Shoppen in Neuruppin

Mut und neue Ideen als Wegweiser

Shoppen in Neuruppin

Die Neuruppiner Innenstadt lockt immer wieder mit besonderen Shopping-Events. Eine Modenschau, wie zum Mittsommer 2019, gehört immer dazu. Archiv-Fotos (4): Handke

30.06.2020

Die Corona-Pandemie hat den Einzelhandel vor große Probleme gestellt. Viele Geschäfte mussten über einen längeren Zeitraum geschlossen bleiben. Nun dürfen sie - wenn auch unter Auflagen- wieder öffnen. Der Märker befragte Neuruppiner Einzelhändler wie sie ihre aktuelle Situation einschätzen und welche Erwartungen sie für das Sommershopping dieses Jahres haben.Ingo Becker, Inhaber von La Strada, einem Geschäft für italienische Mode, äußert sich verhalten optimistisch. „Die Kunden sind uns treu geblieben und wir haben gute Umsätze, die jedoch nicht mit denen des Vorjahres vergleichbar sind“, stellt er fest. Für die Zukunft sieht Becker sein Geschäft gut aufgestellt. Durch die enge Zusammenarbeit mit den Händlervereinigungen Inkom und Wir die Innenstadt würden immer wieder neue Ideen geboren, um die Kunden anzusprechen. Viel werde wahrscheinlich davon abhängen, ob es künftig gelinge, die Kunden dauerhaft zu binden. Die Preise würde die Kundschaft akzeptieren. Der Inhaber von La Strada kann sich auf einen festen aus Einheimischen bestehenden Kundenstamm stützen. Dessen ungeachtet sei es zu begrüßen, dass auch wieder Touristen in die Fontanestadt kommen. Von der Senkung der Mehrwertsteuer hält Becker nicht viel. Das sei eher etwas für die Großen ist von ihm zu hören. Er werde die Steuersenkung jedoch an seine Kunden weiterreichen, versichert der Inhaber von La Strada.Auch Sven Stirnemann sieht als Inhaber des Geschäftes „Teetraum“ in der Senkung der Mehrwertsteuer keinen Vorteil. Stirnemann: „Das macht uns mehr Aufwand, als es einbringt.“ Als Lebensmittelgeschäft blieb der „Teetraum“ auch während der Zeit der Corona-Auflagen geöffnet. Gleichwohl wären Umsatzrückgänge zu verzeichnen gewesen, räumt Stirnemann ein. Inzwischen würden die Leute aber wieder mehr konsumieren. Es lasse sich am Kaufverhalten auch beobachten, dass bewusster gelebt werde. Aufs Ganze gesehen, sei er optimistisch, die zeitweiligen Umsatzrückgänge bis zum Jahresende ausgleichen zu können, vorausgesetzt freilich, dass es zu keiner zweiten Pandemie-Welle kommt, meinte Sven Stirnemann. Für Regina Gerike, die ihr Bekleidungsgeschäft „Con Passione“ vorübergehend schließen musste, war dies ein Schock. Sie sei nun jedoch angenehm überrascht von dem großen Zulauf nach der Wiedereröffnung, so die Händlerin. Die schließungsbedingten Umsatzrückgänge müssten jedoch zunächst verkraftet werden. „Besonders traurig bin ich auch, weil der MittsommerStraßentango, der sich immer großer Beliebtheit erfreute, in diesem Jahr ausfallen musste“, sagte Regina Gerike. Doch inzwischen geht es mit Con Passione wieder aufwärts. „Die Mädchen und Jungen aus den Tanzklassen der Jugendkunstschule finden sich wieder ein, um ihre Trikots zu kaufen und auch die Hobbytänzer kommen, um sich nach neuen Schuhen umzusehen“, freut sich Regina Gerike. Noch würden die Touristen fehlen, die sonst gern durch die Stadt bummeln, doch sie sei optimistisch, dass sich alles wieder regeln werde. Die Händlerin sagte, sie sei dankbar für die schnelle Hilfe, die sie vom Staat erhalten habe, um die Krise überstehen zu können. „Und den Mittsommer-Straßentango holen wir im nächsten Jahr nach“, versicherte Regina Gerike.

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Die Corona-Pandemie stellt den Einzelhandel auf eine harte Probe / Geschäftsleute rechnen auf Kundentreue

Den Straßentango zum Mittsommer holen wir im nächsten Jahr nach.“

Regina Gerike, Con Passione

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Modebewusste Damen sind in der Neuruppiner Innenstadt genau richtig.
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2020 muss der Straßentango vor dem Laden „Con Passione“ pausieren.
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Animation: Hier werden junge Leser für die Fontane- Buchhandlung geworben.

„Die Corona Krise hat auch uns als kleines Geschäft sehr getroffen“, berichtet Cindy Podorf von Sunshine Baby-und Kindermoden. Besonders die ersten Wochen seien sehr hart gewesen. Durch die Soforthilfe der Inkom und der ILB habe sie wenigstens einen kleinen Teil ihrer Kosten abdecken können. „Wir haben uns in der Zeit einen kleinen Online Shop bei Ebay Kleinanzeigen eingerichtet und bei Facebook und Instagram viele Angebote gepostet, die unsere Kunden genutzt haben, um bei uns dann telefonisch zu bestellen“, so die Händlerin. Zurzeit gebe es bei Sunshine-Moden für die bevorstehende Einschulung eine große Auswahl an festlicher Mode. Aber auch viele schöne Angebote an sommerlichen Outfits wären vorhanden. „ Also reinschauen lohnt sich“, meint Cindy Podorf. Karin Bickel, Inhaberin von L. Marie Dessous, meint : „Wir reagieren auf die Krise, indem wir uns dem Kunden anpassen.“ So werden für Montag persönliche Termine für eine Passform- Beratung vergeben. Die Kundin ist dann allein im Geschäft und kann in aller Ruhe Gespräche mit der Verkäuferin führen. Besonders von Frauen in den Wechseljahren oder Frauen, die eine Brust-OP hinter sich hätten, werde diese individuelle Beratung und Bedienung gern angenommen. Abends ist das Geschäft nicht mehr so lange geöffnet, weil die Kundenzah en noch nicht auf dem gewohnten Niveau sind. Zudem würden strenge Hygiene-Vorschriften gelten. Nur zwei Personen würden zurzeit in zwei Räumen bedient, aufhalten dürfen sich natürlich mehr Kunden im Geschäft. Die Senkung der Mehrwertsteuer sieht die Geschäftsfrau skeptisch. Zunächst sei dies mit einem großen Mehraufwand verbunden, so Bickel, Die weiteren Geschäftsaussichten beurteilt die Geschäftsfrau verhalten optimistisch. Bickel: „Es geht wieder aufwärts aber bis wir an die alten Umsätze anschließen können, wird es wohl noch bis zum Jahresende oder vielleicht sogar bis Anfang nächsten Jahres dauern.“
    

Jana Kolar-Voigt, Inhaberin der Fontane-Buchhandlung, berichtet das das Geschäft wieder anläuft. „Doch definitiv werden wir auch in den nächsten Wochen nicht an die Umsätze des Fontanejahres 2019 anschließen können. Mit Maske stöbern Kunden einfach nicht so gern“, hat Jana Kolar-Voigt beobachtet. Hinzu kommt, dass derzeit keine Lesungen stattfinden können. Deutlich angestiegen sei in der Zeit des Lockdowns die Nachfrage nach Lernhilfen und Beschäftigungssachen für Kinder. Ebenso hat die Nachfrage nach Deutschland-Reiseführern zu genommen. In den Wochen starker Beschränkungen konnte die Fontane-Buchhandlung einiges über den Onlinehandel wettmachen. „Doch lieber sehen wir die Leute bei uns im Laden“, so Jana Kolar- Voigt. Die Umsatzeinbußen sind in diesem Jahr nicht mehr aufzuholen, ist sich die Buchhändlerin sicher. Wo es geht, versucht der Handel zu reagieren. So sind die Bücher für das neue Schuljahr bereits eingetroffen. „Es ist besser, wenn die Kunden bereits jetzt kommen, denn ein Massenansturm wenige Tage vor Schulbeginn würde uns in der aktuellen Situation vor einige Probleme stellen“, gibt die Buchhändlerin zu bedenken.

„Bewährt hat sich in der Krise, dass wir einen festen Kundenstamm haben.“

Yvonne Krause, Weinhaus

Yvonne Krause, Inhaberin des Weinhaus am Neuen Markt (Laden und Restaurant), sieht sich in einer „glücklichen Situation“, weil das Restaurant wieder komplett öffnen darf. Spürbar mache sich bemerkbar, dass wieder Touristen in die Stadt kommen. „Bewährt hat sich in der Krise aber auch, dass wir uns über die Jahre hinweg einen festen Kundenstamm geschaffen haben, das erleichtert jetzt den Neustart“, freut sich Yvonne Krause.

Allerdings könnten die Umsatzeinbußen nicht einfach aufgeholt werden, dies auch, weil noch keine Veranstaltungen stattfinden dürfen. Die Senkung der Mehrwertsteuer hält Yvonne Krause nicht für hilfreich. Zum einen sei dies mit großem Aufwand verbunden und zum anderen könnten sich die Händler wegen der Umsatzeinbußen im Grunde keine Preisnachlässe erlauben. Mit dem Blick nach vorn soll es nun weitergehen. „Wir nehmen neue Produkte ins Sortiment auf und mit neuen Ideen wollen wir verstärkt um Kunden werben“, sagt Yvonne Krause.
   

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