100 Jahre Hirschluch

100 Jahre Hirschluch: Jubiläumsfest am 21. Juni

Die Jugendbildungsstätte Hirschluch feiert am 21. Juni ihr 100-jähriges Bestehen: Ein Ort zwischen Glaube, Freiheit und Verantwortung, der Generationen verbindet.

17.06.2025
Hirschluch heute: Ein Ort mit Geschichte, Gemeinschaft und ganz viel Zukunft. Foto: Hirschluch
Hirschluch heute: Ein Ort mit Geschichte, Gemeinschaft und ganz viel Zukunft. Foto: Hirschluch

Wer an Hirschluch denkt, hört vielleicht zuerst das Rauschen der Bäume im märkischen Sand, das Echo von Kinderlachen, den Klang einer Glocke, deren Geschichte aus dem Tagebau gerettet wurde. Nur eine Stunde südöstlich von Berlin, zwischen Storkower Seenplatte und evangelischer Tradition, liegt dieser besondere Ort und feiert 2025 sein hundertjähriges Bestehen. Eine Geschichte, die zugleich leise und kraftvoll ist.

Ein Ort mit Haltung und Herz

Von der Berliner Stadtkindererholung zur modernen Jugendbildungsstätte - Hirschluch blickt auf 100 Jahre voller Wandel, Engagement und gelebtem Glauben zurück.

Vom Obstgut zur Jugendbildungsstätte

Als Ludwig Suderow und Johanna Nölke 1925 das ehemalige Obstgut Hirschluch erwarben, war ihre Vision klar: ein Ort für Erholung, Bildung und geistliche Einkehr. Mit einfachsten Mitteln entstanden erste Gästehäuser, ein Speisesaal - und die „Güldene Sonne“ als Herzstück.

Die Kapelle in Hirschluch, die Platz für etwa 100 Personen bietet, wurde nach ersten Planungen ab 1963 gebaut und 1975 feierlich eingeweiht. Foto: Archiv
Die Kapelle in Hirschluch, die Platz für etwa 100 Personen bietet, wurde nach ersten Planungen ab 1963 gebaut und 1975 feierlich eingeweiht. Foto: Archiv

Kinder sollten hier Gemeinschaft, Freiheit und Glauben erleben. Eine Idee, die auch Krisen überstand.

Widerstand mit Glockengeläut

In der NS-Zeit und DDR blieb Hirschluch ein Rückzugsort - für junge Christ:innen - mit - Raum für internationale Begegnung.

Ein starkes Zeichen: die Kapelle. Jahrzehntelang verweigert, wurde sie 1973 ohne Genehmigung gebaut - gemeinschaftlich, mit einfachsten Mitteln. Ihre Glocken stammen aus einem abgebaggerten Kirchdorf - Sinnbild für Hoffnung und Beharrlichkeit.

Wandel mit Weitsicht

Seit 2005 liegt die Trägerschaft bei Jugendhilfe und Sozialarbeit e.V., in KoopeIration mit der evangelischen: Landeskirche.

Investiert wurde in moderne Technik, Barrierefreiheit und neue Gebäude - etwa das 2021 eröffnete Seminarhaus „Silberner Mond“. Lichtdurchflutet, nachhaltig, mit Platz für 200 Personen - Symbol für Weiterentwicklung mit Wurzeln.

Großes Jubiläum am 21. Juni

Höhepunkt des Jubiläumsjahrs ist der 21. Juni - ein Festtag für alle Generationen.

Um 11 Uhr beginnt der Gottesdienst mit Bischof Christian Stäblein. Ab 13.30 Uhr öffnet das Gelände mit einem vielfältigen Programm, besonders für Kinder und Jugendliche.

Zentrum ist der „Garten der Grenzenlosigkeit“ - eine bunte Kinderbühne, Kreativstationen, Klettern, Basteln, Staunen. Dazwischen: Entdeckungen im Gelände, Essen aus der hauseigenen Küche, Gespräche im Grünen. Am Abend folgt die Verleihung des Demokratiepreises der Evangelischen Jugend, danach feiert Hirschluch mit der Fête de la Musique: junge Bands, Tanz, DJ - Musik bis in den Abend. Ein Tag voller Beteiligung, Begegnung und gelebtem Miteinander.

Zwischen Himmel und Erde - auch in Zukunft

- Heute besuchen jährlich tausende junge Menschen Hirschluch aus Schulen, Gemeinden, Jugendgruppen. Haupt- und Ehrenamtliche arbeiten an Themen wie Nachhaltigkeit, Spiritualität und sozialem Lernen.

Seit 2023 leitet Ruben Loewe die Bildungsstätte. Ihm ist wichtig, dass Hirschluch of fen bleibt für Wandel und zugleich in seiner Haltung erkennbar:

“Wir gestalten hier Räume, in denen junge Menschen sich ausprobieren, Wurzeln schlagen und Hoffnung entwickeln können - mitten in der Natur.“

Hirschluch ist mehr als ein Ort es ist ein Versprechen. Ein Versprechen, dass Bildung, Glaube und Gemeinschaft auch über ein Jahrhundert hinweg Relevanz und Lebendigkeit behalten können.

Dass gelebte Spiritualität nicht laut sein muss, um wirksam zu sein. Und dass ein Haus, das im märkischen Sand wurzelt, doch Flügel verleihen kann - für die nächsten 100 Jahre.
Marie Lindner