Nur noch wenige Wochen dann wird die Feuerwehr zu ihren Einsätzen aus der neuen Zentralen Feuerwache in der Oderlandstraße ausrücken. Denn der Bau ist fertig und muss nun nur noch bezogen werden. Den symbolischen Schlüssel zu ihrem neuen Dienstsitz erhielten die Kameraden am 29. April aus den Händen von Matthias Bärmann, dem Geschäftsführer des verantwortlichen Planungsbüros Bärmann + Partner. Anwesend bei der feierlichen Übergabe waren zahlreiche Gäste aus Politik und Verwaltung, ebenso Vertreter der ausführenden Bauunternehmen.
„Eisenhüttenstadt verfügt nun über eine der modernsten Feuerwachen in Deutschland, wenn nicht gar in Europa“, freute sich Bürgermeister Frank Balzer in seinen einleitenden Worten. So verfügt die Feuerwache beispielsweise über eine ei- gene Befehlsstelle und über eine Atemschutzwerkstatt. Zu den technischen Besonderheiten zählt die nachhaltige Wärme- und Stromerzeugung unter anderem mittels Sole-Wasser-Wärme- pumpe, Erdwärmekollektoren und Photovoltaikanlage.
„Wir verfügen nun über eine der modernsten Feuerwachen.”
Dass hier nun unter einem Dach die hauptamtlichen Feuerwehrkräfte mit den Kameraden der beiden freiwilligen Eisenhüttenstädter Löschzüge, die Jugendwehr und die Altersabteilung zusammenkommen, bezeichnete Frank Balzer als ein Modell, wie es in Brandenburg gebraucht werde - angesichts zunehmenden Nachwuchsmangels auch bei der Feuerwehr. Es freue ihn daher auch besonders, dass die Werkfeuerwehr von Arcelor-Mittal in diesem Jahr erstmals eine Feuerwehr- klasse ausbildet. ,,Das hat Signalwirkung.“ Und mit der nahe gelegenen Landesschule und Technische Einrichtung für Brand- und Katastrophenschutz (LSTE) in Eisenhüttenstadt, die ihre Qualifikationen dank der neuen modernen Feuerwache künftig in noch engerer Zusammenarbeit mit der Ei- senhüttenstädter Feuerwehr durchführen kann, sei es durchaus die Überlegung wert, noch einmal über den Beinamen ,,Feuerwehrstadt“ für Eisenhüttenstadt nach- zudenken.

Auch Ministerpräsident Dietmar Woidke sprach von einem „Meilenstein für die Entwicklung der Feuerwehr in Eisenhüttenstadt“. Er nutzte seine Ansprache auch, um den Kameraden für ihre aufopferungsvolle Arbeit zu danken. ,,Die Feuerwehr, die zu großen Teilen über das Ehrenamt funktioniert, leistet einen großen Dienst an der Gesellschaft, unter Inkaufnahme größter persönlicher Nachteile. Dort, wo andere rausgebracht werden müssen, gehen die Feuerwehrkräfte unter Einsatz ihrer Gesundheit und ihres Lebens rein“, betonte er. Die Landesregierung habe daher eine ,,Bringeschuld“ zu erfüllen und deshalb selbstverständlich ihren Beitrag zur Realisierung der neuen Zentralen Feuerwache geleistet. Es sei Verpflichtung der Politik, die Rahmenbedingungen für den Feuerwehrdienst zu verbessern.
In der neuen Zentralen Feuerwache ist das geschehen: 19 Stellflächen für Einsatzfahrzeuge, eine Fahrzeugwaschanlage, zehn Ruheräumen für die hauptamtlichen Feuerwehrkräfte, Umkleidemöglichkeiten für Frauen, Männer, Mädchen und Jungen, Büros, Küchen, Schulungsräume mit Kapazitäten für mehr als 50 Personen, Fitnessraum, Wirtschafts- und Lagerräume, 78 PKW-Stell- plätze für die Kameraden so- wie Übungsanlagen, zu de- nen beispielsweise unter- schiedliche Hydranten und Abseilmöglichkeiten gehören, sorgen für optimale Arbeits- und Aufenthaltsbedingungen.
Dass dies so ist, liegt auch daran, dass die Feuerwehrkräfte von Beginn an in die Planungen einbezogen und ihre Wünsche in puncto Ausstattung und Funktionalität gehört wurden. Dabei den Spagat zwischen Design, Nut- zen und Kosten hinzubekommen, oblag dem Gubener Planungsbüro Bärmann + Part- ner, das die europaweite Ausschreibung gewonnen hatte. Dass die Feuerwache auf einem abschüssigen Gelände mit zwei Metern Höhenunterschied zu errichten war, stellte sich angesichts Coro- na-Pandemie und Ukraine-Krieg und den damit verbundenen Lieferschwierigkeiten und Preissteigerungen als die geringere Herausforderung heraus. Geschäftsführer Matthias Bärmann sprach von einer herausragenden Leistung“, dass das Gebäude unter diesen Bedingungen zwischen Januar 2020 und April 2022 errichtet werden konnte mit einer Verzögerung von nur sieben Monaten gegenüber der ursprünglichen Planung. In diesem Zusammenhang lobte er auch ganz besonders die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern der Stadtverwaltung und des Bauamtes, mit den Wehrführern und den bauausführenden Unternehmen.
Obwohl das Planungs- Bärmann + Partner schon für mehrere Feuerwachen verantwortlich zeichnete, bezeichnet Matthias Bär- mann die Zentrale Feuerwache Eisenhüttenstadt als,,besonderes Projekt". Er möchte mit dem funktionalen und zeitgemäßen Gebäude die Aufmerksamkeit auf die so wichtige Arbeit der Feuer- wehr lenken und hofft, dass sich der ein oder andere motiviert fühlt, hinter der Fassade des Gebäudes mitwirken zu wollen. Das neue Schmuck- stück, so Matthias Bärmann, sei nicht nur ein Garant für Sicherheit, sondern auch besonders nachhaltig. „Wir ha- ben das, was Brandenburg und Eisenhüttenstadt aus- macht, nämlich Wald und Stahl, in unseren Entwurf ein- gebracht. Der Anteil des Baustoffes Holz ist enorm", erläuterte Matthias Bärmann.





Das bestätigte Danny Friedrich von der Holzbaugeschäft Schikowski GbR aus Seelow. ,,In der neuen Feuerwache sind 480 Kubikmeter Holz verarbeitet. Das entspricht zwölf laufenden Kilometern. Holzbauteile waren es unterm Strich etwa 6500“, macht er die Dimensionen deutlich. Verwendet wurde Fichte und Tanne aus deutschen Wäldern. Bezüglich der Materialbeschaffung hatte man Glück. ,,Hätten wir vier Wochen später bestellt, wäre nichts mehr zu bekommen gewesen“, berichtete Danny Friedrich. Gut ein Jahr hatte der Seelower Betrieb als eines von 26 bauausführenden Unternehmen auf der Baustelle in Eisenhüttenstadt zu tun. Dem fertigen Gebäude sieht man nur wenig von dessen Arbeit an, denn sichtbar aus Holz erscheinen lediglich Fassaden- und Deckenelemente. Das gesamte Obergeschoss aber zum Beispiel, sei aus Holz errichtet, wie Danny Friedrich erläuterte. Aus Brandschutzgründen jedoch wurde das Holz verkleidet.

Und was sagen die Feuerwehrkräfte über ihre neue Dienststelle? Sie freuen sich, dass nun alle freiwilligen und hauptamtlichen Kräfte in einem Gebäude zusammenziehen, was dem Dienstbetrieb und der Kameradschaft zugute kommt. Auch die großzügigen Umkleiden und die technische Ausstattung werden gelobt. ,,Jetzt sind wir zukünftigen Herausforderungen gewachsen“, sagte Ralf Michalski, Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Eisenhüttenstadt.
Ein Blick zurück
Die Finanzierung steht
Anfang Juni 2018 teilt die Stadt Eisenhüttenstadt mit, dass die Finanzierung zum Bau der neuen Feuerwache steht: Die Planungen sehen zirka sechs Millionen Euro für den Neubau vor. Vom Land Brandenburg gibt es ei- nen Zuweisungsbescheid zur Co-Finanzierung über knapp 1,8 Millionen Euro. Die Stadt will einen Eigenanteil von 612000 Euro aufbringen.
Bauanlauf
Die aktive Phase für den Neu- bau der Zentralen Feuerwache beginnt am 18. Oktober 2018 mit einer Bauanlaufberatung von Stadtverwaltung, Planungsbüro sowie der beauftragten Abrissfirma. Noch im Oktober beginnt das Entkernen der auf dem Grundstück in der Oderlandstraße befindlichen Gebäude.
Baufeldfreimachung
Im Dezember 2018 wird auf dem Gelände in der Oderlandstraße die ,,Gelbe Villa" inklusive aller Nebengebäude und baulichen Anlagen ab- gerissen.
Entwurf kommt gut an
Im April 2019 stellt das zuständige Planungsbüro Bär- mann + Partner den Angehörigen der Freiwilligen Feuer- wehr Eisenhüttenstadt einen ersten Entwurf vor. „Diese Feuerwache ist der Zukunft zugewandt“, zeigte sich der damalige Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Eisenhüttenstadt, Wehrführer Norbert Manteufel begeistert.
Erster Spatenstich
Gut eine Woche nach Vorliegen der Baugenehmigung er- folgt am 16. Dezember 2019 der symbolische ersten Spatenstich auf dem Gelände in der Oderlandstraße. Bürger- meister Frank Balzer spricht mit Blick auf die nun beginnende Realisierung des Neu-
Baumpflanzung
Anlässlich der bestehenden 30-jährigen Städte- und Feuerwehrpartnerschaft mit Saarlouis wird am 6. April 2020 ein Kirschbaum auf dem Gelände der neuen Feuerwache gepflanzt.
Grundsteinlegung
Mitte Juni 2020 wird der Grundstein gelegt. Dabei wird eine Zeitkapsel, die mit Plänen des Neubaus, gültigem Bargeld und der aktuellen Tageszeitung gefüllt ist, versenkt. Die Stadt hat mit der Verabschiedung des Haushaltes 2020 die Finanzierung der Investition auf den Weg gebracht. Eine gute Nachricht anlässlich der Grundsteinlegung: Aus dem kreislichen Strukturfonds gibt es Fördermittel in Höhe von 225462 Euro.
Rohbau steht
Anfang des Jahres 2021 steht der Rohbau. Im Januar erfolgen die Installationsarbeiten für Sanitär und Heizung. Im Februar soll mit der Montage der Fahrzeughalle in Holzständer-Bauweise begonnen werden. Zu diesem Zeitpunkt wird der 1. Oktober als Fertigstellungstermin genannt.
Baufortschritt
Im Mai 2021 informiert die Stadt Eisenhüttenstadt, dass der Neubau weiter zügig voranschreitet. Der Bau liege im Plan, zeitlich und auch was die Kosten angehe. 23 von 31 Aufträgen sind vergeben. Der Estrich im Erdgeschoss ist fertig, weiter geht es mit Installationsarbeiten für die Haustechnik sowie mit Fliesenleger- und Malerarbeiten. Auch an den Außenanlagen wird gearbeitet.
Richtfest
Am 1. Juli 2021 wird Richtfest gefeiert. Inzwischen sind knapp 9 Millionen Euro für das Bauvorhaben veranschlagt. Bezugsfertig soll das Gebäude Ende des Jahres sein.
Verzögerungen
Der geplante Fertigstellungstermin kann nicht gehalten werden. Lieferengpässe bei den Materialien aus China sorgen für eine zeitliche Verzögerung. Im November 2021 geht man von einer Freigabe der Feuerwache im Laufe des Februar 2022 aus.
Feierliche Schlüsselübergabe
Am 29. April wird die neue Zentrale Feuerwache an die Kameraden der Feuerwehr übergeben. Mitte Juni soll hier der Dienstbetrieb losgehen. Anne Benewitz
Das sagten Mitglieder der Feuerwehr 2019 zu den Entwürfen
Gerd Rademacher, hauptberuflicher Feuerwehrmann:
,,Nicht nur, dass die bei- den ehrenamtlichen Löschzüge damit zusammenwachsen, son- dern auch das Zusammenrücken von Ehren- und Hauptamt wird sich positiv auf den Dienst- betrieb sowie die Einsätze und nicht zuletzt auf die Kameradschaft auswirken."
John Paul Wüsteneck, damals 15 Jahre alt und Jugendsprecher der Jugendfeuer- wehr-Abtellung In- nenstadt:
„Mir gefällt vor allem, dass nun end- lich alle freiwilligen und beruflichen Feuerwehrleute gemeinsam mit der Jugendfeuerwehr unter einem Dach sind. Cool finde ich, dass die Jugendfeuerwehr ihren separaten Umkleidebereich mit ausreichend Duschen und Toiletten getrennt für Mädchen und Jungen hat. Die neue Wache ist schön groß und sie ist für Wachstum in der Zukunft konzipiert. Ich freue mich schon darauf, dort mit allen Kameraden einzuziehen."
Christian Mehley, Mitglied der Frelwilligen Feuerwehr:
,,Auf jeden Fall ist der Entwurf der neuen Feuerwache und der dann fertige Bau ein Meilenstein in Bezug auf verbesserte Arbeitsbedingungen. Es ist aber auch eine Art der Wertschätzung und Anerkennung der hauptberuflichen und ehrenamtlichen Tätigkeiten."