Hennigsdorf: Magisch anderweltlich

Dinner For Fun

Hennigsdorf: Magisch anderweltlich

Dinner for fun bietet einen Varieté-Abend der Extraklasse mit Comedy, Poesie und Weltklasse-Artisten - lassen Sie sich verzaubern.

Neben dem klassichen Trapezakt von Ekaterina überrascht der Abend mit zwei unkonventionellen Nummern aus dem gleichen Genre. Foto: MME

29.10.2024

Hennigsdorf. Als wir ankommen, frösteln wir trotz der noch milden Herbsttemperaturen. Denn das Zelt, in dem uns das „Dinner for fun“ erwartet, liegt auf einer großen dunklen Wiese, direkt neben dem Hellweg Baumarkt in Hennigsdorf. Nur ein kleines geheimnisvoll glimmendes Türchen weist uns den Weg.

Und ein bisschen fühlen wir uns wie Alice, die ins Kaninchenloch gefallen ist, als wir schließlich durch den samtig roten Vorhang spähen, hinter dem sich ein nicht nur muckelig warmes, sondern auch paradiesisch anderweltlich eingerichtetes Foyer verbirgt.

Ja, hier ist alles so, wie man es sich für einen elegant, geschmackvollen und unterhaltsamen Varietéabend vorstellt. Gemütliche Couches und Chaiselongues, mehr weinrote Vorhänge, eine Bar wie aus einem Tim Burton Film und Dekor, um die das Moulin Rouge den Ort beneidet hätte. Vom in glitzernden Korsagen und Westen bedienenden Team bis zur goldenen Toilette tauchen wir mit Schluss der Eingangstür ein in diese zauberhafte Welt des Vaudevilles, die uns gleich in einem etwa vierstündigen Programm, begleitet von vorzüglichen Essenspausen, serviert werden wird.

Wir sind kribbelig gespannt, als wir zum Tisch fünf geleitet werden, der mehr wie ein Geheimcode klingt, sich aber dann doch als ganz normaler, ebenfalls hübsch dekorierter Dinnertisch mit ganz normalen anderen Hennigsdorfer Gästen herausstellt. Man sitzt zusammen im Rondell, nippt am Wein und starrt so lange gebannt auf Bühne, Deckenbeleuchtung und umherlaufende Servicekräfte, die sich anhand der muskulösen Figuren schnell als die Artisten entlarven lassen, bis Moderator Markus Pabst endlich die Show eröffnet.

Er führt sie mit einem überraschend klaren Moderationskonzept aus poetischem Wortspiel und Startup-komödiantischem Witz. Und auch der Direktor des Abends, Liverpooler Clown Davidoof, spielt seine Nummern mit der berührenden Leichtigkeit des altgedienten Performers. Sogar Bürgermeister Thomas Günther der selbst unter dem Show-Alias „Max“ unter den Gästen residiert, lässt sich auf einen Auftritt auf der Bühne und ein ganz besonderes Zauberkunststück ein.

Was den Abend jedoch vor allem anderen hervorragend macht, ist das internationale Team aus jungen Artistinnen und Artisten, die allesamt Weltklasseniveau aufweisen und sportlich-künstlerische Höchstleistungen unter die rotsamtige Zirkuskuppel bringen. 

Allen voran die Trapezkünstlerinnen, Ekaterina und Vanessa, letztere mit einer erst kürzlich wieder in Renaissance kommenden Hängekunst, die alleine schon den Besuch gelohnt hätte.

Auch die japanische Kanae zeigt eine beeindruckt starke Nummer am chinesischen Pole, eigentlich eine Männerdisziplin, der man ansieht, dass es sich dabei um eine olympische Sportart handelt.

Ein Höhepunkt ist eine weitere komische Nummer, derer es einige gibt. Neben dem versierten Zauberkünstler, alias Professor Miles, dessen Schuh wieder und wieder an den unmöglichsten Orten auftaucht, begeistert uns vor allem das Duo Gancho. Die beiden Komiker Jesus und Patrick legen eine Slapstick- und Akrobatiknummer hin, die der Kunst Charlie Chaplins in nichts nachsteht.

Auch das übrige Team aus Artisten ist fantastisch. Artist Justin jongliert uns in die 90er, Sängerin Lili schmettert einen Evergreen nach dem anderen und beeindruckt mit ihrer Persona und Kraft. Und natürlich wird - wie in jedem guten Vaudeville üblich - auch getanzt. Im Falle des georgischstämmigen Künstlers Artem sogar mit folkloristischem Touch, während das ukrainische Tanzpaar Ekaterina und Vitalii Akrobatik mit Eleganz verbindet.

Unterbrochen wird das Ganze nur von gourmetverdächtigen Menügängen aus der Küche von Köchen Thomas Schmitt und Yaneth Molina - begleitet von Pianist Daniel - und Luftschnappen im kühleren Vorzelt.

Zuletzt, als man glaubt, alle Höhepunkt des Abends erlebt zu haben, beglückt der Artist Anton noch mit einem Balanceakt, der vor Hochspannung den Atem zu nehmen weiß.

Das Publikum ist zu Recht begeistert. Singt und klatscht kräftig mit und amüsiert sich königlich. Und auch wir gehen nach dem letzten Absacker mit warmen Herzen heim, aus dieser hoch amüsanten und tief beeindruckenden Reise in die magische Welt des Vaudevilles.

„Dinner for fun“ gastiert noch bis zum 16. November immer mittwochs bis sonntags in Hennigsdorf. Resttickets gibt es direkt über die Webseite: https://dinnerforfun.net/ Hingehen, es lohnt sich! MME