Orte der letzten Ruhe in der Zukunft

TAG DES FRIEDHOFS

Orte der letzten Ruhe in der Zukunft

Neue Ideen: Von Spielplatz bis Minigarten - unsere Trauerkultur ändert sich, viele Friedhöfe werden umgestaltet. Fünf Ideen an unterschiedlichen Orten, die zur Nachahmung einladen.

Lebendige Orte: Blühende Grünflächen und Bäume bieten für Vögel, Insekten, Eidechsen und andere Tiere einen wertvollen Lebensraum. Foto: lux/adobe stock.com

17.09.2024

Auf vielen Friedhöfen in Deutschland gibt es ungenutzten Platz. Der Grund: Statt eines klassischen Grabes werden inzwischen viele Verstorbene eingeäschert.

Diese Entwicklung hat Folgen: Auf deutschen Friedhöfen gibt es viele Freiflächen. Die ersten Friedhöfe werden deshalb bereits umgestaltet.

1. Friedhöfe als grüne Oase

Friedhöfe bieten Menschen Orte der Trauer und sind Begegnungsstätte. Wir gehen dorthin, um uns mit Verstorbenen verbunden zu fühlen und um uns an sie zu erinnern. Auf Friedhöfen sind aber auch viele Insekten, Vögel und sogar Eidechsen zuhause. Bepflanzte Gräber, blühende Grünflächen und Bäume bieten für sie einen wertvollen Lebensraum.

Durch die vielen Grünflächen können Friedhöfe sogar einen positiven Einfluss auf das Klima in Städten haben. Die Bäume spenden einerseits Schatten, andererseits verdunstet Wasser. Damit können Friedhöfe vor allem in heißen Sommermonaten die nähere Umgebung abkühlen. Wenn die Friedhöfe naturgerechter gestaltet werden, könnten diese positiven Effekte sogar noch größer werden. Gleichzeitig würde sogar Geld gespart werden. Ein naturgerechter Rasen beispielsweise wird wenig gemäht, nicht gedüngt und spart so Ressourcen.

2. Kinder einbeziehen - der Spiel-Friedhof platz auf dem

Der „Kinderwelten“-Spielplatz auf dem Hauptfriedhof in Karlsruhe soll Kindern die Gelegenheit geben, sich mit Trauer und Tod auseinanderzusetzen. Der Spielplatz ist zweigeteilt: Auf der einen Seite ist ein gewöhnlicher Spielplatz, auf der anderen Seite lassen sich Schaukeln und Wippen nicht bewegen. Zwischen den Geräten sind Botschaften trauernder Kinder angebracht.

Das Projekt soll Kinder bei dem Thema “Tod“ nicht mehr ausschließen, sondern sie dem Sterben gegenüber sensibilisieren. Kinder sollen so ermutigt werden, Fragen zu stellen und sich mit ihrer Trauer auseinanderzusetzen.

MICHAEL PERSSON/ADOBE STOCK
MICHAEL PERSSON/ADOBE STOCK

3. Friedhof erleben im Friedhofslabor

Ein Ort für jedermann - das ist die Friedhofsvision eines Steinmetzes aus der Nähe von Stuttgart. In seinem Friedhofslabor möchte er einen Raum schaffen, wo trauernde Menschen ihrer Trauer Ausdruck verleihen können. Egal ob Todesfall oder zerbrochene Beziehung - auf dem Friedhof sind alle willkommen, denen es nicht gut geht.

Auf insgesamt 14 Stationen können die Lebenden alle Phasen ihrer Trauer durchlaufen. Hier gibt es einen Bachlauf zum Picknicken, ebenso wie mannshohe Zettelwände, auf denen Trauernde Botschaften hinterlassen können. Und in der Warteabteilung parken Angehörige die Urnen ihrer Liebsten so lange, bis sie wissen, wo und wie sie sie bestatten wollen. Auf dem Gelände des Friedhofslabors selbst werden keine Menschen beerdigt. Hier werden Ideen kreiert und anderen Friedhofsverwaltern vorgestellt - in der Hoffnung, dass sie sie kopieren.


4. Frische Tomaten von Opas Grab und Bücherregale

In Wien hat sich ein Friedhofswärter etwas Besonderes für unbetreute Gräber einfallen lassen. Für 75 Euro im Jahr vermietet er die zweieinhalb Quadratmeter großen Grabflächen als Gemüsegärten. Auf 20 Gräbern wachsen hier unter anderem Kohlrabi, Tomaten und Zwiebeln. Die Gemüsegräber sind hygienisch unproblematisch: mindestens ein Meter Erde liegen zwischen Sarg und Lebensmitteln.

Der Friedhofsverwalter ging noch einen Schritt weiter und gestaltete fünf Grabsteine zu öffentlichen Bücherschränken um. Das soll zum Verweilen einladen und zeigen, dass ein Friedhof mehr sein kann als nur ein Ort zum Trauern.

5. Kaffeekränzchen auf dem Friedhof 

Omas Grab legen, dann zwei Meter weiter Kuchen essen - in Soest ist das normal. Hier hat ein Team aus Ehrenamtlichen ein kleines Café mitten auf dem Friedhof eröffnet. Unterstützt wird es vom Religionskurs der örtlichen Schule. Ganz nach dem Motto 'von der Gemeinde, für die Gemeinde' füllt sich der stille Friedhof so wieder mit Leben.

Das Café Kränzchen ist mit seiner Idee nicht allein. In Erlangen bringt ein Lastenfahrrad Kaffee und Kuchen auf den örtlichen Friedhof. Hier werden Friedhofsbesucher:innen sogar gematcht: wer alleine ist, kann sich zu anderen an den Tisch setzen. So geben sich Trauernde gegenseitig Halt. pm/cr