
Das Sprechen ist die Ausführung unserer Sprache. Die uns zur Verfügung stehenden Worte müssen geformt, d.h. artikuliert werden. Allein 120 verschiedene Muskelgruppen werden dabei miteinander koordiniert - hier können Störungen auftreten. Die bekanntesten Sprechstörungen sind Lispeln und Stottern. Ist das Sprechtempo zu hoch, spricht man von Poltern, einer Redefluss-Störung, die bezeichnenderweise in die Umgangssprache Einzug gehalten hat. Unflüssiges Sprechen kann schnell in einen Teufelskreis aus Hänseleien, Unsicherheit und Sprechangst führen.
Logopädie hilft, zum flüssigen Sprechen zurückzufinden. Und die eigene Selbstachtung nicht von der Sprechkompetenz abhängig zu machen. Auch Multiple Sklerose-Patienten können von Sprechstörungen betroffen sein.
Stimme
Die Stimme ist ein wichtiges Merkmal eines jeden Individuums - an ihr erkennen wir uns, mit ihr wirken wir auf unsere Mitmenschen. Viele Menschen erwerben mit der Stimme ihren Lebensunterhalt und einige - insbesondere Sänger - sogar Ruhm. Meistens jedoch wird die Stimme in Sprechberufen genutzt - weniger glamourös vielleicht, aber mindestens ebenso wichtig. Treten Störungen auf, hilft eine gezielte Behandlung beim Logopäden, den Beruf weiter und ohne Beeinträchtigungen ausführen zu können. Stimmprobleme haben darüber hinaus viele Kinder schon im Kindesalter. Aber auch Patienten mit Kehlkopfkrebs, mit denen nach einer Operation an einer „neuen“ Stimmgebung gearbeitet wird.
Schlucken
Die Muskeln, die uns das Sprechen ermöglichen, benutzen wir auch beim Schlucken. Etwa 2000-mal schluckt der Mensch pro Tag - meist ohne dass ihm dies bewusst ist. Nicht schlucken zu können, verhindert die Nahrungsaufnahme, das Essen, und stellt eine ganz erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqualität dar. Sich zu verschlucken kann sogar tödlich enden. Bei neurologisch bedingten Störungen, etwa nach einem Schlaganfall, einem Schädel-Hirn-Trauma oder einem Hirntumor übernehmen LogopädInnen die tragende Rolle bei einer Schlucktherapie, die interdisziplinär durchgeführt wird. (Quelle: dbl)
Schon gewusst?
Das Arbeitsgebiet der Logopädie umfasst vier zentrale Störungsbereiche, Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen, wobei die Störungen auch in Kombination (Komplexe Störungen) auftreten können. Hier nun einige interessante Fakten zu diesem Gebiet:
■ jeder vierte Erstklässler hat sprachliche Auffälligkeiten;
■ deutlich mehr Jungen sind von Sprachstörungen betroffen als Mädchen; so ist jeder elfte Junge im schulpflichtigen Alter betroffen, aber nur jedes achtzehnte Mädchen, sagt eine Untersuchung der KKH (Kaufmännischen Krankenkasse).
■ die Krankenkassen geben jährlich rund eine Milliarde Euro für die Sprachbehandlung von unter 14-Jährigen aus
■ bei Erwachsenen mit Sprachstörungen war zu 84 Prozent ein Schlaganfall der Auslöser. Etwa jeder zweite Betroffene entwickelt kurz nach einem Schlaganfall oder wenige Tage danach Schluckstörungen.
■ die ersten Lehrkurse für Sprachheilkundler wurden 1887 in Potsdam angeboten. Zum Start waren 115 Kursteilnehmer angemeldet, die alle ihre Ausbildung fünf Jahre später erfolgreich abschließen konnten. 1891 wurde in Berlin die Ambulanz für Sprachkranke als eine der ersten sogenannten Logopädieeinrichtungen gegründet und eröffnet.
■ 1918 wurde Logopädie ein akademisches Lehrfach. Die offizielle Eingliederung in den medizinischen Fachjargon (die medizinische Nomenklatur) erfolgte 1924 durch Emil Fröschel. Er war es auch, der ein Jahr später die internationale Gesellschaft für Logopädie gründete.
■ 2012 hat sich die über hundert Jahre geltende Annahme, wo sich das menschliche Sprachzentrum befindet, als falsch herausgestellt. Es liegt im Gehirn drei Zentimeter weiter vorn als bisher angenommen. Sämtliche Lehrbücher müssen nun neu geschrieben werden. (Quelle: Ausbildung.de/ms)