Na, haben Sie schon gewechselt? Sie kennen ja sicher die Faustformel „Von Oktober bis Ostern“ für Winterreifen? Ob die immer noch gültig ist und auf was in Bezug auf die „Winterschuhe“ des Autos sonst noch zu achten ist, klären der Auto Club Europa (ACE) und der ADAC. Antworten auf häufige Fragen:
Von Oktober bis Ostern - wann sind Winterreifen Pflicht?
Als grobe Faustformel oder Eselsbrücke kann „O bis O“ (Oktober bis Ostern) für das Aufziehen der Winterreifen immer noch herhalten. Doch rechtlich hat das keine Relevanz. Denn in Deutschland gilt eine situative Winterreifenpflicht. Das heißt: Unabhängig von einem bestimmten Zeitraum sind Winterreifen immer dann Pflicht, wenn es die Wetterverhältnisse mit Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte erfordern.
Ansonsten können Bußgelder ab 60 Euro und ein Punkt in Flensburg folgen. Im Ausland gelten oft andere Regeln, die man kennen sollte, wenn man dorthin fährt. ACE und ADAC halten Infos dazu auf ihren Internetseiten parat.
Wann ist der richtige Zeitpunkt?
Winterreifen könnten schon bei Tageshöchsttemperaturen von 15 bis 20 Grad Celsius an das Auto. „Die Reifen nehmen dadurch keinen Schaden“, beruhigt Ruprecht Müller vom ADAC-Technikzentrum in Landsberg. Die Fahrbahntemperaturen lägen ja meist unter den höchsten Lufttemperaturen.
Wie erkenne ich zulässige Winterreifen?
Winter- und Ganzjahresreifen, die ab dem 1. Januar 2018 hergestellt wurden, dürfen auf winterlichen Straßen gefahren werden, wenn sie mindestens das Alpine-Symbol (Bergpiktogramm mit Schneeflocke) tragen. Vor 2018 hergestellte Reifen, die nur eine „M+S“-Kennzeichnung tragen, haben nur noch Bestandschutz bis zum 30. September 2024: „Für diese Reifen beginnt die letzte Wintersaison“, so Constantin Hack vom ACE.
Was unterscheidet sie von Sommerreifen?
Winterreifen haben eine andere, weichere Mischung. „Somit bleiben sie auch bei kälteren Temperaturen geschmeidig und haften besser auf der Fahrbahn“, erklärt Hack. Das Mischungsverhältnis sei von den Herstellern in der Regel so gewählt, dass sie bei Temperaturen unter 10 Grad Celsius gegenüber Sommerreifen ihre Vorteile ausspielen.
Für wen sind Ganzjahresreifen eine Alternative?
Wer in einer klimatisch gemäßigten Region lebt und weder Skiurlaub noch Sommerferien im heißen Süden plant, kann darin eine Alternative sehen. Auch für Zweit- und Kleinwagen mit geringen, vor allem innerstädtischen Laufleistungen können Ganzjahresreifen infrage kommen.
Wie viel Profil müssen Winterreifen haben?
Gesetzlich vorgeschrieben ist eine Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern. Beide Verkehrsclubs raten allerdings zu mindestens vier Millimetern. Die Profiltiefe sei vor allem bei Aquaplaning entscheidend, also bei stehendem Wasser.
„Je größer das Restprofil, desto mehr Wasser kann der Reifen verdrängen und findet wieder Halt“, erläutert Constantin Hack. Und auf Schnee und Schneematsch kann mehr Profil den Grip für Vortrieb und fürs Bremsen sicherstellen.
Um den Wert zu ermitteln, gibt es Profiltiefenmesser für wenige Euro. Wer keinen hat, behilft sich mit einer 2-Euro-Münze: Ihr silberner Außenring um das Motiv herum ist vier Millimeter breit.
Darf ich verschiedene Marken fahren?
„Juristisch ist es alles möglich. Sie können Winterreifen, Sommerreifen und Ganzjahresreifen bunt mischen, und selbst an jeder Position einen Reifen eines anderen Herstellers aufziehen“, erläutert Constantin Hack. Aber: Bei winterlichen Straßen muss sich an jeder Position ein zugelassener Winter- oder Ganzjahresreifen drehen.
Wann sollten neue Winterreifen her?
Als Faustformel rät der ADAC etwa alle sechs Jahre zu neuen Winterreifen. Zeigen sie keine äußerlichen Alterungserscheinungen, dürften sie auch gerne länger genutzt werden, so Müller. Dazu ist ein fachlicher Rat etwa in einer Fachwerkstatt hilfreich.
Produktionswoche und Jahr lassen sich in der Regel an einer vierstelligen Ziffernfolge - der DOT-Nummer - an der Reifenflanke erkennen. Lautet die etwa „1022“, wurde der Reifen in der zehnen Produktionswoche im Jahr 2022 hergestellt.
Was sind die besten Winterreifen?
Den absolut besten Reifen gibt es nicht. Da er immer ein Kompromiss aus Haftung, Haltbarkeit und damit auch Verbrauch sei, so ACE-Experte Constantin Hack. Die Hersteller müssen einen Kompromiss finden - und der wiederum muss zum Auto, dem Fahrstil, der Region und eben damit dem vorherrschenden Wetter passen. Auch am Preis lässt sich die Qualität nicht immer festmachen. Autofahrer sollten auch darauf achten, was ihnen wichtig ist: Fragen Sie sich, in welchen Bereichen der Reifen gut sein muss. Es bringt ja nichts, wenn der Reifen perfekt auf Schnee abgestimmt ist, aber der Fahrer nie in verschneiten Regionen unterwegs ist“, so Hack. Dann sollte man hier eher auf einen kurzen Bremsweg auf Nässe achten.
Was taugen billige Reifen?
Ob Billigangebote per se schlechter sind als teurere, lässt sich laut Ruprecht Müller schwerlich sagen: Hier gebe es positive, aber auch negative Überraschungen, stellt er mit Blick auf die ADAC-Tests klar.
Nach wie vor gebe es in der Reifenbranche einen scharfen Wettbewerb. Deswegen seien die Preise überwiegend nicht in dem Maßgestiegen, wie man es von anderen Alltagsprodukten kenne. „Trotzdem macht es Sinn, rechtzeitig bei einigen ortsansässigen Reifenhändlern Vergleichsangebote abzufragen.“ dpa-mag