Ersatzteilversorgung für Oldtimer

KFZ-SERVICE AUS MEISTERHAND

Ersatzteilversorgung für Oldtimer

Überraschend viel Ersatz gibt es noch im Original - die Suche danach wird oft zur Abenteuerreise.

Damit ein Oldtimer fahrbereit und präsentabel bleibt, braucht es mitunter diverse Ersatzteile. Foto: Monique Wüstenhagen/dpa-mag

08.07.2023

Na prima, pünktlich zum Saisonbeginn hat der Mercedes SL sein N H-Kennzeichen bekommen. Doch ausgerechnet bevor der Roadster aus der Baureihe 129 in seinen ersten Oldtimer-Sommer startet, streikt Verdeckmechanismus der und es werden neue Mikroschalter fällig. Bei einem Neuwagen wäre das kein Problem. Schließlich garantiert eine ausgeklügelte Ersatzteillogistik den Teilenachschub in der Regel binnen 24 Stunden. Doch bei einem 30 Jahre alten Auto? „Sieht die Sache im besten Fall kaum anders aus,“ sagt Peter Becker. Er ist Klassik-Sprecher bei Mercedes und verweist auf einen Teilekatalog mit 175 000 Positionen, die der Hersteller für Oldtimer auf Vorrat hat.

Ersatzteile fürs erste Auto der Welt? Gibt's noch ab Werk

Das reicht demnach von Cent-Artikeln wie Dichtungen und Schrauben bis zur Rohbau-Karosserie des SLR-Sportwagens aus der Baureihe R199, die für 210 000 Euro verkauft wird. Und der Katalog geht weit zurück, sagt Becker: Selbst für das Dreirad von 1886, gemeinhin als das erste Auto der Welt gehandelt, gibt es noch 50 Ersatzteile.

Mit diesem Aufwand sind die Schwaben nicht alleine. Auch Audi, BMW, VW oder Porsche haben längst auf das anhaltende Interesse für alte Autos reagiert und entsprechende Kataloge aufgebaut. Porsche zum Beispiel hat in 75 Jahren Sportwagenbau nach eigenen Angaben einen Teilevorrat mit 80 000 Positionen angelegt. Bei BMW sind es 65 000, bei Audi über 30 000 und bei VW rund 60 000 Positionen.

Vom schnöden Gebrauchtteil zum begehrten Klassik-Gut

Basis dieser Vorräte sind bei allen Herstellern zunächst das Werk und die Serienproduktion. Sobald dort ein Modell - je nach Marke und Baureihe üblicherweise 10 bis 20 Jahre nach Ende der Laufzeit - aus der Versorgungsgarantie fällt, werden Teile nicht entsorgt, sondern an die Klassikabteilung übergeben.

Ersatzteile aus dem 3D-Drucker

Es ist auch nicht ungewöhnlich, dass Ersatzteile für ausgediente Baureihen nachproduziert werden. Zum Zuge kommen dabei oft die alten Werkzeuge, aber immer öfter auch der 3D-Drucker. Gerade für Teile, die nur selten nachgefragt und deshalb oft nicht mehr verfügbar sind, ist er eine gute Option, wie zum Beispiel für Haltegriffe, Zierleisten, Befestigungen, Dichtungen oder Abdeckungen.

Nicht nur beim Hersteller werden Oldie-Fans fündig

Zwar gilt vielen der Hersteller auch bei Oldtimern als erste Adresse für Ersatzteile. Doch auch die entsprechenden Foren im Internet, im Anzeigenteil der Oldtimer-Zeitschriften oder die Nachfrage bei den Marken- und Modellclubs ist zielführend, vor allem, wenn es um exotische Klassiker geht. dpa-mag