Einblicke ins Landleben: Brandenburger Landpartie am 8. & 9. Juni

AGRAR- & TIERWELT Hofblick

Einblicke ins Landleben: Brandenburger Landpartie am 8. & 9. Juni

Grüne Berufe sowie Landwirt als Beruf für Technikinteressierte. Zu den Gastgebern zählen Dahme-Heideseen, die Agrargenossenschaft Ranzig eG., der Landwirtschaftsbetrieb Peter & Co. und andere.

Am Stand vom Landwirtschaftsbetrieb Peter & Co. in Groß Schauen gibt es wieder leckeres Backschwein am Spieß. Foto: Sabine Uy

26.05.2024

Am zweiten Juni-Wochenende ist es wieder so weit: Brandenburger Landwirte und Tourismusbetreiber laden ein zur 29. Brandenburger Landpartie. Die Gäste erleben Landwirtschaft zum Anfassen. Rund 150 Gastgeber unterschiedlicher Couleur begrüßen an diesem Wochenende Interessierte von nah und fern, öffnen Hof, Feld und Stall und zeigen, wie Landwirtschaft in Brandenburg funktioniert. Auch das Brandenburger Landleben soll in seiner Vielfalt und der ihm eigenen Schönheit gezeigt werden. Die Gastgeber informieren über grüne Berufe und zeigen, dass Landwirt ein moderner Beruf für Technikinteressierte ist.

Zu den Gastgebern in der Region zählen in diesem Jahr unter anderem das Besucherzentrum Naturpark Dahme-Heideseen, die Agrargenossenschaft Ranzig eG. und beispielsweise der Landwirtschaftsbetrieb Peter & Co. aus Groß Schauen. www.brandenburger-landpartie.de.
pm/ml


Bauern verlässlich im Einsatz

„Wer hätte das gedacht?“, fragt sich der Vorsitzende des Kreisbauernverbands Oder-Spree, Diplomagraringenieur Hartmut Noppe. „Über dreißig Jahre bin ich in der Landwirtschaft, aber dass wir uns um die Sicherung der Nahrungsmittelversorgung wieder ernsthaft Gedanken machen müssen wie zu Anfang meines Berufsweges, hätte ich eigentlich nicht gedacht.“ Und doch ist es so.

Nahrungsmittelversorgung stets gesichert

Im Zuge der Corona-Pandemie brach so manche Lieferkette zusammen, der Seuchenzug der Afrikanischen Schweinepest ließ die Schweinebestände im Land schrumpfen, und durch Russlands Krieg gegen die Ukraine gerieten die Agrarmärkte aus allen Fugen. Gleichwohl müssen sich die Verbraucher jetzt nicht auf akute Versorgungsengpässe einstellen. Selbst als die Preise vor zwei Jahren plötzlich außer Rand und Band waren, war die Nahrungsmittelversorgung gesichert. Zudem gibt es bei den Grundnahrungsmitteln erhebliche Vorratshaltungen, sodass die großen Marktakteure auch Schwankungen abpuffern können. Und nicht zuletzt ist es die hohe Produktivität, die die Bäuerinnen und Bauern sicher in die Zukunft schauen lässt. Ein Landwirt ernährte im Jahr 2023 rund 140 Personen, um 1900 waren es nur 4. „Das ist einerseits ein Riesenerfolg, andererseits zeigt es auch die riesenhafte Verantwortung, die jeder von uns im landwirtschaftlichen Beruf inzwischen hat“, so Hartmut Noppe dazu. „Deshalb verstehen wir auch nicht, warum der Staat mit sinkender Förderung und steigender Besteuerung die Agrarbetriebe in zusätzliche finanzielle Schwierigkeiten bringt.“ Was Noppe meint, ist vor allem die jüngste Halbierung der europäischen Preisausgleichszahlungen, die die Betriebe brauchen, um am Weltmarkt verkaufen zu können, und den Wegfall der Agrardieselsteuererstattung, die die Regierung Anfang des Jahres beschlossen hat. „Dagegen haben wir massiv protestiert, und dagegen werden wir weiter protestieren“, so Noppe, „denn es ist eine schreiende Ungerechtigkeit: Weltkonzernen werden Milliarden an Steuergeldern nachgeworfen, und die heimischen Bauern erwirtschaften mit ehrlicher Produktion nicht mal den Mindestlohn.“

Erst die Felder, dann die Proteste

Die Wahrheit ist aber auch, dass Hartmut Noppe und seine Kollegen vom Kreisbauernverband Oder-Spree die Proteste mit Beginn der Vegetationsperiode erst einmal eingestellt haben. Man müsse sich jetzt erst einmal um die Feldbestände kümmern und für eine gute Ernte sorgen, ist überall zu hören.

Heißt auch, die Bäuerinnen und Bauern nehmen ihre berufliche Verantwortung für die Bevölkerungsversorgung absolut ernst, und sie halten sich an die Gepflogenheiten der demokratischen Diskussion. „Wir engagieren uns im Bauernverband, der sich im ständigen Dialog mit den Regierungen auf Landes- und Bundesebene intensiv um die Klärung der anstehenden Probleme bemüht“, so Hartmut Noppe. „Und wenn am 9. Juni im Landkreis Oder-Spree ein neuer Kreistag gewählt wird, sind wir natürlich auch dabei. Wer uns unterstützen will, wählt die Gruppe „Bauern, Jäger und Angler“ in den Kreistag. So können wir unsere Interessen direkt und wirksam vertreten, und im besten Falle müssen wir nächsten Winter nicht wieder mit den Schleppern zum Protest auf die Straßen ziehen. Wir wollen das eigentlich nicht, denn es verunsichert viele Menschen. Besser wäre, Hand in Hand mit der Bevölkerung für auskömmliche Bedingungen der Agrarbetriebe im Land zu sorgen. Dann haben übrigens auch die Großinvestoren keine Chance, unsere Betriebe zu kaufen, und wir haben die Agrarstruktur, die unsere Bevölkerung will: vielfältige und stabile Betriebe auf der Grundlage bäuerlichen Eigentums, moderner Technologie und gewachsener Traditionen. Das ist die Zukunft!“, ist Hartmut Noppe überzeugt.
mcl/tanneberger