Am Pfingstsonntag, 19. Mai 2024, ist internationaler Museumstag. Im havelländischen Bredow-Dorf Wagenitz ist ab 14.00 Uhr der Eingang zum Schwedenturm geöffnet. Gastgeber ist der örtliche Heimatverein, der auch Kaffee und Kuchen, Schmalz- und Leberwurststullen bietet.
Der 1571 errichtete Schwedenturm war einst Bestandteil eines herrschaftlichen Küchenkomplexes, gehört wie die bald 500 Jahre alte Kirche und die Alte Schmiede zu den Wahrzeichen des Ortes. Allerdings steht der Turm mit keinen Schweden im Zusammenhang, obgleich die Ortsgeschichte von ihnen durchaus tangiert wird. Widersprüchliche Angaben bestehen aber dazu, wer in den 1630er Jahren den Schlossherren tötete.
Georg IV. von Bredow soll, so steht es in Ernst Georg Bardeys Buch über Stadt und Ländchen Friesack (1894), im Jahr 1634 von schwedischen Truppen ermordet worden sein. Es herrschte der Dreißigjährige Krieg (1618-1648). In einem Internet-Beitrag auf von-bredow-familiengeschichte.de ist zunächst vom Winter 1635/36 die Rede, sodann von kaiserlichen Truppen, die für den Tod des Schlossherren verantwortlich gewesen sein sollen.
Ein geschichtlich gesicherter Fakt ist, dass Georg IV. von Bredow drei Töchter und vier Söhne hatte. Hans Christoph war jüngster männlicher Spross und wurde um 1640 zum Erben des Besitzes in Wagenitz. Ferner wurde er zum letzten Vertreter der vormals mannigfach vertretenen Bredows im Ländchen Friesack. Mit ihm nahm die einen Familiengeschichte Neuanfang, worüber BRAWO Anfang 2024 berichtet hat.
In wirtschaftlich schwieriger Nachkriegszeit konnte Hans Christoph zuerst den Stammsitz Wagenitz retten. Sodann kaufte er nach und nach fast alle Bredow-Güter des Ländchens Friesack zurück, die einst aus verschiedenen Gründen von Altvorderen veräußert worden waren. Hans Christoph und seine Gattin Barbara hatten zehn Kinder, darunter sechs Töchter. Die Söhne sollten den Besitz erben: Wagenitz, Kleẞen, Görne, Dickte, Landin, Brädikow, Vietznitz, Stechow, Liepe, Kriele, Landin, Lochow, Friesack, Damm und Briesen.
Hans Christoph I. von Bredow starb am 1. Juni 1691 im Alter von 67 Jahren, sein Leichnam wurde in der Dorfkirche beigesetzt. Im Gotteshaus sind Hans Christoph, seine Ehefrau und die zehn Kinder auf einem Gemälde des Jahres 1667 zu sehen.
Der am Beginn der Wagenitzer Bredow-Geschichte stehende Georg III. (15601593) hatte sich im Dorf ein heute nicht mehr existierendes Schloss bauen lassen. In diese Phase fällt die Errichtung des Küchenkomplexes mit dem Schwedenturm. Am Pfingstsonntag werden Wissbegierige bei Führungen mit der Objektgeschichte vertraut gemacht. Die Wagenitzer Kirche ist derweil geöffnet und kann ebenso ab 15.00 Uhr besichtigt werden wie die restaurierte und wieder zugängliche Gruft der Familie von Bredow.
rez