650 Jahre Schildow

Geschichte geschild(ow)ert: Schildows Wandel im Lauf der Zeit

Vom Zisterzienserkloster bis zur DDR-Kosmetikfabrik: Schildows Geschichte reicht bis 1375 zurück – mit Mönchen, Mühlen, Büdnern, Seen, Naturidylle und markanten Spuren deutscher Zeitgeschichte.

Die Dorfaue war früher die lebendige Mitte des „alten“ Schildows. Dorfkirche und das Denkmal für die Gefallenen stehen bis heute. An der Aue fahren mehrere Buslinien ab.FOTOS. ARCHIV (3) UND ANTJE JUSEPEITIS (2)

15.07.2025

Was die Chronik auf die Schnelle verrät, berichtet Ortsvorsteherin Katja Behrendt-Didszun:

Der Ort Schildow wurde erstmals im Jahr 1375 im Landbuch Karls IV. urkundlich erwähnt. Der Ortsname beschreibt die Lage auf einem dreieckigen, schildförmigen Flurstück. Schildow ist belegt als eines der Dörfer, das als erstes in der Mark Brandenburg Mohn, Wein und Senf angebaut hat. Im Jahr 1472 erwirbt das Zisterzienserkloster Lehnin den Ort Schildow. Am Katharinensee betreiben Mönche Fischzucht. 1505 gehört das Dorf dem Kurfürsten zu Brandenburg.

Der Dreißigjährige Krieg 1618 bis 1648 hinterlässt Schutt und Asche, Opfer von Pest und Gewalt, Hungersnot und wüste Äcker. Im Jahr 1664 leben in Schildow lediglich acht Bauern, vier Dorfbewohner mit einem Haus, ein Müller und ein Hirte. 1745 geht Schildow vom Amt Mühlenbeck in das Amt Niederschönhausen über. 1749 siedeln sich im Rahmen der Kolonisierung durch Preußenkönig Friedrich II. erste Büdner - Besitzer eines kleinen ländlichen Anwesens - an. 1765 werden Kartoffeln an-gebaut, Maulbeerbäume für die Seidenraupenzucht gepflanzt. 1773 leben 136 Einwohner im Ort. Eine private Wassermühle und eine private Schneidemühle sind in Betrieb.

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Schildow ist Teil des Königreichs Preußen. Dort liegt der Ort ab dem 1. April 1817 im Niederbarnimschen Kreis im Regierungsbezirk Potsdam der Provinz Brandenburg. 1909 wird die Freiwillige Feuerwehr gegründet. Neben Bauernwirtschaften und Kossätenhöfen gibt es 1910 zwei große Betriebe: Sägewerk Gottschalk und die Holz-Imprägnier-Firma Auffermann. Die Gemeinde erwirbt 1911 von der Domäne die Dorfaue. 1913 eröffnet eine neue Schule. Durch die Eingemeindung von Blankenfelde und Lübars nach Berlin 1920 grenzt Schildow an die Hauptstadt. 1929 beginnt der Busausflugsverkehr zwischen Pankow und Schildow. Die Einwohnerzahlen steigen von 1929 bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs von 1100 auf 2644.

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Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist Schildow zunächst Teil der Sowjetischen Besatzungszone. 1947 gründet der Mitinhaber der Mühlenbecker Collonil-Werke die Kosmetikfirma Wasalco, später Berlin Kosmetik. 1948 entsteht im sowjetisch besetzten Dorf ein Schlagbaum zur Kontrolle der Ein- und Ausreise von und nach Berlin, welches von den vier Alliierten verwaltet wird. Ab 1949 ist Schildow bis 1989 ein Ort im Kreis Oranienburg, Bezirk Potsdam, in der früheren Deutschen Demokratischen Republik (DDR).

Nach 1990 bleibt Schildow Schildow, zunächst selbstverwaltet. 1992 wird Peter Ihloff Amtsdirektor des Amtes Schildow, zu dem zwei Jahre später Mühlenbeck, Schönfließ, Stolpe und Stolpe-Süd gehören. Schildow ist Amtssitz, der 1997 nach Mühlenbeck verlegt wird. Mit kleinen Badeseen unter schattigen Bäumen und reizvollen Aussichtspunkten auf die Großstadt sowie als Ausrittgebiet galt und gilt der Ort als eine grüne Oase. Besonders die Eichwerder Moorwiesen, Tegeler Fließ, Kindelfließ und Kleingewässer verleihen Schildow seine landschaftliche Faszination. (Quellen: Katja Behrendt-Didszun und Mühlenspiegel)

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Kinderlobby und Pfadfinder

Zwei Vereine in Schildow sind spezifisch für den Ort: Zum einen prägen die inzwischen mehr als 80 Mitglieder der Kinderlobby das Gemeindeleben aktiv mit. Der Verein wurde 2003 von Eltern im Mühlenbecker Land ins Leben gerufen. Die Kinderlobby stärkt Beteiligungsrechte von Kindern, vertritt deren Interessen und wirkt für eine familienfreundliche Infrastruktur. Sie gestaltet Spiel- und Sportstätten ebenso mit, wie Zusammenkünfte und Feste, aktuell die 650-Jahr-Feier. Sie schafft Begegnungsorte für Heranwachsende und unterstützt andere Vereine.

Zu diesen zählen beispielsweise die Pfadfinder im Mühlenbecker Land. Diese freie Gruppe unternimmt regelmäßig Lagerfahrten und beteiligt sich beispielsweise an Aktionen wie dem Frühjahrsputz oder der Jubiläumsfeier. Sie bietet Gruppenstunden in der Natur an. So fördern die Pfadfinder nach eigenen Angaben die sozialen Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen und bietet ihnen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung in altersgerechten Gruppen: Biber, Wölflinge und Pfadfinder.