Aus dem Rheinsberger Geschichtsbuch

Frühling in Rheinsberg

Aus dem Rheinsberger Geschichtsbuch

Was Romulus und Remus mit der Prinzenstadt zu tun haben

Gelebte Geschichte: Das Kurt-Tucholsky-Literaturmuseum in Rheinsberg. Archiv-Foto: kus

01.04.2021

Die ersten Siedlungszeugnisse von der Stadt gehen auf die Remusinsel im Rheinsberger See zurück. Dazu gibt es eine ganze Reihe von Sagen, jedoch wie viel wirklich an den einzelnen Geschichten dran ist, lässt sich wohl nie komplett herausfinden. Eine davon, welcher viel Glauben in der Zeit der Renaissance geschenkt wurde, ist besonders spannend. Diese Sage besagt, dass Remus, der Bruder von Romulus und somit auch der Gründer und erster König der Stadt Rom, auf dieser Insel im Rheinsberger See begraben ist. Romulus wollte seinen Bruder erschlagen, deshalb ist Remus über die Alpen geflüchtet und hat sich jenseits der Elbe auf einer Insel niedergelassen und eine Burg errichtet. Dort wurde Remus dann auch begraben, auf der heutigen Remusinsel. Um diese Geschichte zu beweisen, wurden zwei Mamorsteine aufgeführt, welche auf der Insel ausgegraben wurden. Der eine Stein hatte den Namen Remus auf sich zu stehen und der andere zeigte sechs Habichte.

Jedoch bereits im 18. Jahrhundert kam der Forstmann Karl Hennert zu dem Schluss, dass es sich bei dieser erzählten Geschichte um „eine Höflichkeit und Schmeichelei des Verfassers gegen den damaligen Besitzer von Rheinsberg“ gehandelt haben muss. Das würde auch daraus Sinn ergeben, da es in der Renaissance-Zeit sehr angesehen war, wenn eine Verbindung zur griechisch-römischen Antike herzustellen war. Nun aber einen Schritt weiter in der Geschichte, welcher uns zu Friedrich II. von Preussen (1712-1786) führt. Sein Vater versuchte aus ihm einen tüchtigen Nachfolger zu machen, daraufhin versuchte Friedrich, mit Hilfe seines Freundes Hans Herrmann von Katte, sich ins Ausland abzusetzen. Dieser Plan kam zeitig ans Licht und ein Prozess wegen Desertion und Hochverrats folgte. Katte soll geköpft worden sein und Friedrich unterwarf sich bedingungslos seinem Vater. 1734 kaufte der „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I. das Schloss Rheinsberg für 75.000 Taler für seinen Sohn Friedrich, nach der Aussöhnung. Friedrich ließ das Schloss bis in die Jahre 1740 ausbauen und erweitern, um seinen Kronprinzensitz zu perfektionieren.

Noch im selben Jahr endete seine Zeit in der Stadt mit der Thronbesteigung. Das Schloss schenkte er seinem jüngeren Bruder Prinz Heinrich. Was der König mit dem Umbau des Schlosses hinterließ ist, dass sich Rheinsberg in der Folgezeit von einer verschlafenen Ackerbürgerstadt zur kleinen barocken Residenz entwickelte. Nach dem großen Stadtbrand 1740, der nur 19 Häuser, das Schloss und die St.-Laurentius-Kirche (1270) verschonte, erfolgte der Wiederaufbau Rheinsbergs nach Plänen von Knobelsdorff. Er schuf eine moderne, preußische Stadtanlage. Prinz Heinrich vollendete ein paar Jahre später den Park, ließ Heckentheater entstehen und das Schlosstheater erbauen. Bis zu seinem Tode im Jahre 1802 gaben hier Hofmusiker Konzerte und Opern. 1762 wurde eine Steingutmanufaktur gegründet, die auch heute noch die typische Rheinsberger Keramik herstellt. Nach dem Tod von Prinz Heinrich wurde es erst einmal still um die einstige Residenzstadt. Fast 100 Jahre später ließen literarische Werke des 19. und 20. Jahrhunderts Rheinsberg wieder neu aufleben und die Stadt erhält ihren romantischen Ruf. So zum Beispiel in Theodor Fontanes Werk „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“. Hier beschreibt Fontane seinen Halt in Rheinsberg: „Hier halten wir vor einem reizend gelegenen Gasthofe, der noch dazu den Namen der ,Ratskeller’ führt, und da die Turmuhr eben erst zwölf schlägt und unser guter Appetit entschieden der Ansicht ist, dass das Rheinsberger Schloss all seines Zaubers unerachtet doch am Ende kein Zauberschloss sein werde, das jeden Augenblick verschwinden könne, so beschließen wir, vor unserem Besuch ein solennes Frühstück einzunehmen und gewissenhaft zu proben, ob der Ratskeller seinem Namen Ehre mache oder nicht.“ Durch die Bände von Fontane wurde auch der britische Schriftsteller Andrew Hamilton inspiriert die Stadt als ein „simple tourist“, wie er sich selbst bezeichnet, zu besuchen. Herausgekommen ist dann ein amüsanter Reisebericht, welcher 1880 in London veröffentlicht wurde. Im Jahr 1912 kam ein weiteres Werk ans Licht der literarischen Öffentlichkeit, eine Erzählung von Kurt Tucholsky. In „Rheinsberg: Ein Bilderbuch für Verliebte“ erzählt er von zwei verliebten Berlinern, Claire und Wölfchen, die ins ländliche Rheinberg fahren. Da die Reise eines unverheirateten Paares zu dieser Zeit als unziemlich galt, verwenden die Verliebten den Decknamen „Ehepaar Gambetta“. In Rheinsberg angekommen, besichtigen sie das Schloss und machen eine Bootstour auf den umliegenden Seen. Durch diese beeindruckende Vergangenheit ist die Prinzenstadt bis heute ein Magnet für begeisterte Fans von Natur, getöpfertem Handwerk, Konzerten, Schauspiel- und Musiktheater, Musicals, Lesungen und so weiter, durchaus auch aus Berlin, wie Claire und Wölfchen.

Corona bestimmt weiterhin den Rheinsberger Alltag - Veranstaltungs- und Übernachtungsangebote aktuell untersagt

Bis 11. April 2021 ruhen jetzt erst einmal alle Veranstaltungsangebote, Übernachtungsangebote und das Gaststättengewerbe. Einige Gastronomiebetriebe bieten Außerhaus-Verkauf. In begrenztem Umfang sind Outdoor-Freizeitangebote möglich, z. B. Bootsvermietung, Kanuverleih oder Fahrradverleih. Nutzer dieser Freizeitangebote müssen die vorgeschriebenen Abstandsregeln und Regelungen zu Personengemeinschaften beachten. Alle Museen und Galerien, das Haus der Begegnung sowie die Bibliothek (Versäumnisgebühren werden nicht erhoben) sind nach kurzzeitiger Öffnung und Besuchereinlass in begrenzter Anzahl nach Voranmeldung, inzwischen wieder geschlossen. (Quelle: www.rheinsberg.de)

Kontakt zur Stadt Rheinsberg gibt es hier: Rathaus Rheinsberg; Seestraße 21, 16831 Rheinsberg, Tel.: 033931 55 0, Fax: 033931 55 250, E-Mail: stadt@rheinsberg.de

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