Handicap-na und?

Geduld und Zeit zur Gewöhnung

Handicap-na und?

06.07.2020

Wird eine leichte Hörminderung früh behandelt, kann ein Fortschreiten verhindert werden. Ohne Hilfe dagegen verschlechtert sich das Hören weiter. Soziale Isolation und Depressionen sind mögliche Folgen. Auch die kognitiven Fähigkeiten könnten abbauen. Eine Demenz kann die Folge sein.Trotzdem weigern sich viele, Hilfe anzunehmen. „Weil es ein schleichender Prozess ist, ist die Dunkelziffer an nicht adäquat versorgten Menschen sehr hoch“, sagt Prof. Christian Betz, Direktor der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde des Universitätsklinikums Hamburg- Eppendorf. Werden die Betroffenen darauf angesprochen, spielen viele ihre Symptome herunter. Ähnlich wie bei Ohrgeräuschen, Tinnitus, Infektionen oder einem Hörsturz muss auch bei einer Hörminderung zuerst der HNO-Arzt die Art und Ursache bestimmen. Falls ein Hörgerät verschrieben wird, erklärt ein Hörakustiker die Modelle und bietet sie zum Probetragen an. Danach stellt die Expertin oder der Experte das Hörsystem schrittweise ein und macht mit dem Träger, falls notwendig, ein Hörtraining. Trotzdem wird ein solches Gerät von manchen noch als ästhetisch inakzeptabel und als Stigma empfunden. Auch die Handhabbarkeit ist für Ältere ein Problem. „Das Gravierendste ist aber, dass man sich erst an die Hilfe gewöhnen muss“, sagt HNO-Arzt Betz. Denn der Betroffene hört damit nicht sofort so wie früher.„Das ist ein Lernprozess über mehrere Monate“, so Betz. „Das Gehirn hat sich daran gewöhnt, die hohen Töne nicht mehr zu hören. Wenn jetzt die Hörhilfe die hohen Töne wieder verstärkt, empfindet das das Hirn als störend.“ Man müsse die Hörhilfe jeden Tag tragen, obwohl sie vielleicht erstmal als unangenehm empfunden werde.  (dpa/ms) 

WERBUNG

Gut Hören mit einem Hörgerät will gelernt sein

Wege zum besseren Verstehen

Hilfsmittel für Menschen mit Lese- und Schreibschwächen

Wer als Erwachsener nicht richtig Lesen und Schreiben kann, steht im Alltag oft vor erheblichen Problemen. Egal, ob es darum geht, den richtigen Bahnsteig herauszufinden, oder darum, Formulare im Job ordentlich auszufüllen. Verschiedene Hilfsmittel und Angebote können Betroffenen den Alltag und den Weg zu besseren Lese- und Schreibkenntnissen erleichtern.

- Smartphones: Mit der Funktion Text-to-speech etwa kann das Handy Texte vorlesen, mit der Spracherkennung übernimmt es das Tippen. „Für viele funktionale Analphabeten ist das eine Erleichterung“, sagt Sandra Schierenberg, Wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung.

- Bezugspersonen oder Freiwilligendienste: Der Weg zum Amt oder zum Arzt kann zur Herausforderung werden, wenn man keine Formulare lesen oder ausfüllen kann. „Hier haben Betroffene oft eine Bezugsperson, die sie begleitet“, sagt Schierenberg. Außerdem gäbe es mancherorts Freiwilligendienste, die eine solche Begleitung anbieten. Das sei aber jeweils im Vorhinein zu prüfen.

- Kurse: Volkshochschulen und andere Bildungsanbieter ermöglichen es funktionalen Analphabeten, ihre Lese- und Schreibfähigkeiten zu verbessern. Der Unterricht findet in kleinen Gruppen mit anderen Betroffenen statt. Die Gruppen bleiben anonym.

- Webseiten: Betroffene finden auch im Netz Angebote, die beim Lesen- und Schreibenlernen unterstützen können. Der Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung verweist zum Beispiel auf das Lernportal des Deutschen Volkshochschulverbands unter vhs-lernportal.de.

- Telefonische Beratung: Kostenlose und anonyme Beratung bietet der Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung über das Alfa- Telefon unter der Nummer 0800 - 53 33 44 55. (dpa)
MOZ.de Folgen