Uraltes Ritual: Bestattung in der Erde

Tag des Friedhofs

Uraltes Ritual: Bestattung in der Erde

Foto: Marc Bruxelle/shutterstock.com

22.09.2021

Die ältesten bisher gefundenen Gräber werden auf etwa 50.000 vor Christus datiert. Zu den ältesten Beerdigungsformen zählt das so genannte Hockergrab: Darin liegt der Leichnam wie ein Embryo mit angezogenen Beinen und gekrümmten Rücken auf der Seite in einem Steingrab. Soll es so aussehen, als ob der Tote schläft? Drückt seine Haltung die Erwartung einer Wiedergeburt aus? Wurden die Leichen zusammengeschnürt, weil man Angst vor den Toten hatte? Oder wollte man nur Platz sparend möglichst viele Leichen in einem Grab unterbringen? Das bleibt Spekulation.

Sicher ist nur, dass Begräbnisse schon in frühen Kulturen eine wichtige Rolle spielten. Das belegen eindrücklich die Hünengräber – bis zu 12 Meter lange Kammern, die aus großen Gesteinsblöcken zusammengefügt und mit Erde bedeckt wurden. Sie boten Platz für bis zu hundert Tote. Ihre Herstellung muss ein ungeheurer Arbeits- und Zeitaufwand gewesen sein. In späteren Zeiten meinte man, dass nur „Hünen“, also Riesen, diese Grabstätten gebaut haben könnten. Daher der Name „Hünengräber“. Die Steinsärge im antiken Griechenland hießen übrigens „sarkophagos“, was übersetzt „Fleischfresser“ heißt, weil sie aus einem Kalkstein waren, der die Verwesung förderte. (planet-wissen.de)

Kein Grund zur Trauer

Gesellschaftliche Bedeutung des Friedhofs im Fokus

In Deutschland findet der Tag des Friedhofs am 19. September 2021 statt, ist aber keinesfalls ein Grund zur Trauer. Mit dem Aktionstag machen Friedhofsgärtner und andere auf Friedhöfen Beschäftigte auf die gesellschaftliche Bedeutung des Friedhofs sowie auf die Formen moderner Trauerkultur aufmerksam. Erstmals wurde der Tag des Friedhofs 2001 veranstaltet. Ins Leben gerufen wurde er durch den Bund deutscher Friedhofsgärtner (BdF), zusammen mit deutschlandweit tätigen Steinmetzen, Bestattern und Floristen sowie diversen Städten, Kommunen, Religionsgemeinschaften und Vereinen.

Der Tag des Friedhofs eignet sich ideal für einen Friedhofsbesuch. Dabei ist es nicht notwendig, das Grab eines verstorbenen Menschen zu besuchen. Der Friedhof ist mehr als ein Ort, an dem Verstorbene bestattet werden: er eignet sich beispielsweise sehr gut, um selbst zur Ruhe zu kommen und zu entschleunigen. Friedhöfe zeigen, dass alle Menschen am Ende wieder gleich sind und machen bewusst, dass sich mancher Stress vielleicht gar nicht lohnt.

Friedhöfe laden somit auch zum Nachdenken und Philosophieren über das Leben ein. Wer geliebte Menschen verloren hat, kann diese natürlich auch am Tag des Friedhofs an ihrem Grab besuchen. Gräber der Verstorbenen können so zum Beispiel zu Ehren des Tages verschönert werden, etwa mit Kerzen oder Blumen. Sofern vorhanden und unerwünscht, kann auch das Unkraut entfernt werden. Generell ist die Bevölkerung dazu angehalten, sich am Tag des Friedhofs mit Friedhöfen auseinanderzusetzen.

In vielen Religionen ist der Friedhof ein heiliger Ort. Diese Bedeutung des Friedhofs hat eine Vielzahl an Tabus, moralischer Pflichten und Gesetzen hervorgebracht. Allerdings übernehmen Friedhöfe aber nicht nur am Tag des Friedhofs auch andere Aufgaben: Sie dienen der öffentlichen Hygiene, da die Beerdigung an dafür festgelegten Orten der Ausbreitung von Seuchen und der Belastung des Grundwassers vorbeugt. Einige Friedhöfe stehen unter Denkmalschutz und stellen touristische Attraktionen dar, wie etwa Friedhöfe auf denen berühmte Persönlichkeiten beerdigt wurden. Städtische, stark begrünte Friedhöfe übernehmen neben Parkanlagen wichtige klimatische und ökologische Funktionen. Im schottischen Edinburgh werden Friedhöfe beispielsweise als Park genutzt und ziehen vor allem bei schönem Wetter die Einheimischen an, die unter anderem Picknicks auf Friedhöfen veranstalten. Von einem solchen Umgang mit Friedhöfen ist Deutschland jedoch mehrheitlich noch weit entfernt.

(www.kleiner-kalender.de)
   

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