Wunden heilen langsam

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Wunden heilen langsam

Im Gespräch mit Chefarzt Steffen Schirmer vom Sankt Marien-Krankenhaus Berlin über die Versorgung bei älteren Menschen

Stoßen sich ältere Menschen, kommt es manchmal zu einem Einbluten unter der Haut. Auch so können Wunden entstehen. Foto: Christin Klose/dpa-mag

09.05.2022

„Heile, heile Gänschen“ mag helfen, wenn Kinder sich die Knie aufgeschrammt haben. Wunden bei älteren Menschen gehen dagegen nicht schnell mit einem Pusten wieder weg. Manchmal werden sie sogar chronisch.

Hier sollte man besonders gut hinschauen, sagt Steffen Schirmer von der Deutschen Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung (DGfW). Im Interview erklärt er, was ältere Menschen und ihre Angehörigen über Wunden wissen sollten.

Wieso sind Wunden vor allem bei älteren Menschen ein Problem?

Steffen Schirmer: Im Alter werden Zellaktivitäten und Stoffwechselvorgänge langsamer. Das heißt, dass sich geschädigte Zellen nicht mehr so gut regenerieren, Wunden heilen also langsamer.

Die Zellverbindungen sind nicht mehr so kräftig ausgebildet. Das Bindegewebe verliert an Elastizität, die Haut ist nicht mehr so robust, etwa bei Druck oder Reibung. Man sieht es ja auch: die Haut wird faltig. Der Hautmantel ist im Alter deutlich anfälliger für Verletzungen oder Infektionen.

Leiden alte Menschen an Herzschwäche, ist der Blutkreislauf gestört und die Beine können anschwellen. Dort kann es dann Risse in der Haut geben, Bakterien können eindringen und Infektionen verursachen. Außerdem waren ältere Menschen schon in höherem Maß den schädlichen UV-Strahlen der Sonne ausgesetzt, was ebenfalls die Hautqualität verschlechtert. Oft ist auch ein Problem, dass alte Menschen Blutgerinnungshemmer einnehmen. Bagatellverletzungen durch ein Stoßen oder Aufschürfen bluten dann häufig lange. Manchmal blutet es auch unter der Haut ein, das gibt dunkle Flecken, die auch schon zu Wunden führen können.

Wie versorgt man Wunden am besten?

Am besten deckt man eine frische Wunde mit einer sterilen Kompresse oder einem Pflaster ab, man kann sie auch mit Kochsalzlösung oder Wundantiseptika reinigen. Wenn es längerfristig blutet, sollte man natürlich in eine Notaufnahme gehen. Dort kann die Blutung gestillt und die Wunde gegebenenfalls vernäht werden.

Manchmal wird allerdings zu Hause nur ein Pflaster draufgemacht und die Wunde wird vergessen - nach dem Motto: „Früher ist das ja auch einfach wieder weggegangen“. Doch eine Wunde sollte man beobachten, denn wenn sie rot und warm wird und die Umgebung anschwillt, sind das Zeichen einer bakteriellen Entzündung. Damit sollte man auf jeden Fall zum Arzt.

Zu welchem Arzt geht man denn mit einer Wunde am besten?

Auf jeden Fall ist der Hausarzt die erste Anlaufstelle. In einer älter werdenden Gesellschaft muss aber noch viel mehr sensibilisiert werden: dass nicht nur eine teure Wundauflage verschrieben, sondern auch mit entsprechender Nachsorge geschaut wird, dass alles gut abheilt.

Ist eine Wunde nach acht Wochen noch nicht verheilt, bezeichnet man sie als chronisch. Dann muss man als Arzt genauer hinschauen: Steckt ein nicht erkannter Diabetes dahinter, gibt es eine Durchblutungsstörung? Denn chronische Wunden treten vor allem bei Menschen mit einer chronischen Erkrankung auf. Es kann auch ein Hautkrebs sein, wenn Wunden nicht abheilen.

Kann ein chronisch Erkrankter chronischen Wunden vorbeugen?

Die gravierendsten chronischen Wunden sind zum einen an den Füßen vieler Diabetiker und zum anderen Druckgeschwüre bei bettlägerigen Patienten. Um dem vorzubeugen, ist immer wieder wichtig, die Haut genau anzusehen: Gibt es Veränderungen? Sind da Stellen, die nach längerem Gehen, Stehen oder Sitzen Rötungen zeigen?

Das sind oft maximal belastete Hautareale, die auch schlechter durchblutet sind. Diabetologen können mit Druckmessungen ebenfalls solche Stellen herausfinden. Diese müssen dann entlastet werden. Das geht zum Beispiel durch spezielle Schuhe oder Sohlen, die gefährdete Stellen polstern oder sogar ganz vom Druck befreien.

Auch Hautpflege mit Cremes ist gerade für Diabetiker wichtig: Die Haut darf nicht austrocknen, vor allem nicht an den Füßen. Hier kann zum Beispiel fachgerechte Pflege beim Podologen verordnet werden. Beim Diabetischen Fußsyndrom sind die Nerven geschädigt, unter anderem werden dadurch auch die Talg- und Schweißdrüsen funktionsunfähig und Schmerzen werden nicht mehr wahrgenommen.

Was fördert denn bei alten Menschen generell die Wundheilung?

Bewegung und ein gesundes Herz-Kreislauf-System sind immer von Vorteil. Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig. Viele alte Menschen sind minderernährt, sie essen zu wenig Eiweiße, die sie aber gerade für Zellregenerationsprozesse brauchen. Bei chronischen Wunden wird übrigens auch über die Wundflüssigkeit Eiweiß verloren.

Wer offene Wunden hat, verliert mehr Kalorien und Energie. Weil vielen Älteren aber der Appetit fehlt, kann man zum Beispiel eiweißreiche Drinks zu sich nehmen. dpa

1,7 Millionen Menschen waren im Jahr 2019 in Deutschland laut Bundesarbeitsagentur in der Alten- und Krankenpflege sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Kliniken, Heime und ambulante Pflegedienste in Deutschland klagen seit Jahren über einen massiven Fachkräftemangel und werben gezielt Personal aus dem Ausland an. Die Zahl der Fachkräfte in der Gesundheits- und Krankenpflege, die jährlich in die Bundesrepublik kommen, ist laut der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung zwischen 2012 und 2017 um fast das Sechsfache auf rund 8800 pro Jahr gestiegen. bpb

Masken halten länger

Die FFP2 muss nicht nach einmaligem Tragen entsorgt werden - Drei Aufbereitungsmethoden gelten als sich

FFP2-Masken verschwinden oft in der Jackentasche, wenn sie nicht genutzt werden. Das ist aber keine gute Idee. Dort vermehren sich etwa Bakterien vorzüglich. Deshalb sollte man die Maske spätestens dann aus der Tasche nehmen, wenn man zu Hause ankommt. Wer Geld und Ressourcen sparen will, kann sie wiederaufbereiten. Voraussetzung ist, dass Filterschutz und Passform dabei nicht leiden.

Forscher von der Fachhochschule (FH) Münster haben drei Methoden erprobt, mit denen sich Masken sicher wiederverwenden lassen – Lufttrocknen, Auskochen im Beutel und Erhitzen im Ofen. Ihr Fazit: Am einfachsten und letztlich auch energiesparendsten ist die Trockenmethode. Die Ofenvariante ist fehleranfällig und verbraucht einige Ressourcen. Ein Nachteil des Auskochens ist, dass sich die Masken damit nur drei statt fünf Mal aufbereiten lassen.

Das Prinzip Austrocknen ist simpel: Man benötigt sieben Masken und sieben Haken, am besten sind diese beschriftet nach Wochentagen. Die Montagsmaske etwa kommt nach der Nutzung an den Montagshaken und trocknet dort eine Woche lang. Am nächsten Montag ist sie dann wieder einsatzbereit. Bis auf die Haken, die man gegebenenfalls einkauft, kostet die Methode weder Ressourcen noch Energie.

Fünf Mal lässt sich dieser Zyklus nach Angaben der Forschenden wiederholen. Man kann die Maske folglich sechs Mal tragen, ehe sie entsorgt wird. Und: Das ist die einzige Methode, die sich auch für formstabile Masken (Körbchenmodelle) eignet. Die wiederaufbereitung ist auch für die im Handel verbreiteten FFP2-Masken mit „NR“-Aufdruck (nicht wiederverwendbar) anwendbar. Die Angabe ist für Alltagsnutzer nicht relevant, sondern nur im Arbeitsschutzkontext. Defekte Masken gehören in den Müll. dpa

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