Wenn im Juni das Angermünder Stadtparlament neu gewählt wird, dann finden sich auf dem Wahlzettel auch neue Namen. Frischen Wind will etwa Maxi Sommerschuh aus Mürow in die Stadtverordnetenversammlung bringen. Die 29-Jährige ist beruflich, wie privat bestens vorbereitet.
Zukunft aktiv gestalten
Zu alt, zu männlich, zu weit weg von den Bürgern – über die Angermünder Stadtverordnetenversammlung gibt’s viele wenig schmeichelhafte Meinungen. Ganz egal, wie man dazu stehen mag, am 9. Juni besteht eine neue Chance, die Besetzung des Gremiums neu zu bestimmen. Die ist keineswegs unerheblich, denn hier werden die Weichen für die Entwicklung Angermündes gestellt – „und warum sollten nicht diejenigen über die Zukunft mitentscheiden, die davon noch ganz viel vor sich haben?“, fragt Maxi Sommerschuh, und gibt damit auch gleich den wichtigsten Grund für ihre Kandidatur mit an.
Mehr als nur ein Radweg
Die Mürowerin ist in Angermünde vor allem aufgrund ihres Engagements für einen Radweg zwischen „ihrem“ Dorf und Angermünde bekannt. Über Jahre hat sie sich, auch mit Unterstützung vieler Gleichgesinnter in der ganzen Region, für die Trasse eingesetzt, hat mit Politikern auf allen Ebenen gesprochen und für die Notwendigkeit der Trasse geworben. Mit Erfolg: Mittlerweile hat Angermünde nicht nur ein Radwegekonzept, es gibt auch bereits eine favorisierte Streckenführung und die realistische Chance, dass der Radweg in nicht mehr allzu weiter Ferne wirklich gebaut wird. Die Erfahrungen eines jahrelangen Kampfes haben die junge Frau nicht abgeschreckt, sondern im Gegenteil mit dazu beigetragen, dass sie nun für die Stadtverordnetenversammlung kandidieren will. Themen, die konstruktiv besprochen und entschieden werden wollen, gäbe es schließlich genug. Längst soll es dabei nicht nur um das Thema Mobilität an sich gehen, sondern um die Infrastruktur, zu der auch Straßen und der Busverkehr gehören, sowie um die Stadtentwicklung insgesamt. Als Beispiel nennt Maxi Sommerschuh etwa das neue Quartier am Mündesee, bei dem es viel zu entscheiden geben wird. Auch der Ärzte- und Tierärztemangel, das Campingplatzprojekt am Wolletzsee oder die Zukunft des Tierparks seien Themen mit weitreichenden Auswirkungen, an denen sie gern ganz nah dabei wäre.
Frau mit Hintergrundwissen
Dass man sich als Stadtverordneter gerade angesichts knapper Kassen nicht immer für, sondern auch einmal gegen etwas entscheiden muss, das weiß Maxi Sommerschuh natürlich auch. Nicht zuletzt aus ihrem beruflichen Umfeld: Zehn Jahre lang hat sie als Verwaltungsmitarbeiterin im Bundestag gearbeitet, einen Abschluss in Business Administration in der Tasche, inzwischen gehört sie zum Mitarbeiterstab des Bundesinnenministeriums. Die große Politik ist ihr Arbeitsalltag, die kleine Politik, Demokratie auf der untersten Ebene, soll ein Teil ihrer Freizeit werden. „Die Stadt könnte ein junges, weibliches Gesicht mehr vertragen. Etwas mehr Vielfalt im Stadtparlament wäre nicht schlecht, deshalb habe ich mir gedacht, nicht nur darüber zu reden, sondern es einfach mit einer Kandidatur zu versuchen“, sagt die 29-Jährige.
Familiär „vorbelastet“
Maxi Sommerschuhs Interesse an Politik wurde schon früh geweckt – in der Familie. Bei den Sommerschuhs aus Pinnow wurde nicht nur immer schon viel diskutiert und besprochen, auch Maxis Vater Andreas Sommerschuh ist in der regionalen Kommunalpolitik kein Unbekannter. Mehr als zwei Jahrzehnte war er unter anderem Gemeindevertreter von Pinnow und hat dabei vor allem die spannende, aber auch sehr schwierige Phase der Amtsauflösung und der Querelen um die Eigenständigkeit von Pinnow hautnah miterlebt. Und was hat er seiner Tochter geraten? „Gar nichts, denn sie weiß, was sie tut“, sagt er kurzum. Ratschläge will er vor allem nicht geben, weil er selbst „völlig blauäugig“ in der Kommunalpolitik angefangen habe. Die Erfahrungen kamen mit den Jahren. Gute wie schlechte, denn gerade die noch kaum verarbeitete letzte Phase vor der Mitverwaltung Pinnows durch Schwedt habe viel Kraft gekostet. Persönliche Anfeindungen und Verunglimpfungen hat er dabei erlebt, am schlimmsten sei jedoch eine zerbrochene Freundschaft gewesen. Deshalb ist für Andreas Sommerschuh Schluss, noch einmal will er sich nicht zur Wahl stellen. „Ich werde auch zukünftig keine Langeweile haben, aber jetzt sind andere dran“, sagt der 56-Jährige.
Kandidatur ohne Partei
Seine Tochter Maxi steht noch ganz am Anfang. Die erste Hürde für eine Wahl, die 20 Unterstützerunterschriften, waren schnell zusammen. Um aber auch wirklich ins Stadtparlament gewählt zu werden, wird es mehr brauchen. Auf eine Partei kann die Mürowerin dabei nicht zurückgreifen. „Es gab Anfragen, aber ich habe mich ganz bewusst für eine Einzelkandidatur entschieden und weiß natürlich, dass es so nicht so leicht sein wird, Aufmerksamkeit der die Wähler zu bekommen. Aber ich versuch's trotzdem und hoffe, dass die Angermünder bereit sind für ein neues Gesicht in der Stadtverordnetenversammlung.“
Kontakt: E-Mail an maxi.sommerschuh-svv-angermuende@gmx.de
Christina Schmidt
Bilanz
Der in Angermünde stationierte Rettungshubschrauber Christoph 64 ist im vergangenen Jahr zu 1.285 Einsätzen abgehoben. Davon war der Flieger samt Besatzung nur 19 Mal zum Transport kritisch kranker oder verletzter Patienten zwischen Kliniken unterwegs. Alle anderen Einsätze waren Notfallrettungen. Am häufigsten wurden die Besatzungen zu Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall gerufen sowie zu Unfällen und Stürzen. 2022 wurde der Hubschrauber 1.529 Mal alarmiert.
Für Kinder
Viel Spaß für kleine Angermünder verspricht auch 2024 das Kinderfest des Vereins Hirschschwimmen am Mündesee. Am 1. Juni können sich Mädchen und Jungen über Ponyreiten, Bungee Run, Zorbing, Auftritte der Hexe Klecks, Bastelstrecke, Kinderschminken mit Glitzer-Tattoos und vieles mehr freuen. Der Verein hat darüber hinaus weitere Veranstaltungen in Planung, unter anderem die traditionelle Nachtwanderung, bei der ein mittelalterliches Duell vorgesehen ist. Über die Termine wird vorab informiert.
Neues Bündnis tritt an
Bei der Kommunalwahl im Juni will auch ein neues Bündnis auf dem Wahlzettel landen. „Uckermark für Vernunft und Gerechtigkeit“ nennt sich das Wählerbündnis, das mit dem der prominenten ehemaligen Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht sympathisiert. Mit dabei sind etwa Unternehmer und Kulturschaffende der Region, unter anderem der ehemalige Intendant der Uckermärkischen Bühnen, Reinhard Simon. Das Bündnis will für die Stadtparlamente in allen vier Uckermark-Städten antreten. Für den Wahlkreis 1 mit Angermünde, Amt Gartz und Amt Gramzow ist Wolfgang Vortkamp Koordinator und Bewerber für die Stadtverordnetenversammlung, einst war er im Seniorenbeirat aktiv. Einsetzen will er sich für Themen von der „Gesundheitsfürsorge, Ärzteversorgung, bessere Bildungspolitik im ländlichen Raum, bis zur Mobilität und Energiewende“.