Agrar- & Tierwelt

Gutes vom Bauern nebenan

Corona-Pandemie beschert regionalen Produkten einen Aufschwung / Direktvermarktung kommt gut an / Hoffen auf Landpartie und Kartoffelbuddeln

Landwirt Matthias Schulze hält in Görzig 100 Milchkühe und nochmal so viele Jungtiere. Die Milch ist vor Ort an einer Milchtankstelle erhältlich. Foto: Jörn Tornow

03.06.2021

Görzig/Groß Schauen. Landwirt Matthias Schulze hat dieser Tage alle Hände voll zu tun. Zwar sind die Saatkartoffeln längst in der Erde und auch der Mais ist bereits gelegt, dafür aber steht nun die Grünfutterernte an. Mit seinem Trecker sieht man ihn über die Felder bei Görzig fahren, wo er Gras mäht, das anschließend für den Winter konserviert werden muss. Es dient seinen Milchkühen später als Futter. 100 Milchkühe hält Matthias Schulze, hinzu kommt die Nachzucht in gleicher Anzahl. Weiterhin bewirtschaftet er 300 Hektar landwirtschaftliche Fläche, auf denen er auch Raps und Weizen anbaut. Zwei Mal täglich wird auf seinem Hof gemolken. Die Milch geht an große Molkereien. Auf dem Bauernhof in Görzig steht aber auch eine Milchtankstelle. Diese werde sehr gut angenommen, freut sich Matthias Schulze. Besonders im letzten Jahr, mit der Corona-Pandemie, habe dieses Angebot nochmals einen Aufschwung erlebt. „Es kommen private Kunden zu uns, die aus unserer Milch selber Quark herstellen und ihren eigenen Frischkäse machen“, erzählt der Landwirt. Viele greifen bei ihrem Besuch auf dem Hof gern auch bei den Kartoffeln oder dem Honig von Imkern aus der Region zu. Je nach Saison gibt es zudem Äpfel, Tomaten, Kürbisse und Zwiebeln aus dem Bauerngarten. Der Verkauf auf dem Hof soll weiter ausgebaut werden, denn „so sind wir nicht nur von der Großindustrie abhängig“, begründet Matthias Schulze.

Eine gestiegene Nachfrage nach regionalen Produkten hat auch Landwirt Fritz-Walter Peter im Corona-Jahr beobachtet. Montags und freitags hat er einen Stand mit Fleisch- und Wurstwaren auf dem Markt in Storkow. Der Umsatz hier sei gestiegen, erzählt er. 200 Schweine und 160 Rinder hält Fritz-Walter Peter, auch Enten. Doch die Ställe in Philadelphia sind derzeit leer. Im März gab es hier einen Fall von Geflügelpest. 10000 Enten wurden vorsorglich gekeult und entsorgt. Glücklicherweise blieb der Entenbestand in Groß Schauen, wo Fritz-Walter Peter ebenfalls Ställe unterhält, verschont. Optimistisch ist Fritz-Walter Peter, was das jährliche „Große Kartoffelbuddeln“ im September angeht. „Wir hoffen, dass es stattfinden kann“, meint er mit Blick auf die noch nicht absehbare Pandemie-Lage. Die Kartoffeln seien auf dem Feld zwischen Philadelphia und Groß Schauen jedenfalls bereits gelegt. Auch an der Brandenburger Landpartie am 12. und 13. Juni möchte sich Fritz-Walter Peter gern wieder beteiligen. „Unsere Teilnahme ist noch unter Vorbehalt, wir müssen abwarten, was die dann geltende Eindämmungsverordnung erlaubt“, sagt er. Bis dahin bleibt ihm auch so genügend zu tun. Aktuell werden die Koppeln für die Mutterkühe und ihre Kälber vorbereitet, im Juni steht die Heuernte an. „Wir mähen so spät, weil es sich um Naturschutzflächen handelt, auf denen Wiesenbrüter leben. Und auch die Wiesenorchideen müssen zunächst abblühen“, erklärt der Landwirt. 380 Hektar landwirtschaftliche Fläche bewirtschaftet er; 260 Hektar sind Ackerland, die restlichen 120 Hektar sind Naturschutzwiesen, die für die Beweidung und zur Futterproduktion genutzt werden.

So wie Matthias Schulze und Fritz-Walter Peter bewirtschaften rund 5400 Betriebe insgesamt zirka 1,3 Millionen Hektar Landfläche in Brandenburg. Immerhin zählt fast die Hälfte der gesamten Landesfläche von Brandenburg zur landwirtschaftlich genutzten Fläche, weiß Frank Neumann, der Geschäftsführer der LTZ Landtechnikzentrum GmbH Görzig. Die im Januar 1992 gegründete LTZ GmbH Görzig hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Betriebe mit landtechnischen Geräten und hochspezialisierten Landmaschinen zu beliefern. Derzeit sieht Frank Neumann einen positiven Trend bei kleineren Traktoren und Geräten, die in allen Bereichen von privat bis gewerblich eingesetzt werden. „Unsere örtlichen Landwirtschaftsbetriebe stehen ja leider vielfältigsten Herausforderungen gegenüber, wie zum Beispiel viel zu niedrigen Erzeugerpreisen, steigenden Kosten und Auflagen, Niederschlagsmangel, der Afrikanischen Schweinepest und so weiter. Daher werden oft nur die dringendsten Investitionen getätigt, dann mit dem Ziel, die Einsatzsicherheit zu gewährleisten, Arbeitskosten zu senken und Arbeitsqualität zu erhöhen“, berichtet er. „Insgesamt wird aber in fast allen Maschinengruppen investiert. Oft erfolgen auch größere Reparaturen an älteren Maschinen“, so der Geschäftsführer. Mit einer Fachwerkstatt ist die LTZ GmbH auch darauf spezialisiert. Das Unternehmen passt seinen Service und sein Sortiment den ständigen Weiterentwicklungen an. „Die Maßnahmen zur Einhaltung der neuesten Abgasstufe bei Dieselmotoren sind jetzt auch schon für unsere kleinsten Traktoren ab 12 PS verbindlich“, nennt Frank Neumann beispielhaft. Und auch das Thema Elektroantriebe geht an seinem Unternehmen nicht vorbei. Bei kleineren Radladern sind sie bereits im Angebot. „Elektroantriebe werden die leistungsstarken Dieselmotoren in der Landtechnik auf absehbare Zeit aber nicht ersetzen können“, glaubt er. abe