Immobilienverkauf ohne Makler

Verkauf auf eigene Faust? Wer seine Immobilie ohne Makler verkaufen will, sollte die Abläufe des Marktes kennen. Foto: Christin Klose/dpa-mag

13.02.2023

Selbermachen oder einen Makler beauftragen? Diese Frage steht im Raum, sobald der Verkauf der eigenen vier Wände beschlossen ist. Für den Verkauf ohne professionelle Unterstützung spricht vor allem das Kostenargument: Es fällt keine Provision an. Wer ohne Makler verkauft, spart also seinen Anteil an dessen Honorar. Dafür müssen Eigentümer und Eigentümerinnen aber einiges an Arbeit, Absicherung und Überwindung leisten.

Offenheit als Schutz vor Haftungsrisiken

Die erste Hürde, die bedacht werden sollte, hat aber nichts mit Formalien zu tun, sondern mit Emotionen. Es ist die enge Verbundenheit mit dem Familienheim. Oftmals verstelle sie den für die Einschätzung des Marktwerts notwendigen neutralen Blick, sagt Detlev Schmidt, der von Cuxhaven aus sowohl private Immobilienverkäufer als auch Käufer coacht.

,,Man macht die Augen zu vor Fehlern und Mängeln oder hängt an bestimmten Dingen", sagt er. Dies führe zu preislichen Fehleinschätzungen. Schmidts Tipp: Auf Distanz gehen, alles selbstkritisch betrachten und Problemfelder, etwa alte Heizungen oder Feuchtigkeit, realistisch berücksichtigen und den Interessenten offenlegen. Noch besser sei, Defizite zu beheben.

Auf diese Weise können Eigentümerinnen und Eigentümer auch ihre Haftungsrisiken reduzieren. Zum Beispiel kann das Verschweigen von Mängeln einem Urteil des Bundesgerichtshofs zufolge zur Zahlung von Schadenersatz führen (Az. V ZR 133/21).

Um nicht in rechtliche Fallen zu tappen, rät Schmidt außerdem zu korrekten Angaben im Exposé. Darunter fallen in erster Linie die Wohn- und Grundstücksfläche und der Energieausweis.

Unterlagen rund um die Immobilie zusammentragen

Die für ihr Vorhaben notwendigen Unterlagen müssen Verkaufswillige selbst beschaffen. Erforderlich sind unter anderem Grundbucheintrag, Flurkarte, Baulastenverzeichnis, Belege für Reparaturen, Rechnungen und Garantien. Bei Eigentumswohnung kommen die Protokolle der Eigentümerversammlung, Teilungserklärung und Gemeinschaftsordnung hinzu. Optimal sollte alles zehn Jahre rückwirkend vorliegen.

Das Zusammentragen ist langwierig, bei Behördengängen kann es Wochen kosten. Die Dokumente werden Kaufinteressenten während der Besichtigung zur Einsichtnahme angeboten. Mit dieser Transparenz „leisten Verkäufer einen großen Beitrag, um selbst aus der Haftung zu kommen“, sagt Schmidt. Denn schaut der Interessent nicht rein, kann das im Streitfall zu seinen Lasten gehen. Schlampige Unterlagen drohen dagegen, zum Bumerang zu werden. Erwerber könnten sie zum Anlass nehmen, ,,nachträglich den Kaufpreis zu drücken oder die Rückabwicklung zu verlangen, um von den derzeit sinkenden Marktpreisen zu profitieren".

Im Winter planen, im Frühjahr verkaufen

Den Wert der Immobilie einzuschätzen, ist mit die schwierigste Aufgabe beim Verkauf ohne Makler. Orientierung bieten Inserate vergleichbarer Objekte in Print- und Onlinemedien, Verkaufsplattformen und ein Blick in die Schaufenster von Maklern und Banken. Wer eine fundierte möchte, zieht einen Gutachter hinzu. Zur Vermarktung gehört die ansprechende Präsentation im Exposé. Um dessen Erstellung müssen sich Privatverkäufer selbst Wertermittlung kümmern. Vorsicht bei Bildern: Retuschierte Fotos können einen falschen Eindruck vom Objekt vermitteln. Das ist rechtlich riskant.

Fachleute halten das freundliche Frühjahr als günstigere Verkaufszeit als den trüben Winter. Der wiederum eignet sich zur Vorbereitung: anstreichen, reparieren, entrümpeln, damit die Immobilie bei Besichtigungen attraktiv erscheint. Verkäufer können die dunkle Jahreszeit auch zum Üben von Verhandlungen und Besichtigungen nutzen. Falls jemand sich unsicher ist, bleibt Luft, sich aus dem Familien- oder Freundeskreis Unterstützer mit kaufmännischer und rechtlicher Erfahrung oder Verhandlungsgeschick an die Seite zu holen.  dpa