Voraussetzungen für Identifikation geschaffen

Das Amt Lindow stellt sich vor

Voraussetzungen für Identifikation geschaffen

Amtsdirektor Danilo Lieske spricht über die Strukturen in Lindow (Mark) / Lob für alle Beteiligten in den Gemeinden / Kleinteiligkeit als Plus erkannt

Amtsdirektor Danilo Lieske. Archiv-Foto: mae

08.10.2020

Der Amtsdirektor Danilo Lieske spricht im Märker-Interview über bisherigen Meilensteine, Entwicklungen und Perspektiven im Amt Lindow (Mark). Seit 2008 ist Lieske im Amt und wurde am 9. November 2015 durch den Amtsausschuss für eine weitere Amtsdauer von acht Jahren bestätigt.Was zeigt sich im Rückblick als der größte Erfolg für das Amt Lindow?Danilo Lieske: Die Erfolge im Amt Lindow zeichnen sich temporär seit den neunziger Jahren ab. In diesem Jahrzehnt ist in allen Dörfern des Amtes die Dorferneuerung erfolgt und die Stadterneuerung Lindows begonnen worden. Gleichzeitig wurde der Gewerbepark Herzberg geplant und im Weiteren baulich umgesetzt, wenn auch die Vermarktung nun viele Jahre anhält. Zwischenzeitlich ist die Stadterneuerung Lindows abgeschlossen, die Altstadt ist saniert. Was nicht selbstverständlich war, jedoch haben die Stadt Lindow und sämtliche Dörfer zwischenzeitlich eine zentrale Wasserversorgung und das Abwasser wird fachgerecht entsorgt. Auch das Wohnungsangebot ist für alle sozialen Schichten der Bevölkerung, auch mittels sozialem Wohnungsbau, gesichert worden. Die sozialen Einrichtungen, wie die Schule und Turnhalle Lindow wurden grundhaft als Ganztagsschule saniert sowie die Kitas Lindow und Herzberg wurden neu gebaut und erweitert. Die Gemeinden haben eigene Gemeinschaftseinrichtungen neu errichtet oder als solche für ihre Bürger saniert. Gleiches gilt für die Feuerwehrinfrastruktur in den Gemeinden. Benannt sollen die Schrotmühle und das Schützenhaus Rüthnick, das Gemeindezentrum Herzberg, die Bürger- und Gemeindehäuser in Vielitz, Seebeck, Strubensee, Keller, Schönberg, Banzendorf und das Stadthaus Lindow sein. Alles in Allem bedeutet dies, dass die öffentliche Daseinsvorsorge im Amtsbereich Lindow im Ganzen seit den neunziger Jahren mehr und mehr gesichert wurde und nun ist..

Wie ist es gelungen, die Interessen so vieler Mitgliedsgemeinden unter einen Hut zubekommen?

Man muss nicht sämtliche Interessen des Amtsbereiches unter einen Hut bekommen. Der Vorteil des Amtsmodells ist, dass die Gemeinden Rüthnick, Herzberg, Vielitzsee und der Stadt Lindow selbständige Körperschaften sind, die Struktur deshalb sehr kleinteilig ist und jede Körperschaft eigenständige Selbstverwaltungsentscheidungen treffen kann, ohne die Interessen Dritter in ureigenen zu berücksichtigen hat. Selbst in gesetzlich amtsgetragenen Angelegenheiten, wie der Feuerwehr, kann die örtliche Gemeinschaft über ihr Grundvermögen verfügen und dieses im Ort nutzen sowie die örtliche Feuerwehr nach eigenem Dafürhalten weitergehend unterstützen. In Bildungsangelegenheiten haben sämtliche Gemeinden erkannt einen gemeinsamen Weg in Amtsträgerschaft zu gehen. Das heißt, die Kitas in Lindow und Herzberg sowie die Lindower Grundschule werden nicht durch jede einzelne Gemeinde, sondern durch sämtliche Gemeinden des Amtsbereiches gemeinsam solidarisch getragen, um bei sämtlicher Individualität gemeinschaftliche Strukturen zu entwickeln und den Bildungsbereich, wie die Feuerwehr, jederzeit bestmöglich auszustatten. Grundsatz, sämtliche Gemeinden „unter einen Hut“ zu bringen ist immer die freiwillige Einsicht darin, jeder Gemeinde einerseits eine eigene Entwicklung zu ermöglichen, um dennoch andererseits einzelne Aufgaben gemeinschaftlich zu erfüllen, wozu jede einzelne Gemeinde zu wenig Potenzial hätte.

Bereitet Ihnen die demographische Entwicklung im Amt Sorgen?

Demographische Entwicklungen machen mir nie Sorgen. Es gibt keine Regel dafür, dass man sich nur in Aufwärtsbewegungen entwickeln kann. Und dennoch wird selbstverständlich kommunalpolitisch jederzeit versucht, Bauflächen zu generieren und die Einrichtungen der Daseinsvorsorge, insbesondere die Bildungseinrichtungen nachhaltig weiterzuentwickeln.

Was sind die Entwicklungsschwerpunkte im Amt Lindow in den nächsten vier bis fünf Jahren?

Die Entwicklungsschwerpunkte im Amt Lindow liegen künftig nach wie vor in der Entwicklung der Daseinsvorsorge. So gelingt es neben der vergangenen Entwicklung der Bildungseinrichtungen zunehmend Anbieter altersgerechten Wohnens und zur Betreuung Versehrter und Senioren für den Amtsbereich zu gewinnen. Dies geht einher mit der Vermarktung des Gewerbegebietes Herzberg, in welchem ein regionaler Pflegedienst seine Verwaltung und Betreuungsmöglichkeiten ausbaut. Ein weiterer Pflegedienst schafft in Herzberg maßgebliche Einheiten für altersgerechtes Wohnen. Ein ähnliches Projekt ist für die Stadt Lindow geplant. Dennoch werden auch baurechtliche Vorbereitungen für die Erweiterung der Schule Lindow getroffen sowie für deren digitale Aufrüstung. Das bedeutet, dass im Amtsbereich die Vorkehrungen für eine generationsübergreifende Daseinsvorsorge im Mittelpunkt stehen. Das bedeutet auch, dass sich die Stadt Lindow derzeit in Vorbereitung befindet, zusätzliche Baugebiete auszuweisen, um sämtlichen Generationen die Möglichkeiten zu eröffnen, attraktiven Wohnraum zu mieten oder selbst zu schaffen. Einher geht damit, dass sich das Amt Lindow natürlich mit der sogenannten Energiewende auseinandersetzt. In der Vergangenheit wurden deshalb die Straßenbeleuchtungsanlagen fast überall auf LED umgestellt, die Gemeindeeinrichtungen, dort wo möglich, energetisch saniert sowie der Ausbau von Wind- und Solarenergie befördert. Ergebnis ist derzeit, dass die EEG-Quote des Energieverbrauchs im Amtsbereich bei 76 Prozent liegt. Diese Quote wird künftig durch den weiteren Ausbau von Fotovoltaikanlagen stetig erhöht. In der Stadt Lindow selbst, stellt man sich in der touristischen Entwicklung völlig neu auf. Wenn es im Anbieterbereich in der Vergangenheit quantitativ sicher auch Rückschläge gab, richtet sich Lindow künftig qualitativ nach gesamtdeutschen Standards aus. Personell und konzeptionell wurden in diesem Jahr die Voraussetzungen dafür geschaffen. Deshalb wird Lindow nicht nur mittel-, sondern auch langfristig staatlich anerkannter Erholungsort bleiben.

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Wo sehen Sie noch Defizite für eine wachsende Attraktivität des Amtes?

Die derzeitigen Defizite für unsere wachsende Attraktivität liegen im Mangel des Angebotes an höherwertigen Wohn- und Baumöglichkeiten. Die Stadt Lindow wird stetig überregional als Wohnort nachgefragt. Das heißt, es gibt eine ständige Nachfrage außerhalb Lindows nach Wohnund Baumöglichkeiten. Die Stadt Lindow wird Grund-funktionaler Schwerpunktort. Damit geht die Möglichkeit einher, zusätzliche Bauflächen bereitzustellen. Dem stellt sich die Stadt und unterstützt zu diesem Zweck private Investoren zur Erschließung von Baugebieten und Wohnmöglichkeiten.

Wie steht es, um die Perspektive der Jugend auf dem Lande zu leben? Wie ließe sich die Lebensqualität dort weiter erhöhen?

Die Gemeinden im Amtsbereich Lindow haben mit ihren kleinteiligen Einrichtungen zumindest die infrastrukturellen Voraussetzungen geschaffen, dass sich Jugendliche mit ihren Gemeinden identifizieren können. Dies wird zum einen durch eine bedarfsgerechte amtsweite freie Jugendarbeit und zum anderen durch vereinsgetragene kommunale Arbeit in vielen Bereichen gestützt. Jugend wird in den Gemeinden deshalb nicht nur in den Sportvereinen, sondern auch in den Heimat- und anderen Vereinen sowie in den Feuerwehren und Kirchen herausgefordert, sich in den Dörfern und der Stadt zu engagieren. Die Lebensqualität für Jugendliche ist deshalb vor Ort sehr von den Akteuren in Zusammenkünften und Vereinen abhängig.

Sehen Sie Möglichkeiten, wie sich das kulturelle Angebot im Amtsbereich noch verbessern ließe?

Das gemeinschaftliche Leben ist in den Gemeinden des Amtsbereiches sehr ausgeprägt. Die Gemeinden gestalten ihr gesellschaftliches und kulturelles Leben in ihrer Selbstverwaltung und in finanzieller Verantwortung selbst. In den öffentlichen kommunalen Einrichtungen erschöpft sich das kulturelle Leben nicht allein in Kartennachmittagen und Kaffeerunden, sondern es werden Vereinsgetragene größere Veranstaltungen organisiert.

Wie funktioniert der Zusammenhalt zwischen den Generationen?

Das Vereinsleben in den Dörfern ist der Garant dafür, dass keine Generation verloren geht, dass sich Generationen gemeinsam treffen, gemeinsam engagieren und gemeinsam das Dorfleben, aber auch das Dorfbild gestalten. Dass dabei die Generationen zusammenhalten, liegt sicher auch darin begründet, dass sich ganze Familien in Vereinen, Feuerwehren, Kirchen oder auch in losen Zusammenschlüssen im Ort engagieren.

Hat die Corona-Pandemie den ländlichen Raum vor besondere Probleme gestellt?

Die Corona-Pandemie hat den ländlichen Raum sicher nicht losgelöst und getrennt von anderen Bereichen vor Probleme gestellt. Die Menschen mussten in erster Linie ihre ausgeprägten sozialen Kontakte in Familien und Vereinen einschränken. Die Kinderbetreuung und Bildung waren eingeschränkt, was die Arbeitsfähigkeit der Eltern demobilisiert hat. Menschen hatten Angst um ihren Arbeitsplatz und Unternehmer mussten und müssen um den Fortbestand ihrer Unternehmen fürchten. Der Tagesbesucherverkehr hat die Kommunen einerseits vor Herausforderungen gestellt und andererseits durften die touristischen Leistungsträger ihre Angebote nicht offerieren. Das gemeinschaftliche, aber auch das Erwerbsleben war für Bürger und Besucher eben mit einem Mal völlig anders.

Sind Sie mit der Unterstützung durch den Landkreis zufrieden? Wo ist diese spürbar?

Der Landkreis hat die Kommunen nach seinen Möglichkeiten bestens unterstützt. Im Wesentlichen betraf dies die rechtliche Unterstützung bei der Umsetzung der Umgangsverordnungen sowie die Qualität der Zusammenarbeit mit den einzelnen Fachbereichen, insbesondere zwischen den Ordnungsbehörden sowie mit der Gesundheitsverwaltung. Die Gesamtsituation war dazu geeignet, in der überkommunalen Zusammenarbeit zusammenzurücken. Ein kleiner materieller Beleg dafür ist die gemeinschaftliche Beschaffung von Hilfsmaterial, wie Masken und Desinfektionsmitteln.
   

Informationen

Das Amt Lindow (Mark) liegt im Osten des Landkreises Ostprignitz- Ruppin und umfasst eine Fläche von 126 km². Zum Amtsgebiet gehören die Gemeinden:

• Herzberg (Mark)
• Rüthnick
• Stadt Lindow (Mark) mit den Ortsteilen Banzendorf, Hindenberg, Keller, Klosterheide und Schönberg (Mark)
• Vielitzsee mit den Ortsteilen Seebeck, Strubensee und Vielitz

Wichtig für das Amt Lindow:

- Drei Seen

Der Reiz des Amtsbereichs liegt hauptsächlich in seinen großen Wald- und Wasserflächen. Der Gudelack-, Wutz- und Vielitzsee umrahmen die Stadt Lindow und nehmen eine Gesamtfläche von etwa 650 ha ein, somit lassen sie das Herz vieler Wassersportler höher schlagen. Interessant ist, dass man theoretisch von der Drei Seen Stadt Lindow aus mit dem Boot bis nach Amerika reisen könnte. Denn der Gudelacksee ist durch den Rhinkanal mit den Ruppiner Gewässern verbunden. Von dort aus zur Müritz und dann zur Ostsee, dann geht es weiter über den Atlantik.

- Kloster Lindow

Untrennbar mit der Geschichte von Lindow ist das Kloster verbunden, welches um das Jahr 1200 entstand. Die meisten Klostergebäude sind jedoch im Laufe der Zeit gänzlich verschwunden. Die Ruine des Klosters Lindow ist ein historisch sehr bedeutendes und für jedermann zugängliches Bauwerk. Auch in den umliegenden Gemeinden entdeckt man reizvolle Bauten. Alte Dorfkirchen der unterschiedlichsten Stile finden viele Betrachter. Wer sich mit Lindows Vergangenheit beschäftigen möchte, sollte einen Besuch des kleinen Heimatmuseums in der Seestraße unternehmen. Viele interessante gesammelte Exponate gewähren einen Einblick in frühere Zeiten.

- Erholungsort

Lindow ist seit 1998 staatlich anerkannter Erholungsort. Das Prädikat wird an Orte vergeben, deren Luft und Klima Eigenschaften aufweisen, die der Erholung förderlich sind.

- Sportschule Lindow

Die Sportschule Lindow ist das Sport- und Bildungszentrum des Landessportbundes Brandenburg und für viele Gruppen und Vereine eine moderne Sportstätte. Es gibt ein Sportbecken in der Schwimmhalle, einen Saunabereich und diverse andere Angebote.

- Schloss Meseberg

Vor gut zwei Monaten erst hat die Bundeskanzlerin Angela Merkel den italienischen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte im Schloss Meseberg begrüßt. Bei dem Gespräch im Gästehaus der Bundesregierung ging es insbesondere um die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Corona-Pandemie. Neben seiner Funktion als Gästehaus der Bundesregierung wird das Schloss darüber hinaus für weitere Veranstaltungen wie Kabinettsklausuren und Konferenzen genutzt.

- Musikscheue Vielitz

Der Sänger Reinhard Hagen, der bereits auf den Opernbühnen von San Francisco, New York, Salzburg und Bayreuth stand, erfüllte sich vor einigen Jahren einen Traum und verwandelte die alte Scheune seines brandenburgischen Vierseithofes in eine Konzertbühne.

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