Rund 3000 Schüler lernen gegenwärtig an den beiden Standorten des Oberstufenzentrums Oder-Spree. Angeboten wird nicht nur die Ausbildung zum Beruf, etwa 500 Schüler absolvieren hier auch ihre gymnasiale Ausbildung.
Der Fürstenwalder Standort – es war einst das landwirtschaftliche Gut Palmnicken – ist schon seit 1950 ein Ort der Ausbildung. Zunächst war es Traktoristenschule, später entwickelte diese sich zur einer anerkannten Agraringenieurschule für Melioration und Pflanzenzucht. 1952 wurden das Kulturhaus – die heutige Mensa – und zwei Internatshäuser gebaut. In den 1960er Jahren entstand der erste Schulneubau und eine Turnhalle, in den folgenden Jahren kamen weitere Gebäude hinzu. Bis 1991 sind laut Schulchronik 27000 Fachkräfte für die DDR-Landwirtschaft in Palmnicken ausgebildet worden.
Mit der politischen Wende 1989 änderte sich auch an diesem Standort vieles, aber er blieb Ausbildungsstätte: 1991 wurde das Oberstufenzentrum Palmnicken gegründet. Neun Berufs- und Ingenieurschulen der Region Fürstenwalde, Storkow, Erkner, Rüdersdorf und Heinersdorf wurden hier unter einem Dach zusammengeführt. Als vorerst letzter Schulneubau ist 2011 die Kraftfahrzeugwerkhalle übergeben worden. Sie trägt den Namen Fritz Schönwald, des langjährigen Lehrers und Mitbegründers des Fachbereiches Fahrzeugtechnik. Zahlreiche Berufe können am OSZ im technischen und kaufmännischen Bereich erlernt werden. Auch neue kamen hinzu, weil der gesellschaftliche Bedarf es erforderte: Seit 2015 bzw. 2017 werden auch Sozialassistenten und Erzieher ausgebildet. Rund 25 Millionen Euro hat der Kreis in Fürstenwalde und Eisenhüttenstadt in den letzten 30 Jahren investiert.
Aber es ging nicht nur ums Geld, auch um den Erhalt von Ausbildungsstrukturen und die Entwicklung neuer Berufsbilder. In Eisenhüttenstadt war es zum Beispiel wichtig, dass es weiter eine Facharbeiterausbildung für das Stahlwerk gab. In den Festreden wurde zurückgeblickt in die Zeit nach der politischen Wende, wo quasi über Nacht das Berufsbildungsgesetz der Bundesrepublik galt. Welche Hürden der Kreis als Schulträger überwand, um angesichts der Konkurrenz in den Nachbarkreisen und der sinkenden Schülerzahlen durch den Geburtenknick die Standorte zu sichern.
Ein klares Bekenntnis zur Schule, die nicht nur ausbildet, sondern sich aufgrund seiner vielen internationalen Kontakte seit 2005 auch Europaschule nennen darf, gab es zum Jubiläum von Landrat Rolf Lindemann. Die Aufgabe bestehe darin, das Oberstufenzentrum auch künftig „auf Höhe der Zeit“ zu halten, sagte er. Es gehe nicht nur darum, Wissen zu vermitteln und Erwerbsfähige im bewährten dualen System auszubilden, sondern auch Menschen mit Haltung, Diskussionskultur und Toleranz ins Leben zu entlassen. Eine Auffassung, die Schulleiter Axel Schmook teilt. „Mein Ziel ist es, unser OSZ auf diesem hohen Level zu halten.“ Er hofft auf ein schnelles Ende der den Schulbetrieb einschränkenden Pandemie, „um wieder gestalterisch arbeiten zu können, um den Anforderungen von Wirtschaft und Gesellschaft Rechnung zu tragen.“ (mäso/rb)