Erst die Radtour, dann die Schokolade

Frühling in Rheinsberg

Erst die Radtour, dann die Schokolade

Zwei Rheinsberger erzählen ihre Geschichten von Osterbräuchen in ihrer Kindheit

Heute noch im Trend: Eiertrudeln ist ein Osterspaß für die ganze Familie. Archiv-Foto: Bandoly

01.04.2021

Nun gerade Ostern, das Fest der Auferstehung Jesu Christi ist eines, welches so einige Rheinsberger zusammenbringt. Schauen wir doch einmal wie das vor einem Jahrzehnt aussah. Martin aus Zechlinerhütte hat mir erzählt, dass er sich daran erinnert wie er am Ostersonntag immer mit seinen Eltern und Freunden zum kleinen Hügel gegenüber der Kirche im Dorf gegangen ist. Im Gepäck waren mehrere hart gekochte, gefärbte und mit Nummern versehene Ostereier. Bevor es losgehen konnte, mit dem Eiertrudeln, oder auch „Jejkakulenje“ auf obersorbisch, wurde noch eine Trudelbahn mit kleinen Schanzen gebaut. Das Ei, das die längste Strecke „getrudelt“ ist und am Ende eine heile Schale behalten hat, also nicht von einem anderen Ei zerschlagen wurde, gewinnt.

Erfahrene Eiertrudler erkennt man daran, dass sie einen kleinen Salzstreuer in der Jackentasche haben. Vor über 400 Jahren ist dieser spaßige Brauch aus einer solidarischen Intention heraus entstanden. Zu dieser Zeit trafen sich vor allem wohlhabendere Familien, die sich am oberen Ende eines Hügels aufstellten und nicht nur Eier hinabrollen ließen. Am unteren Ende warteten Kinder ärmerer Familien, die sich wiederum über die Geschenke freuten. Mittlerweile wird dieser Brauch, zumindest auf dem Hügel in Zechlinerhütte, nicht mehr weitergeführt. Jessica aus Zühlen erzählt mir, dass sie Ostern immer mit der ganzen Familie in die Kirche nach Rheinsberg gefahren ist.

Dort gab es dann einen Ostergottesdienst, jedoch nur den ersten Teil. Anschließend sind alle zusammen, vor allem die Familien, mit dem Fahrrad in das nur vier Kilometer entfernte Linow gefahren. In der Dorfkirche in Linow gab es dann den zweiten Teil des Gottesdienstes. Sie erinnert sich, dass es manchmal ein Anspiel gab oder andere Kinder eine Ostergeschichte vorgelesen haben. Nachdem nun auch der zweite Teil vorüber war, ging es nach draußen vor die Kirche und die Schokolade für die Kinder war bereits versteckt, sodass direkt gesucht werden konnte.

Was ist Eiertrudeln?

Das Ostereierschieben, umgangssprachlich meist nur Eierschieben, obersorbisch Jejkakulenje, in Brandenburg als Eiertrudeln und in Ostfriesland als Eiertrullern bekannt, ist ein am Ostersonntag ausgeübter Brauch, bei dem Kinder Ostereier einen Hügel hinunterrollen lassen.

In der ursprünglichen Form ließen Kinder aus begüterten Familien Eier und andere Gegenstände den Hang herab rollen, die von Kindern armer Familien aufgefangen wurden.

Zu späteren Zeiten wurde das Ostereierschieben für alle Kinder gleichermaßen veranstaltet. Hartgekochte Eier, Äpfel, Apfelsinen oder andere halbwegs runde Gegenstände wurden den Berg hinuntergerollt. Die Kinder standen am Hang des Berges und versuchten die Gegenstände aufzufangen.

In einer abgewandelten Form ließen Kinder Eier den Hang hinunterrollen. Gewinner war derjenige, dessen Eier unversehrt blieben, die weiteste Strecke zurücklegten oder wer am Schluss die meisten unzerbrochenen Eier übrig hatte.

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