35 Jahre Märkische Oderzeitung

Die Oderflut von 1997 im Zeitraffer

Rückblick Anfang Juli 1997 deutet nicht viel auf das Hochwasser hin, gegen das kurz darauf eine ganze Region ankämpft.

Soldaten und Taucher verstärken den Deich bei Hohenwutzen im Sommer 1997. Foto: Eckehard Schulz/dpa

28.04.2025

Vor 28 Jahren erreichte die Oderflut ihren Höhepunkt. In Frankfurt wurde ein Pegel von zuvor nie erreichten 6,56 Meter gemessen. Eine Chronologie des Jahrhunderthochwassers, größtenteils entnommen aus einer digitalen Dokumentation der MOZ zur Flut aus dem Jahr 1997 und aus Zeitungsberichten von damals.

Unternehmen aus der Region

7. Juli: In den ersten Julitagen 1997 deutet wenig auf eine Katastrophe hin. Die Oder führt Niedrigwasser. „Erste Sandflächen tauchen aus dem Gewässer auf. Schiffe können derzeit deshalb nicht mit voller Fracht fahren“, heißt in der Frankfurter Lokalausgabe der MOZ.

8. Juli: Am oberen Lauf bzw. in den Quellgebieten von Oder, Glatzer Neiße und Bober regnet es ununterbrochen. Das Landesumweltamt veröffentlicht eine erste Hochwasserwarnung.

Unternehmen aus der Region

15. Juli: Deutsche Behörden warnen: Ostdeutschland droht eine Jahrhundertflut. In Słubice werden Evakuierungspläne ausgearbeitet, die Klinik verlegt Patienten, Viadrina-Studenten sollen die Wohnheime räumen, an den Tankstellen wird das Benzin abgepumpt.

17. Juli: In Słubice beginnt die Evakuierung der Bevölkerung. Am Treffpunkt Restaurant Szczerbiński spielen sich teils dramatische Szenen ab, viele Menschen sind verzweifelt. In Frankfurt steigt der Pegel auf 5,30 Meter Alarmstufe III wird ausgelöst.

18. Juli: Die Flut hat Brandenburg erreicht, in Ratzdorf steigt das Wasser auf 6,20 Meter vier Meter über normal. An einigen Stellen tritt der Fluss über die Deiche, die sofort mit Sandsäcken verstärkt werden.

23. Juli: Bei Brieskow-Finkenheerd bricht der erste Damm auf einer Breite von zunächst 70 Metern, bis zum Abend sind es 115 Meter.

24. Juli: Im Oderbruch werden die Viehbestände ins Hinterland gebracht und in Aurith bricht der nächste Damm. Die Überflutung der Ziltendorfer Niederung ist nicht mehr aufzuhalten, Wassermassen bahnen sich ihren Weg ins Landesinnere. Auch im nördlichen Oderbruch bei Hohenwutzen ist vorsorglich die Evakuierung von 6500 Menschen angeordnet worden. Dort wird die Lage nach einem Deichabrutsch immer kritischer. Hubschrauber der Bundeswehr fliegen ununterbrochen Sandsäcke ein, die an der Bruchstelle aufgeschichtet werden. Manfred Stolpe spricht „von der größten Flutkatastrophe in der über 1000-jährigen Geschichte Brandenburgs“ und kündigt ein Sonderaufbauprogramm an.

27. Juli: In Frankfurt steigt das Wasser „entgegen aller Prognosen“, wie die MOZ damals schreibt, dramatisch an und erreicht einen neuen historischen Höchststand von 6,57 Metern.

Der Rekordpegel wird nachträglich um einen Zentimeter nach unten auf 6,56 Meter korrigiert.

1. August: Die Pegel sinken wieder. Die Deiche beginnen an mehreren Stellen abzusacken, doch in letzter Minute werden Durchbrüche verhindert. In Polen sind 640.000 Hektar Land überflutet.

2. August: Im gesamten Oderbruch sitzen die Menschen auf gepackten Koffern, die Gefahr bleibt groß. Durchnässte Deiche bei Ratzdorf und Hohenwutzen beginnen auf jeweils 15 Metern aufzureißen, können aber gehalten werden. In Frankfurt finden Einschulungsfeiern statt - Kinder aus dem Buschmühlenweg treten den Schulweg mit dem Boot an.

8. August: Die Evakuierungsanordnung im Kreis Oder-Spree wird aufgehoben. Auch Frankfurt kehrt zurück zur Normalität. Mit einem zuvor in der Stadt nie dagewesenen Aufwand konnte größeres Unheil abgewendet werden, schreibt die MOZ.
red/tgh


Liebe Leserinnen und Leser

Die MOZ feiert in diesem Jahr ihren 35. Geburtstag. Wir nehmen dieses Jubiläum als Anlass, die Geschichte der Zeitung noch einmal Revue passieren zu lassen. Im dritten Teil dieser Serie, die monatlich in der Tageszeitung erscheint, blicken wir zurück auf die Jahre 1995 bis 1997. Viel Spaß beim Lesen!

Meilensteine der Jahre

1995
1. Januar: Durch den Beitritt von Österreich, Finnland und Schweden wird die Europäische Union (EU) eine Gemeinschaft von 15 Staaten.

22. April: Frankfurts Box-Profi Axel Schulz verliert umstritten in Las Vegas seinen ersten WM-Auftritt gegen den 20 Jahre älteren George Foreman.

1996
26. Januar: Die acht Tonnen schwere Friedensglocke am Frankfurter Holzmarkt wird ein zeitweiliges Exponat im Bonner Haus der Geschichte.

5. Juli: Das Schaf Dolly, erstes geklontes Säugetier der Welt, wird geboren.

22. Juli: Silly-Rocksängerin Tamara Danz (Bataillon d'Amour) stirbt 43-Jährig.

1997
20. Januar: Bill Clinton für seine zweite Amtszeit als US-Präsident vereidigt.

29. Mai: Acht behinderte Frauen verlieren bei einem Großbrand in der Frankfurter Wichern-Wohnstätte ihr Leben.

12. Juli: In Berlin feiern rund eine Million Menschen die Love Parade.

27. Juli: Jan Ullrich gewinnt als erster Deutscher die Tour de France.

31. August: Die britische Prinzessin Diana stirbt nach einem Autounfall in Paris.