Tag der Apotheke: Das Maß ist voll

Tag der Apotheke

Tag der Apotheke: Das Maß ist voll

Lieferengpässe, schwingende Gewinnmargen und Druck im Onlinehandel: Verbände und Gewerkschaft rufen zum bundesweiten Protesttag auf.

Die Beratung in der Apotheke des Vertrauens oder auch im Notdienst - dafür kämpfen derzeit die Apothekenverbände gemeinsam. Foto: zinkevych.stock.adobe.com

05.06.2023

Lieferengpässe, schwindende Gewinnmargen, Druck durch den Onlinehandel und von ausländischen Produktionen - die Apothekergilde ist derzeit alles andere als in Feierlaune. So wird der Tag der Apotheke Anfang Juni auch eher zum Protest genutzt, um auf die unsichere Existenz der Apotheke in der nahen Umgebung aufmerksam zu machen.

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände - kurz ABDA - ruft am 14. Juni zum allgemeinen Protesttag auf: „Lieferengpässe, Personalnot und eine seit Jahren bestehende Unterfinanzierung. Weil die Bundesregierung in ihren Gesetzesvorhaben immer wieder die Probleme der öffentlichen Apotheken übergeht, destabilisiert sie die Arzneimittelversorgung in Deutschland“, erklärt die Präsidentin der Vereinigung Gabriele Regina Overwiening.

Schließung der Apotheken als Protestaktion

So sollen am 14. Juni die Apotheken schließen, einzig eine Notversorgung soll aufrecht erhalten werden. „Die Apothekenteams retten jeden Tag Leben, in dem sie alternative Präparate für nicht verfügbare Arzneimittel beschaffen. Anstatt die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln über die Apotheken vor Ort zu stabilisieren, wird sie geschwächt. Jeden Tag müssen Apotheken schließen. Hochschulabsolventinnen und -absolventen unseres Faches können sich immer seltener den Gang in die Selbständigkeit vorstellen, vor allem, weil die wirtschaftliche Perspektive fehlt. Darauf müssen wir aufmerksam machen“, so Overwiening.

Bürokratie im Detail und zu Lasten der Patientenschaft

Dr. Hans-Peter Hubmann, neuer Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), fügt hinzu: „Trotz steigender Kosten und der Inflationsentwicklung haben die Apotheken in den vergangenen zehn Jahren keine Honoraranpassung erhalten. So kann es nicht weitergehen. Wir müssen die Bevölkerung und die Politik dringend auf unsere schwierige Lage hinweisen.“

Auch geht es immer wieder um die Etats der Krankenkassen, die die Ärzte versuchen, einzuhalten, was sich am Ende beim Rezept und somit dem Patienten, der Patientin bemerkbar macht.

Ist zum Beispiel ein Mittel überdosiert, soll aber dennoch weiter verabreicht werden, muss ein „A“ auf dem Rezept erscheinen. Sonst bleibt die Apotheke bei Verabreichung auf den Kosten sitzen (Nullretaxationen).

Oder aber es fehlt ein Kreuz auf dem Rezept, dass nur dieses spezielle Präparat ausgehändigt werden soll und kein - meist kostengünstigerer Ersatz. So muss auch hier die Apotheke entsprechend reagieren, wenn sie nicht den Ausgleich zum bislang verabreichten Medikament zahlen will.

Zukunft der Apotheken ungewiss

Dem Aufruf, die Apotheke wirklich am 14. Juni zu schließen, folgen laut DAZ (Deutsche Apothekenzeitung) bislang rund die Hälfte aller Filialen. Aber dennoch wird auch in geöffneten Apotheken auf die brisante Lage aufmerksam gemacht werden, um die Bevölkerung zu sensibilisieren.

Die ABDA hat einen 10-Punkte-Forderungskatalog auf den Weg gebracht, der weniger Bürokratie und weniger Reglementierung der Apotheken auf Regierungsebene fordert. „Wir müssen der Gesellschaft zeigen, wie groß die Bedeutung der Apotheken für die Versorgung ist und wie dramatisch es wäre, wenn noch mehr Apotheken als verlässliche, soziale Anlaufstellen vor Ort für immer verschwinden würden.“ so Dr. Hans-Peter Hubmann. ABDA/jr