Bestattungskultur: Vielfalt für die Ewigkeit

TAG DES FRIEDHOFS

Bestattungskultur: Vielfalt für die Ewigkeit

Trends: Das Reihengrab und die Sargbestattungen kommen aus der Mode. Die Urne als Trendsetter.

Aus Naturverbundenheit entscheiden sich immer mehr Menschen für eine Baumgrabstätte.  Foto: Alex T/adobe

16.09.2023

Möchte ich dort bestattet sein, wo mein Leben seit Jahrzehnten stattfindet? Oder besser da, wo meine Familie lebt und ich aufgewachsen bin - selbst wenn es weit weg ist? Es ist gut, sich rechtzeitig zu informieren und bereits zu Lebzeiten zu entscheiden. So macht man es den Angehörigen leichter.
Dass es einen Wandel in der Bestattungskultur gibt, fällt längst jedem Spaziergänger auf einem Friedhof auf. Und die Umfrage der Verbraucherinitiative Bestattungskultur Aeternitas bestätigt das: Reihengräber als dominierendes Bild auf deutschen Friedhöfen sind passé.

In Deutschland ruhen

Heutzutage möchten nur noch 25 Prozent der Deutschen so traditionell ihre letzte Ruhestätte finden. 40 Prozent wünschen sich eine Baumbestattung im Wald oder eine pflegefreie Beisetzung auf einem Friedhof. 20 Prozent würden eine Bestattung im Meer oder sogar eine Naturbestattung wählen, bei der die Urne zum Beispiel in einem See versenkt oder die Asche in der freien Natur verteilt wird. Und 9 Prozent sind „Heimschläfer“, sie würden gerne ihre Urne im eigenen Garten oder Haus aufstellen lassen.
 Diese letztgenannten Wünsche würden jedoch in Deutschland nicht erfüllt werden. Hier gilt der Friedhofszwang, das bedeutet: Verstorbene müssen ihre letzte Ruhe in einem offiziellen Grab finden. Auch andere Menschen sollen die Möglichkeit haben, an einer öffentlich zugänglichen Stelle um einen Verstorbenen zu trauern.
Doch gibt es neben Wohnungsmangel auch einen Mangel an Grabstellen? Wer beim zuständigen Amt für Landschaftspflege und Grünflächen nachfragt, erfährt, wie konkret es um den gewünschten Platz auf dem Friedhof aussieht.

Die Urne als Trendsetter

Also Platz wäre da, aber muss sich dann jemand um die Grabpflege kümmern? Immer mehr Menschen wissen, dass ihre Angehörigen dies nicht übernehmen werden: sei es aus Zeitmangel oder weil sie zu weit weg wohnen.
Und in so einem Fall wäre auch der finanzielle Aufwand für die Grabpflege für 25 Jahre durch eine Firma nicht unerheblich. Geringere Kosten sind damit einer der Gründe, warum Urnenbestattungen - auch in katholischen Regionen - immer attraktiver werden. Denn ein Urnengrab bedeutet weniger Fläche und somit weniger Kosten und Pflegeaufwand.
Mehr Urnen- als Grabbestattungen - das ist schon lange ein allgemeiner Trend in Deutschland.

Bestattungsgärten

Es gibt zwei Haupttrends bei den Grabarten, so Experten. Bestattungsgärten und Baumbestattungen.  Bestattungsgärten sind Friedhofsbereiche, geeignet für Sarg und Urne, die von Friedhofsgärtnern nach einem bestimmten Motto gestaltet sind: der Bauern- und Rosengarten oder die Naturwiese mit heimischen Wildkräutern und Wiesenblumen.
Das Grab ist über die gesamte Nutzungsdauer hinweg also gepflegt, ohne dass sich jemand aus der Familie oder dem Freundeskreis dazu verpflichtet fühlen muss. Guter Nebeneffekt: Diese Gärten sind relativ günstig.

Unterm Baum begraben

Der zweite Trend: Aus Naturverbundenheit entscheiden sich immer mehr Menschen für eine Baumgrabstätte auf einem städtischen Friedhof oder für die Bestattung in einem Naturwald. Dies geht jedoch ausschließlich mit Urnen.
Die Urne wird an einem Baum, den man selbst auswählen kann, beigesetzt. Der Platz wird mit einer Steinplatte markiert, damit Trauernde ihn finden können. Anders im Naturwald: Hier gibt es keine nachvollziehbare Lage-Kennzeichnung, nur eine Namenstafel am Baum verrät, dass dort eine Urne beigesetzt ist. Hier ist eine Bio-Urne Pflicht, die sich rückstandsfrei zersetzt. Sie kann aus Holz, Naturfaser, Papier oder Naturkautschuk bestehen. Und so ist diese Form besonders umweltfreundlich.
Wie bei einem klassischen Familiengrab kann man sich auch in einem Bestattungswald als Familie oder als Freundeskreis um einen Baum gruppieren, je nach Baumgröße finden maximal zwanzig Menschen Platz.

Das Kolumbarium

Wer hingegen lieber ein festes Dach über dem Kopf möchte, fern von Natur und Erde, der kann eine weitere Möglichkeit in Betracht ziehen: das Kolumbarium, ein Aufbewahrungsplatz für Urnen. Beispiel: die Grabeskirche St. Bartholomäus am Ehrenfelder Helmholtzplatz in Köln.
In der Kirche gibt es Stahlschränke mit Einzel- und Doppelkammern, die mit Messingplatten versehen sind. Auf denen können der Name und das Geburts- und Todesdatum eingraviert werden.
All diese Entwicklungen führen dazu, dass es immer mehr Freiflächen auf den städtischen Friedhöfen gibt.
pm/ae/cr