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Alternativen suchen - So bekommt man trotzdem einen Ausbildungsplatz oder eine Stelle

Hotels und Gaststätten suchen dringend Nachwuchs - aber Jugendliche interessieren sich oft für andere Berufe. Foto: Bernd Weißbrod/dpa-mag

31.10.2022

Das Gastgewerbe, das Handwerk, die Bauindustrie: Viele Branchen sind auf der Suche nach Auszubildenden, weil sie ihre Stellen nicht besetzt bekommen. Wer als Jugendlicher keinen Ausbildungsplatz findet, fragt sich da: Wie kann es eigentlich sein?

Zum Teil liege das daran, dass die Wünsche und Präferenzen Jugendlicher nicht immer zu den Stellenprofilen und den Qualifikationsvoraussetzungen der Betriebe passen, sagt Prof. Bernd Fitzenberger, Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg. So gebe es zahlreiche Berufe, in denen die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber die Zahl der Stellen weit übertrifft. Bestimmte Berufe sind dem Arbeitsmarktexperten zufolge schon seit Jahren sehr beliebt. Dazu gehören zum Beispiel Ausbildungen im KFZ-Bereich, aber auch die Ausbildung in der Tierpflege und künstlerische-kreative Berufe wie Tischler, Mediengestalter oder Raumausstatter.

Wenig Interesse an Berufen mit vielen offenen Stellen

Wie sich die Passungsprobleme nun lösen lassen könnten? Wer wirklich in einen sehr beliebten Beruf wie etwa in die Tierpflege will, wird nicht umhinkommen, einige Kompromisse einzugehen", sagt Fitzenberger. Das kann auch einen Umzug bedeuten. Der Arbeitsmarkt biete aber gleichzeitig viele Betriebe, die händeringend junge Menschen suchen. ,,Die sind dann auch oftmals bereit, sich stärker an die Wünsche der Jugendlichen anzupassen."

Bernd Fitzenberger empfiehlt, in jedem Fall Praktika zu machen und auch über berufsvorbereitende Maßnahmen nachzudenken. ,,Um einfach zu sehen, was der Arbeitsmarkt neben dem, was man sich als Wunschberuf idealerweise vorstellt, so bietet. Da kann man durchaus positive Überraschungen erleben."

Alternativen Berufen eine Chance geben

Viele Jugendliche seien durch die Pandemie und die Umwälzungen am Arbeitsmarkt ohnehin stark verunsichert, was sie eigentlich nach der Schule machen möchten und würden sich schwertun, einen Wunschberuf zu formulieren. ,,Wenn man dem breiten Feld an Berufen, in denen ein Stellenüberhang besteht, eine Chance gibt und mal reinschnuppert, wird man vielleicht etwas finden, das den individuellen Interessen stärker entspricht als erwartet."

Es sei auch Teil der Berufsorientierung, dass Jugendliche realistische Berufswünsche entwickeln - also Berufswünsche, denen auf dem lokalen Arbeitsmarkt auch offene Stellen gegenüberstehen.

Gleichzeitig müssen Arbeitgeber laut Fitzenberger zunehmend offen sein, jungen Menschen eine Chance zu geben, die vielleicht nicht alle Anforderungen für eine Stelle erfüllen. Dafür gelte es, zum Beispiel die Förderpakete zu nutzen, die die Bundesagentur für Arbeit anbietet. ,,Da ist auch das Thema Inklusion gefragt."

Nachholbedarf bei der Berufsorientierung

Nicht zuletzt gebe es Nachholbedarf beim Matchingprozess. „Betriebe müssen wieder vermehrt in die Schulen gehen, in der Ansprache der Jugendlichen aktiv werden und die Jugendlichen auch auf den Geschmack bringen, sich für diesen Beruf zu interessieren und dafür zu bewerben.“

Laut Fitzenberger werden vermutlich auch im kommenden Ausbildungsjahr wieder vergleichsweise viele Stellen unbesetzt bleiben - in den Berufen, in denen der Bedarf besonders hoch ist. „Da wird die duale Ausbildung attraktiver werden müssen, ihre Karriere-Perspektiven aufzeigen müssen - sonst verstärkt sich weiter der Run der Jugendlichen mit guten Schulabschlüssen in Richtung der akademischen oder auch der vollzeitschulischen Ausbildung." dpa