mussten Lebuser Feuerwehrleute sich den Schrecken von Eisenbahnunfällen stellen. Erstmals am 16.11.1940, als es in Carzig neun Tote und 21 Verletzte gab und am 27.06.1977 in Lebus, als ein Unfall 31 Menschenleben forderte und sieben Passagiere schwer verletzt wurden. Nach dem Einsatz in Lebus erhielten Günter Gahr und Kurt Ulbrich jeweils eine Lebensrettungsmedaille.
Eine Jugendfeuerwehr existiert seit 1962. An der heutigen Burgschule gründete Siegfried Bork eine AG Junge Brandschutzhelfer, an der sich anfangs neun Kinder, später 15 junge Pioniere beteiligten. Viele ehemalige AG-Mitglieder blieben später bei der Feuerwehr, leiteten teils selbst wieder Kinder und Jugendliche an.
Seit 1990 wurde die Feuerwehr vermehrt zu technischen Hilfseinsätzen angefordert. Die gesellschaftliche Wende brachte Umwandlung einiger Feuerwehren der Region von Berufs- zu Freiwilligen Feuerwehren mit sich. Das führte zu vermehrten Einsätzen der Lebuser. Andererseits konnte man schrittweise neue Technik wie hydraulisches Rettungswerkzeug anschaffen.
Wehrführer Jens Ludwig weist darauf hin, dass es in den letzten Jahren häufiger zu naturbedingten Einsätzen zum Beispiel wegen Unwetterverwüstungen kam. Am 30.12.1996 rettete man eine Person von einer Eisscholle. Zudem rückte die Lebuser Feuerwehr bei Hochwasserlagen der Oder 1997, 2010 und 2024 aus. Im Jahr 2002 halfen die Feuerwehrleute an der Elbe in Mühlberg und Perleberg. Am 5. November 2010 konnte ein neues großes Gerätehaus in der Kietzer Chaussee 28a eingeweiht werden. Große Freude herrschte in Lebus und Mallnow auch im Oktober 2012. Damals erhielt das Team zwei neue Mannschaftstransportfahrzeuge.
Aktuell verfügt die Lebuser Feuerwehr somit über einen Mannschaftstransporter MTW, ein Löschgruppenfahrzeug LF8-6, ein Tanklöschfahrzeug TLF 4000 und ein 2009 angeschafftes Rettungsboot. In der Einsatzabteilung sind 22 Feuerwehrleute aktiv, an der Jugendfeuerwehr beteiligen sich 25 Kinder- und Jugendliche und in der Alters- und Ehrenabteilung vermitteln sieben Ehemalige gern ihre Erfahrungen an die Jüngeren. igo
Überblick zum Programm - 100 Jahre werden groß gefeiert
Zum anstehenden 100-jährigen Jubiläum ihrer Wehr laden der Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr Ortswehr Lebus und die Feuerwehrkameraden und Kameradinnen der FFW Lebus am 13. September alle Bürger der Stadt zum gemeinsamen Feiern ein. Los geht es um 10 Uhr mit einer Vorführung der Wasserrettung am Anglerheim in der Oderstraße. Dort startet anschließend um 10.30 Uhr auch ein großer Feuerwehrfestumzug mit zahlreichen Fahrzeugen, unterstützt von Gast-Feuerwehren benachbarter Orte.
Der Konvoi wird durch die Oderstraße, die Breite Straße, die Straße der Freiheit, dann links in die Kirschallee, rechts in den Brombeerweg über die B112 zum Kreisel und schließlich in die Kietzer Chaussee 29A geführt. Da auf dem Festgelände - dem vom SV Blau-Weiß bereitgestellten Sportplatz - nicht genügend Parkplätze vorhanden sind, werden Gäste gebeten, ebenfalls diesen Parkplatz der Landgesellschaft Lebus GmbH als Besucherparkplatz zu nutzen.
Um 12 Uhr erfolgt die offizielle Eröffnung des Festes. Ab 14 Uhr ist ein buntes Bühnenprogramm mit den Karnevalisten des LCC, dem Spatzen Chor, Kindern der Kita Oderfrösche, dem Chor der Volkssolidarität Lebus und weiteren Bürgern der Stadt geplant. Zudem wird es Info-Stände zum Thema Feuerwehr und Katastrophenschutz und einen Feuerwehr-Fan-Shop geben,
Die Verkehrswacht baut einen Überschlagssimulator auf und die Notfallseelsorge ist vor Ort. Geplant sind zudem technische Vorführungen und Mitmachaktionen der Feuerwehren und Bootsfahrten auf der Oder. Ganztägig gibt es Spielmöglichkeiten für Kinder und ein Getränke-sowie Essensangebot, unter anderem mit Kaffee und Kuchen sowie Gegrilltem und aus der Feldküche. Ab 18 Uhr beginnt ein gemütliches Beisammensein mit Disco und Showprogramm.
Das Fest ist, wie Wehrführer Jens Ludwig hervorhebt, als Dankeschön für alle Aktiven und Unterstützer der Feuerwehr gedacht. Zugleich soll, wie er verdeutlicht, für die Feuerwehr geworben werden, denn: „Im Fall eines Feuers nützt niemanden, dass wir im Ort Feuerwehrtechnik besitzen. Es muss auch Menschen geben, die sie bedienen können.“