Die Abfallwirtschafts-Union Oberhavel GmbH (AWU) feiert in diesem Jahr ihr 35-jähriges Bestehen ein Jubiläum, das sie mit dem Oranienburger Generalanzeiger und dem Märker teilt. Grund genug für die Redaktion, hinter die Kulissen dieses kompetenten regionalen Entsorgungsriesen zu schauen. Am besten geht das im Gespräch mit Geschäftsführer Stefan Günther und Vertriebsleiterin Katharina Pappalardo.
Wurzeln in der Wendezeit
Die AWU wurde am 22. Mai 1990 gegründet - eine Zeit des Aufbruchs, aber auch der Unsicherheit.„Alle Wirtschaftsbetriebe haben sich im Zuge der Wende gefragt, wie es weitergeht: Im Kapitalismus, unter welcher Rechtsform?“, erinnert sich Stefan Günther an die Berichte der Gründungsgeneration. Die Stadt- und Gemeindewirtschaft Velten, kurz Stagewi, war damals ein Allround-Betrieb für Entsorgung, Straßenreinigung und sogar Bestattungen. Mit der Öffnung für privatwirtschaftliche Unternehmen entstand aus dem VEB Stagewi die AWU Oranienburg GmbH. Technik und Know-how wurden von Westberliner Unternehmen wie Alba übernommen, die bis heute als Gesellschafter mit an Bord sind. Viele Mitarbeitende von damals arbeiteten weiter bei der AWU aktuell gehen einige von ihnen in den Ruhestand.
Regionale Partnerschaften und Verantwortung
Wichtige Medienpartner für die AWU sind seit Jahrzehnten der Oranienburger Generalanzeiger und seine Wochenzeitung, der Märker. „Schon in den 90ern haben wir Anzeigen geschaltet“, sagt Katharina Pappalardo. Die Zusammenarbeit sei für beide Seiten ein Gewinn. Die AWU nutzt die Zeitung nicht nur für gewerbliche Angebote und Stellenanzeigen, sondern auch, um ihrer Aufklärungsarbeit nachzukommen - beispielsweise zur Mülltrennung und Umweltbildung. „Da fühlen wir uns als Beauftragter des Landkreises auch in der Verantwortung zu guter Medienarbeit“, fügt Pappalardo hinzu. Das lokale Verbreitungsgebiet sorgt dafür, dass insbesondere handwerklich geprägte Berufsgruppen direkt angesprochen werden. „Der allergrößte Teil unserer Belegschaft kommt aus dem Umkreis Velten (Landkreis Oberhavel). Und das ist ja auch genau das Verbreitungsgebiet des Märker. Man denkt immer, man kriegt das heute alles online und mit Social Media hin. Aber viele lesen eben doch noch lieber die ausgedruckte Zeitung. Deshalb ist diese Zusammenarbeit mit dem Märker wirklich ein Erfolgsmodell“, betont Günther.
Nachhaltigkeit als Leitmotiv
Die öffentliche Sensibilität für Klimaschutz und Nachhaltigkeit ist in den vergangenen Jahrzehnten gewachsen - das spiegelt sich auch in der Entwicklung der AWU wider. Meilensteine wie das Deponierungsverbot für Hausmüll in Europa und die strengen Vorgaben zum Umwelt- und Ressourcenschutz prägen die Branche.„Wir sind Vorreiter, gehen oft über die gesetzlichen Vorgaben hinaus. Sei es durch moderne Abwasserreinigung, Bodenversiegelung oder Investitionen in Anlagentechnik“, so Günther. Das pünktlich zum Jubiläum fertiggestellte, neue Verwaltungsgebäude ist klimafreundlich, vier Photovoltaikanlagen sind mittlerweile in Betrieb, und Ausbildung wird bei der AWU regional gedacht: „Zehn Prozent der Belegschaft sind Auszubildende. Viele kommen aus der Umgebung und können mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren“, ergänzt der Geschäftsführer der AWU, die mit dem Jobfahrrad-Programm auch einen vergünstigten Fahrradkauf für Mitarbeitende ermöglicht.
Auch bei Innovationen in der Papierentsorgung war die AWU früh dabei: Bereits in den 1990ern wurde eine eigene Sortieranlage in Betrieb genommen, die bis heute dafür sorgt, dass Papier regional gesammelt und weiterverarbeitet wird.„Das ist ein Beitrag zur Nachhaltigkeit - früher wurde das Papier vermutlich noch nach Berlin gefahren“, erinnert sich Pappalardo. Für die Ahnungslosen schlüsselt Stefan Günther noch einmal genau auf, was das heißt. Die Papiersortieranlage der AWU trägt zur Nachhaltigkeit bei, indem sie das in der blauen Tonne gesammelte, gemischte Altpapier maschinell und teilweise auch von Hand sortiert. Dadurch werden verschiedene Papiersorten wie Kartonagen und weißes Papier -voneinander getrennt. Besonders das Trennen von weißem Papier ist wichtig, da Papierfabriken zur Herstellung von neuem weißen Papier ansonsten viele Chemikalien einsetzen müssten, um farbige Bestandteile zu entfernen. Die Sortierung ermöglicht eine gezieltere und ressourcenschonendere Weiterverarbeitung des Altpapiers, spart Energie und Chemikalien und trägt so aktiv zum Umweltschutz bei.
Innovationen aus der Praxis
Innovation bedeutet für die AWU vor allem technische Weiterentwicklung und Prozessoptimierung. Ein Beispiel: Die Tochterfirma ERV (Entsorgung Recycling Verwertung) betreibt am Standort Velten eine hochmoderne Anlage zur Aufbereitung von Fettabscheiderinhalten aus Gaststätten und Kantinen. „Mit dieser Anlage können wir Wasser aus den Abscheidern so aufbereiten, dass es in sehr guter Qualität in das öffentliche Abwassernetz eingeleitet werden kann“, berichtet Günther mit sichtlichem Stolz auf die innovative Anlage, die die ERV aufgrund ihrer jahrzehntelangen Erfahrung in der Fettabscheideraufbereitung gemeinsam mit dem Anlagenbauer in 2024 neu entwickelt hat.
Die AWU begegnet auch immer neuen Herausforderungen, denn auch bei den Unternehmen gehe ja die Entwicklung weiter, so Katharina Pappalardo: „Sie entwickeln neue Prozesse und verwenden dann dafür andere Stoffe.“ Von Gefahrstoffen in Laboren über Schadstoffsanierungen bis hin zu neuen gesetzlichen Vorgaben für jedes Entsorgungsproblem findet sich bei der AWU eine technisch und rechtlich einwandfreie Lösung.
Attraktiver Arbeitgeber in der Region
Die Sicherung von Fachkräften ist für die AWU ein zentrales Thema. Der gute Ruf als stabiler, verlässlicher Arbeitgeber und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf machen das Unternehmen attraktiv.„Viele unserer LKW-Fahrer kommen aus Speditionen, wo sie unregelmäßig unterwegs waren. Bei uns sind sie montags bis freitags im Einsatz und können am Nachmittag zu ihren Familien“, erklärt Günther. Zunehmend spielen auch Umweltbewusstsein und der Wunsch, einen Beitrag zur Region zu leisten, bei den jüngeren Bewerberinnen und Bewerbern eine Rolle. „Die jungen Leute sagen:,Ich will dazu beitragen, dass meine Umwelt, hier in meinem Landkreis sauber gehalten wird“, erläutert Günther.
Blick in die Zukunft
„Man sagt:,Müll wird es immer geben, führt Stefan Günther zum Schluss aus, „aber am Ende wird das vielleicht gar nicht so sein.“ Stattdessen steht die Branche vor immer neuen Aufgaben: Müllvermeidung, „Design for Recycling“ und die zunehmende Beratungsfunktion für Unternehmen werden wichtiger. „Diese Kompetenz in der Entsorgung auszubauen und diese auch gegen Beratungshonorar zu vermitteln, das ist ein anderes Geschäft, das sicherlich in Zukunft stärker werden wird, als der reine Müllentsorger zu sein. Da wollen wir uns hin entwickeln“, führt Günther aus. „Schon jetzt begleiten wir Firmen bei neuen Produktionsstrecken, um von Anfang an die richtigen Weichen für die Entsorgung zu stellen.“ Gleichzeitig entstehen neue Herausforderungen, etwa bei der Entsorgung von Windkraftanlagenflügeln, für die es noch keine ausgereiften Recyclinglösungen gibt. Genug Aufgaben also auch für die Zukunft.
Darüber hinaus ist eines sicher: Die AWU wird auch in Zukunft mit Innovationskraft, Umweltbewusstsein und regionaler Verbundenheit die Entsorgung in Oberhavel gestalten und dabei nicht nur Müll beseitigen, sondern einen nachhaltigen Beitrag für die Region leisten.                    MME