Ihre Herzen schlagen für alte Technik

15 Jahre Schlepperfreunde Philadelphia e.V.

Ihre Herzen schlagen für alte Technik

Seit 15 Jahren pflegen die Schlepperfreunde das kulturelle Erbe im ländlichen Raum

Im Büro von Ralf Wittke mit Andreas Heising: Die beiden suchen Fotos für die Chronik heraus. Auf dem Bildschirm ist eine Aufnahme von der Spendenübergabe an die Kita in Groß Schauen zu sehen. Foto: Elke Lang

17.11.2021

Philadelphia. Es war die Liebe zur Technik, die Ralf Wittke dazu geführt hat, die „Schlepperfreunde Philadelphia e.V.“ ins Leben zu rufen. „Ich bin mit alter Technik groß geworden“, erzählt er. „Mein Großvater Werner war Schlosser und mein Vater Werner Karl Arthur Elektriker.“ Am 15. November 2006 ist der Verein gegründet worden. Seine Ziele sind: Pflege des kulturellen Erbes im ländlichen Raum mit Schwerpunkt auf Erhalt und Anwendung von alter landwirtschaftlicher Technik. Andreas Heising gehörte mit Günther Obitz, Marco Wittke, Bernd Hönow, Holger Kumnert und Peter Witzke zu den Gründungsmitgliedern. „Es ging mit der Traditionspflege auch um die Bindung der jungen Generation an die Heimat“, erklärt Ralf Wittke. Die Idee zu dem Verein entstand durch die Teilnahme Ralf Wittkes mit seinem Trecker Eicher EKL 15, Baujahr 1956 aus Forstern in Bayern an Treffen in ganz Deutschland. „Das können wir auch“, habe er gedacht und 2005 privat über seine Firma „Reparaturwerkstatt Ralf Wittke“ ein Treffen organisiert. Dabei halfen ihm Fritz Walter Peter, Andreas Heising, Peter Witzke, Christina Gericke sowie die Freiwillige Feuerwehr und der Volleyballund Angelverein von Philadelphia. „Es war mit 127 angemeldeten Maschinen und rund 5600 Besuchern gleich ein Erfolg“, freut sich Andreas Heising. Spontan wurde eine Rundfahrt unternommen. „Wir haben das einfach gemacht und sind auf die Nase gefallen“, kann Ralf Wittke heute darüber lachen, dass sie damals nicht an die erforderlichen Genehmigungen gedacht hatten. Die Gruppe beschloss, auf der Basis eines eingetragenen Vereins das Treffen nun als regionale Leistungsschau zu entwickeln. Damit mussten Unterstützer und Sponsoren gewonnen werden – „ganz viel Arbeit“, stöhnt Andreas Heising, der ehrenamtlich die Öffentlichkeitsarbeit übernommen hatte. „Aber die MOZ und rbb haben uns ganz viel geholfen.“

2007 fand das erste Treckertreffen vom Verein statt, nun professionell mit Verträgen und Genehmigungen. Die Pudhys konnten für ein Konzert gewonnen werden, zu dem 4500 Besucher kamen. Insgesamt wurden rund 9000 Besucher gezählt bei 330 Teilnehmern hauptsächlich aus der Region.

Von nun an fand das Treckertreffen alle zwei Jahre immer am zweiten Wochenende im August statt, immer mit Übernachtung der Teilnehmer auf der Wiese, Konzert am Freitagabend, offizieller Eröffnung am Sonnabend mit Politikern wie den Ministerpräsidenten Matthias Platzek und Dietmar Woidke, Landwirtschaftsministern, den Vorsitzenden des Landes- und des Kreisbauernverbandes sowie Pro Agro. Der rbb schickte Detlef Olle als Moderator. Auf der Bühne traten, organisiert durch Andy Kretschmann und die Partymacher, tolle Originalbands, Nachwuchskünstler der Region, Kindergruppen aus Schule, Kita, Musikschulen und Volksmusikanten auf.

Das 5. Treckertreffen 2013 brachte den absoluten Rekord mit 828 Teilnehmern und 29000 Besuchern. „Damit waren wir das zweitgrößte Treckertreffen in Ostdeutschland und das größte in Brandenburg“, ist Ralf Wittke stolz. 4800 PKW aus 112 Landkreisen der gesamten Bundesrepublik wurden gezählt.

Das 6. Treffen im Hitze-August 2015 wurde das letzte mit noch einmal über 20000 Besuchern. „Der ehrenamtliche Aufwand und das finanzielle Risiko trotz Förderung durch Stadt, Landkreis, Betriebe und Vereine für unseren kleinen Verein mit 13 aktiven Mitgliedern im Alter von 42 bis 75 Jahren wurden immer größer“, bedauert Ralf Wittke. Untätig blieben die Schlepperfreunde deshalb nicht. Seit 2009 beteiligen sie sich am Kartoffelfest und führen die Osterausfahrt durch, nehmen an der Grünen Woche teil, seit 2014 auch an der Brandenburger Landpartie. Sie sind bei großen kulturellen Veranstaltungen der Stadt, des Landkreises und des Landes mit Kremserfahrten und Technik-Ausstellungen dabei und präsentieren den Verein bei bundesweiten Treffen. Zur Tradition gehört die Patenschaft mit dem Kindergarten „Kunterbunt“ vom Verein „Sonnenschein“ in Groß Schauen, der wie andere ortsansässige Vereine von den Schlepperfreunden regelmäßig Spenden erhält. Jeden zweiten Sonntag im Monat trifft man sich zu Schrauberstunden, und jeden zweiten Freitag im Monat wird ein kommunikatives Zusammensein durchgeführt. el
  

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