Schwerhörigkeit eingestehen

Tag des Hörens 3. März 2023

Schwerhörigkeit eingestehen

Mut: Hörgeräte können die Lebensqualität wieder beträchtlich erhöhen.

Hörgeräte zu tragen, kostet anfangs Überwindung, lohnt sich aber. ZELJKO DANGUBIC

27.02.2023

Hörprobleme schlagen auf die Lebensqualität. Es drohen körperliche, seelische und kognitive Risiken, manchmal sogar eine Depression. Hörgeräte helfen - wäre da nur nicht das Image-Problem. Vielen Betroffenen fällt es schwer, sich das Problem einzugestehen. Häufig bringen Angehörige die Patienten in die Sprechstunde. Denn ihnen fällt auf, dass die Partnerin den Fernseher neuerdings so laut aufdreht oder der Vater Wörter falsch versteht.

Der Hörverlust beginnt oft schon zwischen 45 und 50 Jahren. Vorfälle wie ein Knalltrauma, genetische Ursachen oder mehrmalige Hörstürze können das Einsetzen noch weiter verfrühen.

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat in der Altersgruppe zwischen 60 und 69 Jahren rund jeder Fünfte eine Hörstörung. Bei den 70bis 79-Jährigen sind es schon 42 Prozent, bei den über 80-Jährigen fast drei Viertel (71,5).

Senioren sollten daher frühzeitig zum HNO-Arzt gehen und einen Hörtest machen. Fällt er nicht gut aus, kann ein Hörgerät die Minderung ausgleichen. Schlechteres Hören kann auch zu körperlichen Problemen wie einer erhöhten Sturzgefahr und auch zu seelischen und geistigen Beeinträchtigungen führen. Wer eine Hörminderung hat, so das Modell des schwedischen Psychologen Jerker Rönnberg, bei dem stimmen die eingehenden akustischen Signale nicht mehr mit dem überein, was das Gehirn im Langzeitgedächtnis gespeichert hat.

Hörgeschädigte ziehen sich oft von anderen Menschen zurück- und schädigen sich damit möglicherweise zusätzlich. Diese Isolation und ein eventuell damit einhergehender Bewegungsmangel erhöht zudem die Gefahr einer Depression. Bleibt man zu lange in der Hörminderung stecken, wird das Wiederzulassen der vielen Umgebungsgeräusche und der vermeintlich lauten Stimmen umso schwerer. Wegen der gesundheitlichen Risiken raten Fachleute, sich frühzeitig ein Hörgerät verschreiben zu lassen, am besten bei den ersten Auffälligkeiten. Damit bleiben Patienten kognitiv leistungsfähiger.

Mit der Nutzung sollte man nicht zu spät anfangen, auch um das Anlegen und Tragen zu üben. Das geht in jüngeren Jahren besser, wenn man motorisch noch fitter ist.

Trotz der guten Ergebnisse bei Hörhilfen werden sie selten genutzt. In der Gruppe der 60-bis 69-Jährigen tragen laut dem „Deutschen Ärzteblatt" nicht mal sechs Prozent der Schwerhörigen ein Hörgerät, bei den 80-Jährigen ist es knapp ein Drittel.

Das mag damit zu tun haben, dass die Geräte noch immer mit dem Älterwerden assoziiert werden. Zudem brauchen Hörgeschädigte Zeit und Geduld, um sich allmählich an die neuen Sinneswahrnehmungen zu gewöhnen. dpa-mag 

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