Zum 30. Firmenjubiläum seines Fliesenleger-Betriebes hat sich Alexander Wolf etwas ganz besonders überlegt. „Ich habe meine Mitarbeiter und ihre Partner auf Kreuzfahrt mit der AIDA Richtung Dänemark eingeladen“, erzählt der Frankfurter Unternehmer. Der gemeinsame Urlaub war auch gleichzeitig so etwas wie eine Abschiedstour, denn mit dem Firmenjubiläum stehen Veränderungen in dem Betrieb an.
Neue Geschäftsführung
Vor 30 Jahren, am 4. Oktober 1994, hatte der damals 24-jährige Alexander Wolf den Handwerkbetrieb eröffnet. Damals stand für den Fliesenlegermeister fest, dass er den Beruf nicht bis zu seinem Lebensende machen möchte. Daher kümmerte er sich rechtzeitig um eine Unternehmensnachfolge. Seine Wahl fiel auf einen langjährigen, kompetenten Mitarbeiter, der die Herausforderung ohne zu zögern annahm.
Am 4. Oktober 2024 wurde der Staffelstab an Sascha Eulenberger übergeben. „Der Firmenname bleibt und auch sonst ändert sich nichts. Ich bin weiterhin stiller Gesellschafter der Firma und ich hoffe, dass Sascha Eulenberger auch in 30 Jahren den Staffelstab weiterreichen kann“, sagt Wolf, der ihm ein junges Team an Angestellten übergibt. Das Unternehmen hat insgesamt 14 Beschäftigte.
Der 41-jährige Sascha Eulenberger schnupperte schon als 14-jähriger Schüler bei der Wolf Fliesenlegermeister GmbH Handwerksluft und begann im Betrieb schließlich seine Ausbildung. 2018 absolvierte er den Meister im Fliesen-, Platten- und Mosaikleger-Handwerk.
Kleiner Rückblick auf die vergangenen Jahre
Die letzten Jahre waren in der Baubranche alles andere als einfach. Während der Corona-Pandemie gab es keinen Baustopp für das Unternehmen.
„Wir durften zum Glück arbeiten gehen. An uns ist Corona vorbeigegangen. Wir konnten nicht auf dem Sofa fläzen, so wie einige Berufsgruppen“, erzählt Alexander Wolf. Es sei ungerecht gewesen, dass einige im Homeoffice geschützt bleiben konnten und im Bau lief alles fast normal weiter. „Wir waren der Gefahr der Ansteckung stark ausgesetzt“, sagt Wolf, der die staatlichen Schutz-Maßnahmen kritisch sieht.
Die Pandemie war fast überwunden und schon folgte die nächste Herausforderung: Durch den Russland-Ukraine-Krieg stiegen in der Baubranche die Material-Preise an. „Und der Kunde ist verständlicherweise auch nicht bereit, mehr Geld auszugeben“, erklärt der 54-Jährige die Problematik. Der Fliesenlegermeister und Privatinvestor weiß, wie schwierig im Moment die Lage ist. So wird unter anderem vom Staat zu wenig der Neubau von Wohnungen gefördert. „Von der Politik wünsche ich mir, dass sie zurücktritt und eine neue Regierung mehr für Unternehmen und Bürger macht. Ich sehe in dieser keine Zukunft mehr“, so Wolf weiter. Es sei frustrierend zu erleben, dass so viele Förderungen bzw. Zuschüsse und anderes gestrichen werden. „Und hinzukommt, dass alles teurer wird. Das geht so nicht“, schimpft der erfolgreiche Frankfurter Unternehmer. Auch Bürokratie-Hürden werden mehr und mehr: „Ich kämpfe seit zwei Jahren um eine Baugenehmigung. Das ist doch Wahnsinn“.
Ob er heute nochmal einen Fliesenleger-Betrieb aufmachen würde? „Ja, ich würde das Gleiche nochmal machen. Vor 30 Jahren war ich allerdings energiegeladener. Ich wollte etwas erschaffen. Das habe ich erreicht und darauf bin ich auch stolz“, so der 54-Jährige. Damals, kurz nach der Wende, war es einfacher gewesen einen Betrieb zu gründen. Es habe mehr Aufträge gegeben: „Es war eine Zeit des Aufbruchs. Im Gegensatz zu heute, eine Zeit des Abbruchs“.
Die Herausforderungen in diesen Zeiten wiegen schwer, vom Spaß am Job kann da nur wenig die Rede sein. Der Betrieb hat in den 30 Jahren immer junge Leute ausgebildet. Im Moment werden keine neuen Lehrlinge eingestellt.
„Wir können zufrieden zurückblicken“
Ein großes Dankeschön richtet das Unternehmen an alle, die die letzten 30 Jahre mit dem Betrieb mitgegangen sind.„Wir haben gute und schlechte Zeiten gemeistert. Vielen Dank an meine Mitarbeiter. Wir können zufrieden auf die Jahre zurückblicken“, sagt Wolf. Dessen größter Wunsch ist es, dass es noch mindestens weitere 30 Jahre den Betrieb geben wird.
Mitarbeiter gesucht
Im nächsten Jahr geht die “gute Seele“ des Unternehmens, Bauingenieurin Birgitt Semrau, in den wohlverdienten Ruhestand. Interessierte mit Fachwissen in den Bereichen Kalkulation und Rechnungswesen können ihre Bewerbung gern jetzt schon einreichen.
Anna Pröschild