650 Jahre Germendorf

Germendorf im Wandel der Zeit: Ein Auf und Nieder seit 1375

Geschichte eines Ortsteiles: Brände, Krisen und Kriege konnten das einstige Angerdorf nicht nachhaltig aufhalten - Es ist zu der produktiven Stätte geworden, die wir heute kennen.

Dorfkirche auf altem Foto: Jahr unbekannt Foto: privat

10.06.2025

Germendorf wird erstmals im Jahr 1375 im Landbuch Kaiser Karls IV. als „Gerwendorff“ erwähnt. Während des Dreißigjährigen Krieges von 1618 bis 1648 erleidet das Dorf erhebliche Zerstörungen und wird immer wieder von verheerenden Bränden heimgesucht.

Ein wichtiges Monument des Ortsteils bildet die Kirche aus Klinkern im Dorfzentrum. Sie steht heute unter Denkmalschutz und wurde 1739 erbaut, nachdem die alte Kirche ebenfalls Opfer eines Feuers wurde. Dieser Bau steht heute noch.

Herz und Wahrzeichen des Ortes: die Dorfkirche heute aus Sicht der Sporthalle MME
Herz und Wahrzeichen des Ortes: die Dorfkirche heute aus Sicht der Sporthalle MME

Der Brand von 1727 traf den gern lesenden und schreibenden Pfarrer Wegener besonders heftig. Dazu vermerkte er laut einer Ortschronik: „... Am 1. Mai musste ich leider ... Unglück erfahren, indem ich morgens um 27 in der Pfarre, nahe bei dem großen Schornstein Rauch aufstieg, welcher endlich in eine Flamme ausbrach und in kurzer Zeit das Pfarrhaus nebst Ställe in Asche legte, wobei ich dann nicht wenig Schaden erlitt und in Sonderheit über 300 Bücher nebst vielen Schriften verlor ...“. Am heute noch stehenden Bau von 1739 ist nur der Kirchturm 1843 nochmals verbrannt, sodass er in der heutigen Form im Jahr 1861 errichtet wurde.

Über Jahrhunderte bleibt Germendorf ein typisches Angerdorf. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts, mit der Eröffnung der Bahnlinie zwischen Oranienburg und Kremmen, beginnt ein Wandel. Mit dem Bau eines eigenen Bahnhofs im Jahr 1915 rückt Germendorf näher an Berlin heran.

In den folgenden Jahren siedelt sich Industrie an und es entstehen neue Wohnviertel für Zugezogene und Wochenendausflügler.

Während der NS-Zeit produzieren die „Heinkelwerke“ südlich des Ortes Kriegsflugzeuge (siehe unterer Beitrag). Der Betrieb wird zu einem der größten Rüstungsbetriebe der Wehrmacht, wobei Häftlinge aus dem nahegelegenen Konzentrationslager Sachsenhausen zur Zwangsarbeit herangezogen werden. Noch während des Zweiten Weltkriegs werden die Heinkel-Werke zerstört und später abgetragen. Ein Gedenkstein erinnert heute an das Leid der Zwangsarbeiter.

Unternehmen aus der Region

In den Nachkriegsjahren entstehen vorwiegend kleinere Wochenendsiedlungen, die später durch den Eigenheimbau verdichtet wurden. Kleingewerbe und Landwirtschaft siedeln sich in Germendorf an. Am westlichen Ortsausgang wird Kies abgebaut, und das daraus entstandene Gelände mit Kiesseen wird nach 1990 als Erholungsgebiet weiterentwickelt.

Unternehmen aus der Region

In den folgenden Jahren siedeln sich auf den ehemaligen Flächen der Heinkelwerke Betriebe der Baustoffindustrie und Recycling-Unternehmen an. Am östlichen Ortsrand entstehen der Globus Baumarkt und ein Verkehrshof der Oberhavel-Verkehrsgesellschaft (OVG). Die Bevölkerungsentwicklung verlief seit der Wiedervereinigung dynamisch. Der Ortsteil wuchs um rund 30 Prozent und nähert sich heute der Marke von 2000 Einwohnern. MME