Gleich zwei größere Veranstaltungen zum 100. Geburtstag Bad Saarows gibt es im Scharwenka Kulturforum. Das ehemalige Sommerhaus des Pianisten und Komponisten Xaver Scharwenka (1850-1924) mit seinem großen Garten ist am 24. Juni von 11 bis 16 Uhr Treffpunkt für ein großes Bürgerfest. Entlang der Moorstraße werden sich zahlreiche Vereine, die Feuerwehr, das Helios Klinikum und die Kur GmbH mit Informationen und Mitmachangeboten präsentieren. Es gibt im Garten zahlreiche Belustigungen für Kinder sowie ein Bühnenprogramm mit Musik und Tanz.
Ein Highlight: Um 13.15 Uhr tritt für eine halbe Stunde der in Bad Saarow lebende Musicalstar Dolan José mit dem Singer-Songwriter Daniel Hilpert auf. Und es gibt einen Kostümwettbewerb. Mitmachen ist angesagt bei „Diese Mode trug man vor 100 Jahren“. Daran teilnehmen kann jeder, der Spaß am Verkleiden hat und im Outfit der 1920er Jahre erscheint. Die Mitglieder des Vereins Scharwenka Kulturforum, die das Bürgerfest organisieren, gehen mit gutem Beispiel voran und werden sich an diesem Tag anziehen wie die Bad Saarower vor 100 Jahren. Die Siegerehrung für die besten Outfits findet gegen 13 Uhr statt. Treff ist für alle, die mitmachen möchten, um 12.30 Uhr am Eingang des Scharwenka-Hauses. Die Wertung der Jury und des Publikums entscheidet nach einem „Schaulaufen“ über die Verleihung der Preise. Zu gewinnen gibt es je einen Gutschein für eine Veranstaltung des Scharwenka-Vereins laut Programm im Wert von je 19 Euro. Der erste Preis ist eine Eintrittskarte für eine exklusive, stilechte 20er-Jahre-Party, die am 15. Juli im Scharwenka-Haus stattfindet.


Stilechte 20er-Jahre-Party am 15. Juli
Den Hut für die 20er-Jahre-Party haben der Bad Saarower Kurortförderverein und der Scharwenka Kulturverein auf. Die Idee dafür stammt von Fördervereins-Mitglied Karin Lüdke, die derzeit federführend den Mottoabend vorbereitet, unterstützt von Dolan José und Christian Lombardt. Das ganze Haus samt Garten werden im Stil der Goldenen Zwanziger in Schwarz-Gold ausgestattet. Am Piano erklingen live Lieder aus dieser Zeit, es gibt eine Foto-Ecke und eine große Tombola. „Hauptpreis ist ein Bildband. Er trägt den Titel ,Das sündige Berlin - Sex, Rausch, Untergang', es ist also nicht ganz jugendfrei“, schmunzelt Karin Lüdke, die „Macherin“ mit einem Faible für die Goldenen Zwanziger. Die 1920er Jahre hat Karin Lüdke schon immer gemocht - die Mode, die Musik, das Burlesque, das aus - schweifende Lebensgefühl nach einem schrecklichen Ersten Weltkrieg. „Die Schlager von damals haben mich schon als Kind begeistert. Und sehr gern habe ich im DDR-Fernsehen ,Willi Schwabes Rumpelkammer' geguckt, mit Filmen aus dieser Zeit“, erinnert sich die Bad Saarowerin. Sie hat auch viele Bücher über diese Zeit gelesen und weiß sehr wohl, dass die sogenannten „Goldenen Zwanziger“ für die meisten Menschen nicht golden waren, denn Geldentwertung und Not beherrschten das Leben.
Doch es boten sich gerade für Frauen in den Großstädten nie dagewesene Möglichkeiten für einen gesellschaftlichen Aufbruch. Frauen waren auf dem Arbeitsmarkt gefragt, sie fuhren Auto und genossen ihre frisch gewonnene Autonomie in der Freizeit: Sie besuchten Cafés und Bars. Und sie rauchten in aller Öffentlichkeit. „Fürs Rauchen wurde sogar geworben, Zigarette statt Bonbons, um schlank zu bleiben.“ Denn das Korsett war passé, die gerade geschnittenen Kleider wurden legerer, lockerer und kürzer. „Man puderte sich die Knie, denn die Röcke wurden flatterhafter. Die alten Zöpfe wurden im wahrsten Sinne des Wortes abgeschnitten und der Bubikopf mit Stirnbädern und Federn aufgehübscht“, erzählt Karin Lüdke. Perlenketten gehörten ebenso zum Outfit wie Handschuhe, die Stola, die Zigarettenspitze - und ganz typisch der Glocken- oder Topfhut. Ebenso schwarz umrandete Augen und tiefroten Lippen. In der Männermode änderte sich nicht ganz so viel. Typisch aber waren Kniebundhose, Westen und legere Hemden mit Hosenträgern.
Ihre Leidenschaft für die Zwanziger Jahre hatte Karin Lüdke auch mit ihrem Mann Carsten geteilt. Mit ihm war sie 2006 von Leipzig nach Bad Saarow gezogen, er praktizierte als Allgemeinmediziner, sie als Diplom-Psychologin. 2019 verstarb er viel zu jung. Oft haben sie gemeinsam, so erzählt die heute 58-Jährige, Max-Rabe-Konzerte besucht. 2017 veranstalteten sie sogar selbst eine 20er-Jahre-Party privat im Scharwenka Haus. „Und jetzt bot sich mit dem 100. Geburtstag von Bad Saarow an, eine solche zu wiederholen“, erklärt sie, warum am 15. Juli erneut ein Motto-Abend steigen soll. In Bad Saarow fällt die zierliche Person mit den langen blonden Haaren auch wegen ihrer Garderobe auf, fast immer trägt sie damenhafte Kleider und Röcke. Wenn Hosen, dann weite Marlene-Hosen, wie sie die Frauen vor 100 Jahren trugen. „Ich habe viele Sachen, sehr viele sogar“, gesteht die 658-jährige Diplom-Psychologin. Auch Mode im Stil der Zwanziger befindet sich in ihrem Arsenal aus Kleidern, Schuhen und Accessoires. Ein Griff und sie hat das passende Outfit übergestreift. Wenn jetzt noch Harry Liedtke „Ich küsse ihre Hand, Madam“ singen würde, wäre die Szene perfekt.
Karten für die 20-er Jahre-Party sind im Vorverkauf immer sonnabends von 10 bis 13 Uhr im Scharwenka Kulturforum, Bad Saarow, Moorstraße 3, für 35 Euro erhältlich. Sie beginnt am 15. Juli um 20 Uhr, Einlass 19 Uhr. MS/aw/R. Buder
Programm 24. Juni
11 UHR BEGRÜSSUNG DURCH VERA JASPERS, VORSITZENDE DES SCHARWENKA KULTURFORUMS E.V.
11.10 UHR BRESLACKER DORFMUSIKANTEN
12.30 UHR TANZSCHULE MIRAL TEIL 1,
12.30 UHR TREFFEN DER GÄSTE MIT 20ER-JAHRE-KOSTÜMEN VOR DEM SCHARWENKA KULTURFORUM,
12.45 UHR „SCHAULAUFEN“ DER KOSTÜME MIT ANSCHLIESSENDER PRÄMIERUNG
13 UHR TANZSCHULE MIRAL
13.15 UHR DOLAN JOSE UND DANIEL HILPERT
13.45 UHR VALENTINA RAVVA MIT GITARRENGRUPPE
14 UHR MUSIKSCHÜLER DER MUSIKSCHULE VIOLETTA LIEBSCH
14.45 UHR VALENTINA RAVVA MIT AKKORDEONGRUPPE
15 UHR FÜRSTENWALDER STADTMUSIKANTEN
16 UHR VERABSCHIEDUNG