Mit der Corona-Pandemie habe die Schließung jedenfalls nichts zu tun, erklärt der Marktleiter Jeff Ziegler. In Zeiten, in denen das eigene Zuhause zum wichtigsten Rückzugsort wurde, war toom eine sehr gefragte Anlaufstelle für die Kunden – und das, trotz teilweiser Schließung und Verkauf nur nach vorheriger Online-Bestellung. „Das Team hat diese Herausforderung großartig gemeistert“, lobt Jeff Ziegler. Umso mehr freut es ihn, dass einige Mitarbeiter der toom-Familie in anderen Filialen erhalten bleiben, darunter auch die drei Auszubildenden. Andere hätten anderweitig eine neue Arbeit gefunden. Auch darüber ist er sehr froh.
Eine, die gesehen hat, wie die Regale einst eingeräumt wurden und nun erlebt, wie sie ausgeräumt werden, ist Kornelia Grottke. Sie fing am 1. Dezember 1992 in der Verwaltung der Marktkauf-Gruppe an. Am 19. Januar 1993 eröffnete Marktkauf seinen Supermarkt samt Baumarkt in Eisenhüttenstadt. Auch die Tankstelle auf dem Areal im Wiesengrund und einen Getränkemarkt betrieb Marktkauf anfänglich. Im Herbst 2007 übernahm toom den Baumarkt, die Farbgebung im Geschäft wechselte von gelb-grün zu rot-grün. Wenn Kornelia Grottke nach 29 Jahren bei Marktkauf beziehungsweise toom zurückdenkt, fallen ihr etliche schöne Ereignisse ein. Da war zum Beispiel der Betriebsausflug mit gemeinsamem Frühstück und Bootstour auf dem Kanal entlang des Werksgeländes von ArcelorMittal im vorigen Jahr oder eine Segeltour der Logistik-Abteilung von toom, zu der Kornelia Grottke mittlerweile seit vielen Jahren gehört. Und noch ein Highlight wird sie nie vergessen: „Bei einem Sommerfest von Marktkauf bin ich zum ersten Mal in meinem Leben mit einem Hubschrauber geflogen. Dabei konnte ich mir das Gelände einmal von oben ansehen. Das war beeindruckend.“ Und auch ihre Kollegen schätzt sie sehr. „Uns macht aus, dass wir alle miteinander reden können und sehr gut zusammen arbeiten“, sagt sie. Nach so langer Zeit sind aus manchen Kollegen auch Freunde geworden. Mit fünf Mitarbeitern aus der alten Verwaltungstruppe trifft Kornelia Grottke sich bis heute zwei Mal jährlich zum Essen und Bowling.
So wie Kornelia Grottke sind noch eine gute weitere Handvoll Kollegen von Beginn an dabei. Etwa 50 Prozent des jetzigen Personals, schätzt Jeff Ziegler, gehören seit mindestens 20 Jahren zum Baumarkt-Team.
Den Zusammenhalt im Team lobt auch Sören König, der von Oktober 2013 bis wenige Wochen vor der Marktschließung Leiter der Logistik-Abteilung bei toom war. „Man kann mit allen sehr gut arbeiten“, so seine Einschätzung. Und deshalb organisierte er nur zu gern den Segelausflug für seine Logistiker als Team-Event. Auch an den Flashmob am 1. April 2019 denkt er gern zurück. Auf Initiative des toom Gartencenter-Leiters Chris Schulz tanzten Mitglieder des Eisenhüttenstädter Tanzvereins CarMa und toom Mitarbeiter zwischen Farbe, Lampen und Bohrmaschinen zu dem Song „Faith“ von George Michael – eine PR-Aktion, die super ankam, wie sich Sören König erinnert. „Erst reagierten die Kunden erstaunt, dann waren sie begeistert und ließen sich anstecken von der Stimmung“, berichtet er. „Mit der Aktion wollten wir auch auf andere Weise einmal zeigen, was wir können und uns ins Gespräch bringen“, ergänzt Jeff Ziegler.
Für besondere Aktionen ist toom Eisenhüttenstadt bekannt. Nicht der reine Abverkauf stand im Fokus, sondern der Service und Mehrwerte für die Kunden. Immer wieder lud toom daher zu Heimwerkerkursen ein, zu Produktvorführungen oder Baumschnittseminaren. Kinder konnten im Markt Vogelhäuschen bemalen oder Nisthilfen bauen. Ebenfalls beliebt bei den Kunden war das jährliche Frühlingsfest gemeinsam mit Marktkauf. Und auch die Feuerwerksvorführungen kurz vor Jahresende lockten die Besucher in Scharen an, die dann bei Grillwurst und Glühwein die neuesten Pyrotechnik-Trends bestaunten. Das wird fehlen, wenn toom in Kürze für immer schließt. Noch mehr jedoch werden die Kunden die praktischen Services des Baumarktes vermissen: die Möglichkeit, Werkzeuge und Geräte oder einen Transporter mieten zu können beispielsweise oder den Farb-Misch-Service oder das passgenaue Zuschneiden von Holz und Küchenarbeitsplatten – „das haben die Kunden immer sehr gut nachgefragt“, weiß Jeff Ziegler. Das toom Gartencenter ist ein weiterer wichtiger Grund, warum der Markt in der Vergangenheit so gerne aufgesucht wurde. „Gartenartikel machen einen Großteil unseres Umsatzes aus. Das ist für einen Baumarkt eher ungewöhnlich“, berichtet der Marktleiter.
Unter anderem die Gartenkompetenz von toom war in der Vergangenheit bei einigen Kooperationsprojekten gefragt. So errichtete toom zum Beispiel gemeinsam mit regionalen Unternehmen im Schulgarten der Grundschule in Görzig im vergangenen Jahr neue Beete und ein Gewächshaus; im Jahr zuvor wurden die Außenanlagen der Eisenhüttenstädter Diesterweg Grundschule dank des Baumarktes und seiner spendenfreudigen Kunden neugestaltet.
Die Eisenhüttenstädter toom Kunden sind in Zukunft in den toom Baumärkten der Region willkommen, zum Beispiel in Frankfurt (Oder) oder in Cottbus. Dorthin werden auch die verbliebenen Waren aus dem Eisenhüttenstädter Markt verteilt. Gutscheine von toom können in jedem toom Baumarkt eingelöst werden, auch mit Reklamationen könne man sich an jeden toom Markt wenden, versichert Jeff Ziegler. Er schließt seine Filiale schweren Herzens, aber nicht ohne sich an dieser Stelle herzlich bei allen Kunden, Mitarbeitern und Geschäftspartnern für die Treue und Zusammenarbeit zu bedanken. abe
